Ausstellung "Klima_X" in Berlin
Obwohl wir wissen, was in Sachen Klimakrise zu tun ist, tun wir es nicht. Damit beschäftigt sich die Ausstellung "Klima_X" im Berliner Museum für Kommunikation. Trotz des Krisenthemas herrscht das Prinzip Hoffnung. Von Axel Dorloff
Gleich am Eingang des Berliner Museums für Kommunikation hängt, etwas plakativ, eine weiße Uhr, auf der es fünf vor zwölf ist. Versehen mit einem rot-grauen Schriftzug "Jetzt". Daneben auf einer Holztafel: der Klimawandel in 20 Worten. "Er ist real. Wir sind die Ursache. Er ist gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können noch etwas tun“, sagt Timo Gertler, Co-Kurator der Ausstellung vom Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main.
Er sagt, in diesem letzten Satz stecke auch die Hoffnung, "dass wir durchaus noch in der Lage sind, uns zu verändern und unser Verhalten so anzupassen, dass wir eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten Erde haben." Erst war die Ausstellung "Klima_X" in Frankfurt, jetzt ist sie in Berlin. Sie fragt auch hier: Warum tun wir nicht, was wir wissen?
Die Besucher sollten sich dem Thema Klimakrise auch emotional nähern, sagt Sebastian Mall, Co-Kurator von Reflekt/Berlin. "Wir haben einen Emotionsdetektor, wo wir diesen Emotionen tatsächlich begegnen können. Im Selbstversuch, im Kontakt mit Bildern oder eben mit Themen, die uns berühren", so Mall.
Die Bilder der Klimakrise: Eisbären auf einer Müllhalde, eine Flutkatastrophe in Bangladesch. Aber auch utopische Bilder, die in die Zukunft schauen: Kopenhagen überflutet, weil Temperaturen und Meeresspiegel ansteigen. Frankfurt am Main als Schwammstadt: begrünte Hochhäuser und überall Solardächer. Zu jedem Bild lassen sich Knöpfe drücken, auf denen eine Emotion steht, so wie Angst, Wut, Zuversicht, Hoffnung.
Trotz des Krisenthemas ziehe sich das Prinzip Hoffnung durch die ganze Ausstellung, sagt Co-Kurator Gertler. "Wir nehmen die Leute insofern an die Hand, als dass wir ihnen zeigen: Es gab in der Geschichte schon erfolgreiche Veränderungsgeschichten. Es ist nicht so, als würden wir so etwas nicht hinbekommen, sondern wir erzählen von der Kraft von so genannten Gamechangern."
Man zeige beispielsweise, dass die Klimaklage 2021 erfolgreich gewesen sei, sagt Gertler. Man erzähle aber auch Geschichten, die gar nicht direkt mit dem Klima zu tun hätten. "Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass wir heute im Restaurant sitzen und dabei keinen Tabakqualm mehr einatmen? Gesellschaftliche Veränderung bekommen wir schon hin. Und das kann uns natürlich Mut machen, wie wir mit der Klimakrise umgehen können."
In "Klima_X" geht es um die Menschen als Individuen in der Klimakrise. Das Wissen gibt es schon lange, auch das zeichnet die Ausstellung nach. 1824 hat der Naturwissenschaftler Joseph Fourier den Treibhauseffekt entdeckt.
Aber wo ist mein Handlungsspielraum im Hier und Jetzt? "Wir haben deshalb Gespräche mit einigen Klimapionier:innen geführt, die voran gehen und auch Mut machen, selbst tätig zu werden", sagt Gertler. Wer das gerne möchte, kann sich ganz konkrete Informationen aus der "Machbar" mitnehmen, "wo wir Vorschläge machen, wie man mit kleinen Schritten was verändern kann – für mehr Nachhaltigkeit", so Gertler.
Die "Machbar" sieht aus wie eine Bar. Statt Drinks gibt es aber Informationen zu den Fragen: Was tun gegen die Klimakrise? Wo liegen Handlungsoptionen im privaten Umfeld?
Am Ende der Ausstellung dann der Anruf in der Zukunft: Besucher nehmen den Hörer ab und rufen Personen im Jahr 2045 an. Indische Klima-Flüchtlinge beispielsweise, die jetzt in Berlin leben, oder ein 17-jähriges Mädchen aus Magdeburg. Sie erzählen davon, was wäre, wenn wir nicht scheitern würden - und wie es gelungen wäre, die Erderwärmung vor dem Erreichen des Kipp-Punktes zu stoppen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.09.2023, 10:30 Uhr
Beitrag von Axel Dorloff
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