Konzertkritik | Wolfmother im Berliner Huxleys
Rockmusik wie zu den besten Zeiten von Led Zeppelin, Black Sabbath und Co.: Dafür steht kaum eine aktuelle Band so wie Wolfmother. Am Donnerstag haben die Australier auf ihrem Konzert in Berlin gezeigt, was guter alter Hard Rock immer noch kann. Von Lennart Garbes
Das Konzept ist eigentlich immer das Gleiche - und trotzdem knallt es: Ein Gitarrenriff, bei dem man nicht anders kann, als mit dem Kopf zu nicken. Dazu ein drückender Bass, treibendes Schlagzeug und die Robert-Plant-Gedächtnis-Kopfstimme von Sänger Andrew Stockdale - fertig ist der Wolfmother-Sound. Auf dieses Konzept ist auch im Huxleys in Berlin-Neukölln Verlass.
Gleich mit dem ersten Song "Dimension" von ihrem 2006er Debütalbum bringen die Australier die komplett gefüllte Halle am Donnerstagabend in Bewegung. Mittdreißiger, die Wolfmother wahrscheinlich zu ihren Studipartys aufgelegt haben, recken genauso die zur Pommesgabel geformten Hände in die Luft wie Rockveteranen, die Ozzy Osbourne noch als Sänger und nicht als Reality-TV-Star kennengelernt haben.
Schon beim dritten Song "Woman", der durch das Pseudo-Gitarren-Simulations-Spiel "Guitar Hero" erst so richtig berühmt geworden ist, bringen alle gemeinsam den Huxley-Boden zum Beben.
Angeleitet wird das alles von Sänger Stockdale, dem letzten verbliebenen Wolfmother-Gründungsmitglied. In grauer Skinny-Jeans mit ausgewaschener Jeansweste, seinem unverwechselbaren Lockenkopf und dickem Schnauzer steht er auf der Bühne, bleckt die Zähne und schaut auffordernd in die Menge. Die reagiert jedes Mal nur allzu gerne mit Hüpfen, Klatschen und wildem Armewedeln. Dazu liefert der begnadete Gitarrist ein Monsterriff nach dem nächsten, inklusive aller erforderlichen Posen, von "Meine-Gitarre-ist-mein-verlängertes-Genital" bis zum Solo spielen über dem Kopf.
So reiht der Wolfmother-Sänger gemeinsam mit seinem oberköperfreien Schlagzeuger und seinem etwas schüchternen Bassisten eine Rockhymne an die Nächste, bis es fast etwas schwierig wird, in diesem ohrenbetäubenden Drei-Mann-Gewitter überhaupt noch musikalische Höhepunkte auszumachen. Tiefpunkte gibt es aber auch keine. Und der erste Tempowechsel "Minds Eye" nach mehr als einer Stunde bietet eine willkommene Verschnaufpause.
Dass Wolfmother seit ihrem Debüt dafür kritisiert werden, ein nur wenig innovativer Abklatsch ihrer Vorbilder aus den 70ern zu sein, kümmert an diesem Abend niemanden. Stattdessen berauschen sich Publikum und Band gemeinsam an diesem Hard-Rock-Revival, inklusive eines Covers von Led Zeppelins "Rock and Roll". Dabei sinkt das Energie-Level in der Halle nie unter Vollgas.
Dass der Sänger Andrew Stockdale vor der Zugabe dann auch noch sein Handy zückt, um die jubelnde Menge zu filmen, sorgt regelrecht für Ekstase, und am Ende wird zu "Joker and the Thief" sogar noch kollektiv geheadbangt - Ozzy Osbourne und Robert Plant können stolz sein.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.07.2023, 6 Uhr
Beitrag von Lennart Garbes
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