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Konzertkritik | J.I.D. im Huxleys
J.I.D. gilt als einer der talentiertesten Rapper der USA. Kaum jemand kann schneller rappen und bessere Texte schreiben. In Berlin hat J.I.D. das, wie er sagt, bisher beste Konzert seiner Tour gespielt. Von Lennart Garbes
Glaubt man dem Publikum im ausverkauften Huxleys, dann ist J.I.D. bereits angekommen auf einem Level mit den absoluten Rap-Superstars aus den USA. Schon vor dem ersten Song gibt es laute "J.I.D."-Sprechchöre für den 32-Jährigen aus Atlanta.
Wie zur Bestätigung legt der US-Amerikaner mit seinen ersten Songs ein Tempo vor, dass die Konzerthalle in Berlin-Neukölln direkt in Bewegung bringt. Schon bei den ersten Songs wird mitgesungen und mitgesprungen, als wäre es das große Finale.
Im weißen T-Shirt mit stylisch-asymmetrischen, schulterlangen Dreadlocks fegt Destin Route alias J.I.D. über die Bühne und macht seinem Namen alle Ehre. J.I.D., oder JID, ist die Kurzform für "jittery", übersetzt etwa hibbelig. Das ist der Spitzname, den ihm seine Oma als Kind gegeben hat.
Am Montagabend im Huxleys ist J.I.D., der auf der Bühne nur vor seinem langjährigen DJ Christo begleitet wird, aber "jittery" im besten Sinn. Seine Energie und Präsenz füllen die ansonsten leere Bühne komplett aus, reißen von der ersten Reihe bis auf die Tribüne an der Rückseite des Huxleys alle mit. Und seine sprachliche Gewandtheit und Präzision bei Songs wie "Off Deez" sind fast überwältigend.
Dabei ist J.I.D., der in den USA als Bindeglied zwischen klassischem Hip-Hop und modernem Trap gilt, erfrischend vielseitig. Statt übermäßigem Machogehabe, weist der US-Rapper zwischen seinen Songs mehrfach darauf hin, dass alle aufeinander achtgeben sollen und wie dankbar er allen ist, die an diesem Abend gekommen sind.
Neben der im Hip-Hop obligatorischen Arme-von-oben-nach-unten-Bewegung werfen sich Rapper und Publikum auch mehrmals zu Herzen geformte Hände hin und zurück. Dazu gibt es in der Mitte des Konzerts gleich mehrere, ruhigere Lieder von J.I.D.s neuem Album "The Forever Story". Darin rappt der US-Amerikaner sehr offen über sein Aufwachsen als jüngstes von sieben Geschwistern in Atlanta und zeigt eine andere, verletzlichere Seite von sich, etwa wenn er in "Sistanem" die durch seinen Erfolg schwierig gewordene Beziehung zu einer seiner Schwestern thematisiert.
Nach dem ruhigeren Mittelteil geht es zum Abschluss aber nochmal in eine andere Richtung. Bei "Rum 151" verwandelt sich die gesamte vordere Hälfte des Huxleys in ein Moshpit, in dem einige Mutige trotzdem weiter versuchen, mit dem Smartphone zu filmen. Währenddessen wackelt im hinteren Teil der Boden vom Hüpfen der Menge und die T-Shirts vom Dröhnen des Basses.
Der Song "151 Rum" stammt von J.I.D.s vorletztem Album "DiCaprio 2" - benannt nach seinem Idol, dem Schauspieler Leonardo DiCaprio. DiCaprio ist dabei Vorbild für Kinofan J.I.D., weil der Schauspieler – ähnlich wie der US-Rapper - lange als großes Talent galt, das trotz harter Arbeit einige Zeit auf die höchste Anerkennung warten musste.
Für sein Konzert im Huxleys bekommt J.I.D. aber direkt die größte Anerkennung. Auch nach seinem letzten Song erklingen vom glücklichen Publikum "J.I.D."-Sprechchöre. Minutenlang signiert der US-Rapper anschließend in der ersten Reihe T-Shirts, Tickets, Luftfächer und Sneakers. Zum Abschied sagt er, dass es das bisher beste Konzert seiner internationalen Tour war.
Sendung: rbb24 Inforadio, 27.06.2023, 9 Uhr
Beitrag von Lennart Garbes
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