Berlin und Brandenburg
Die Filmproduktionen "Barbie" und "Oppenheimer" sorgen in Berlin und Brandenburg für lange Schlangen an den Kinokassen. Starke Filme und schlechtes Wetter treiben die Leute ins Kino. Doch der Hype kommt auch aus dem Netz. Von Felix Michel
Vier Worte reichen der Programmchefin der Berliner Yorck-Kinos, Claudia Dostal, um die Lage auf den Punkt zu bringen: "Es läuft gigantisch gut."
Die Hollywood-Filme "Barbie" und "Oppenheimer" ziehen aktuell so viele Menschen in die Kinos wie schon lange nicht mehr. Das bestätigen diverse Kino-Betreiber von Berlin über Potsdam bis Frankfurt (Oder).
In den 16 Berliner Yorck-Kinos gehen "Barbie" und "Oppenheimer" in die vierte Kino-Woche. Seit der Premiere wurde der Barbie-Film 755 Mal in den Yorck-Kinos gezeigt. Der deutlich längere Film "Oppenheimer" (Drei Stunden eine Minute) immerhin 304 Mal. Yorck-Progammchefin Dostal bestätigt, dass es vor allem in den ersten beiden Wochen schwer gewesem seo, überhaupt einen Platz zu ergattern. Insgesamt 80 Prozent aller verkauften Tickets gehen Dostal zufolge auf einen der beiden Filme zurück.
Den Hype kann auch Tobias Kunow vom Potsdamer Thalia bestätigen. Signifikant gute Wochen, so die Einschätzung. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Wetter der vergangenen Wochen seinen Anteil hat, sagt Kunow. Das Kino hat wohl bei vielen den Badesee als Programmpunkt ersetzt.
Vom "Run auf die Kinos" spricht auch Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock. Fünf Berliner Kinos und eines in Frankfurt (Oder) gehören zu der Kette. Überdurchschnittlich gut sei die Auslastung und auch außergewöhnlich für die Jahreszeit. Wobei das Wetter, neben den Filmen an sich, nicht der einzige Kinotreiber ist.
Wovon alle kleinen und großen Kinos berichten: "Barbie" hat einen neuen Hype ausgelöst. Der Film zieht Menschen in großen Gruppen, zum Teil in Pink gekleidet, in die Kinos. Gerne auch mit einer Barbie-Puppe unter dem Arm. Dass ein Kinogang als Happening zelebriert wird wie jetzt bei Barbie, habe man sonst nur in den USA gesehen, so Yorck-Programmchefin Dostal.
Im Thalia in Postdam kann man sich Social-Media-gerecht vor einer Fotowand ablichten lassen. Die Kinos haben Rabatte oder Freigetränke an die vergeben, die sich "Barbie" und "Oppenheimer" direkt hintereinander ansehen.
Im Internet entstand das Phänomen "Barbenheimer" – also die Kombination aus "Barbie" und "Oppenheimer". Weil die Filme sich in Genre, Aufmachung und Ton quasi genau gegenüberstehen, fliegen die Memes dazu durch das Netz. Am Anfang des Wochenendes sehe ich noch aus wie "Barbie", am Sonntag wie "Oppenheimer", so ein beliebter Vergleich. Wer mitreden will, muss beide Filme sehen. Für die Kinos ein Segen.
Die Kombination aus starkem Film, schlechten Wetter und guter Werbe- und Social-Media-Kampagne hat den Hype befeuert. Davon profitieren die großen und die kleinen Kinos. Am Montag kam die Nachricht, dass "Barbie" bereits die Eine-Milliarde-Dollar-Marke geknackt [tagesschau.de] hat. "Oppenheimer" immerhin 552,9 Millionen Dollar.
Nach Angaben des Kinoverbands vom Freitag haben deutschlandweit schon 3,7 Millionen Zuschauer den "Barbie"-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling geschaut. "Oppenheimer" immerhin schon 2,5 Millionen Menschen.
Seit Beginn des Jahres verkauften die Filmtheater nach Angabe des des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF Kino) mehr als 56 Millionen Karten - und verzeichneten damit ein Plus von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ticketverkäufe lägen damit nur noch wenige Prozentpunkte hinter dem Vor-Pandemie-Jahr 2019.
Sendung: Fritz, 11.08.2023, 13:38 Uhr
Beitrag von Felix Michel
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