Zur Feier ihres neuen Albums spielen Element of Crime fünf Tage hintereinander in verschiedenen Berliner Locations. Den Anfang machte am Montag der winzige Privatclub. Für Hendrik Schröder war es ein Fest, die Band so derart nah zu erleben.
Los geht es mit dem Song "Unscharf mit Katze" vom neuen Album "Morgens um 4". Und das erste, was toller ist als in größeren Hallen oder Open-Air-Locations, ist der Sound. Ganz warm und weich und transparent ist der. Man hört wirklich jede Note jedes Instruments. Vom Saxophon, vom Akkordeon, der schönen Slide-Gitarre von Jakob Ilja, die mit ihrer latenten Melancholie so prägend ist für diese immer etwas nachdenkliche Anmutung der Element-of-Crime-Songs. Den ganz unspektakulären souveränen Bass vom neuen Bandmitglied Markus Runzheimer (der langjährige Basser David Young war 2022 verstorben), die trockenen Drums, die fast ohne Becken auskommen. Und natürlich die immer gleiche, immer tolle, kratzende Stimme von Sven Regener.
Element-of-Crime-Sänger Sven Regener | Quelle: dpa/Christophe Gateau
Nordisch by Nature
"Ja, wir sind Element of Crime und wir spielen heute im Privatclub, hallo", sagt Regener nach dem ersten Song mit seinem gefühlt jedes Jahr noch ausgeprägter werdendem norddeutschen Idiom. Welches ja auch zur Folge hat, dass man Element of Crime sowohl als Berliner als auch als irgendwie nordische Band wahrnimmt.
Zudem ist Sven Regener der vielleicht einzige Bühnenmensch überhaupt, der sich nach seinen Ansagen und nach seinen Liedern bedankt, also pro Lied zwei Mal "Danke schön" sagt. Das wird an diesem Abend schon fast zum Running Gag. Gitarrist Jakob Ilja guckt bei den Ansagen übrigens ungerührt und regungslos so, als hätte er alles, was Regener zu sagen hat, in den vergangenen fast 40 Jahren schon mal gehört. Und wahrscheinlich ist das auch so.
Regener ist aber wirklich sehr lustig drauf an diesem Abend und als nach ein paar Songs die Luft im Club dick und schwer im Raum steht, da kippt er sich ein bisschen Wasser ins Gesicht, nimmt die dicke Brille ab und streicht sich die Haare nach hinten und sagt: "So sahen wir in den 80ern aus. Und da haben wir immer solche Clubs gespielt. Nur waren die immer halb leer." Großes Gelächter.
Es ist wirklich total ungewohnt und auch sehr erhebend, diese Band in zwei Meter Entfernung in einem derart winzigen Laden zu sehen, in den wohl kaum 200 Leute reingehen.
Ein Tag in Regeners Kopf
15 Alben haben Element of Crime gemacht, keines davon ist schlecht, das neue sogar wieder richtig gut. Eine dieser ewigen Bands, die aus endlosen Jahrzehnten Material schöpft und neben den bekannten Nummern doch immer noch einen bringen kann, den fast niemand im Publikum auf dem Zettel hat. Und man würde am liebsten mal einen Tag im Kopf von Sven Regener verbringen. Bei dem das Alltägliche immer so besonders erscheint und das Banale speziell. Wie macht er das nur, dieser Dichter? Und wenn er die Stimme dann ein kleines bisschen aus der Komfortzone quetscht, dann bekommt das Kratzige sowas Straßenpoetisches, herrlich.
Quelle: dpa/Jonas Klüter
"Wir sind ja die Band, die bei ihren Auftritten nie schwitzt", sagt Regener dann, anspielend darauf, dass die Band bei ihren Gigs als sehr bewegungsarm gilt. An diesem Abend aber ist das natürlich ironisch gemeint, denn den Musikern kleben die schwarzen Hemden triefend am Körper, die Musiker müssen sich sogar die Unterarme regelmäßig abwischen, um überhaupt weiterspielen zu können. Auch im Publikum regt sich nicht viel, es ist einfach zu heiß dafür, sich zu bewegen. Aber mitsingen, jubeln und sich tierisch freuen, diese große Band mal auf so einer kleinen Bühne zu sehen - das ging. Bis Freitag spielen sie noch im Lido, im SO36, im Admiralspalast und auf der Spandauer Zitadelle. Alle Konzerte sind ausverkauft.