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Audio: rbb24 Inforadio | 30.10.2023 | Maria Ossowski | Quelle: Komische Oper Berlin/Barbara Braun

Musicalkritik | "Chicago" an der Komischen Oper

Killer-Girls rocken den Knast

Die Komische Oper eröffnet ihr Ausweichquartier im Schillertheater mit dem Musical "Chicago". Eine kurzweilige Inszenierung mit opulenten Kostümen und viel Gekreische unter den Zuschauern, findet Maria Ossowski.

6.500 Glühbirnen strahlen, Glitzerherzchen blinken auf Korsagen, rote Federboas öffnen sich zu Blütenträumen - und das alles zu tiefschwarzem Humor und einer Story, die zynisch und abgründig und obendrein auch noch tatsächlich passiert ist.

Barrie Kosky inszeniert eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals neu, made in Berlin. Mit Stars, die allemal auch New York rocken könnten. Mit einem Text auf deutsch, der total witzig statt bieder ist. Mit Hits und großem Chor und Orchester und allem, was ein opulentes Musical braucht, um garantiert zum Dauerbrenner auch in Berlin zu werden.

Theaterkritik | Stück zur "Reichsbürger"-Szene

Das "Königreich Deutschland" im Theater unterm Dach

Wie gefährlich ist die "Reichsbürger"-Szene? Die interaktive Performance "König von Deutschland" der Gruppe Polyformers lädt ein zur Reise ins "Königreich Deutschland", das der "Reichsbürger" Peter Fitzek 2012 gegründet hatte. Von Barbara Behrendt

Geschworene fallen auf gerissene Ladies rein

Zwei Frauen bringen ihre Liebhaber um. Sie sind sexy, sie wickeln die Geschworenen, vor allem aber die Medien um ihre gierigen Fingerchen, sie lügen, betrügen, drücken auf die Tränendrüsen und schaffen es: Die Geschworenen fallen auf die Ladies rein und sprechen sie frei.

So ist es tatsächlich geschehen in Chicago 1924. Daraus entstand erst ein Theaterstück und schließlich das 1975 uraufgeführte Musical von Bob Fosse, Fred Ebb und dem Komponisten John Kander. Kosky hat lange um die Rechte einer Neuinszenierung gekämpft, und es hat sich gelohnt.

Die 1.000 Gäste im ausverkauften Schillertheater jubelten und kreischten nach jeder Nummer, was neben der rasanten Regie den Künstler:innen galt. Katharine Mehrling als berlinernde Göre Roxy röhrt, tanzt, singt, bettelt, lügt, jammert, gewinnt und verliert einfach hinreißend, ebenso Ruth Brauer-Kvam, ihre Schicksalsschwester Velma, ruchlos, neidisch, böse und geschockt.

Theaterkritik | "Die Friedensstifterin" im Palais Podewil

"Oh Israel und Palästina, vertragt euch doch"

"Die Friedensstifterin" entstand vor den aktuellen Ereignissen in Israel. Und ist doch hochaktuell. Eine schwarzhumorige Reise nach Gaza und Israel und an die Grenzen unserer Moral. Von Hendrik Schröder

Kostümschlacht mit pinkem Hausmantel und rotem Samtanzug

Beide sind Steh-auf-Frauen, die Reporter:innen lieben sie. Aufmerksamkeit heißt die Währung, mit der die Mörderinnen gewinnen, und das weit vor Instagram und Tiktok. An ihrer Seite: Jörn Felix Alt als abgezockter Anwalt Billy Flynn mit den glimmergöttlichsten Kostümen vom pinken Hausmantel à la Playboychef Hugh Hefner bis zum roten Zirkusdirektor-Samtanzug. Er singt von Liebe und will nur Kohle. Das zynische Spiel mit den Gefühlen der Geschworenen macht ihm einen Heidenspaß.

Andreja Schneider als Gefängniswärterin, Ivan Tursič als ungeliebter und liebender Ehemann im verschossenen Pollunder und Hagen Matzeit als heulsusige Reporterin Mary Sunshine - sie und die Tänzer und Chöre und vor allem Adam Benzwi als musikalischer Inspirator, Motivator, Dirigent und Pianist machen "Chicago" zu einem Muss.

In drei Stunden lässt sich die trübe Weltlage wenigstens zeitweise vergessen, um lachend in Farben, Stimmen und Musik zu schwelgen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.10.2023, 06:53 Uhr

Beitrag von Maria Ossowski

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