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Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2023 | Hendrik Schröder | Quelle: imago images

Konzertkritik | Rapper Maeckes in Metropol Berlin

Trash und Tränen

Der Stuttgarter Rapper Maeckes ist vor allem mit seiner Band "Die Orsons" bekannt. Aber er gibt auch Solo-Konzerte. Mit Gitarre statt Beats. Veröffentlichungen gibt es davon nicht. Und das ist auch richtig so, sagt Hendrik Schröder über das Konzert von Maeckes im Metropol.

Erst mal vorweg: Maeckes ist eine wahnsinnig lustige Bühnenfigur. Die Leute im ausverkauften Metropol am Nollendorfplatz kichern sich schon scheckig, da hat er noch kein Wort gesagt. Da sind noch nicht mal die Spots an, da steht er nur in einer Art billigen Feuerwehruniform inklusive Helm auf der Bühne und guckt so rum. "Ist das geil", ruft eine Zuschauerin und hat schon Tränen vor Lachen in den Augen. Die Pseudo-Uniform hat übrigens Klettverschlüsse und nach einem Song reißt Maeckes sie sich unter großem Getöse vom Leib und steht dann in einem komplett silbernen Showanzug da und tanzt über die Bühne.

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Plötzlich taucht dann hinter ihm sein "Schatten" auf. Ein Mann in einem schwarzen, hautengen Ganzkörperkostüm, der immer zwei Meter hinter Maeckes steht und seine Bewegungen synchron nachmacht. Oder sagen wir, versucht nachzumachen. Dann schon schnell stellt sich heraus, dass in dem Kostüm kein Schauspieler steckt, sondern ein begnadeter Gitarrist, der dafür da ist, Maeckes´ dann doch eher durchschnittlichen Gitarrenkünsten zu unterstützen.

Die Feuerwehr sucht sieben Stunden lang den Brand

Und obwohl Maeckes kein guter Gitarrist ist und seine Songs meist auf 3-4 Alltagsakkorden basieren, ist das in allen Belangen mitreißend, was er da macht. Meist sitzt er, neben sich eine Holzfigur von einem Hintern auf Beinen (ja, wirklich), auf dem sein Handy liegt, von dem er manchmal Sounds abspielt. Die Songs pendeln zwischen totalem Gaga und melancholisch-traurigen manchmal wütenden Beobachtungen der Ereignisse. In seinem Leben. In der Welt.

Er ist wirklich ein kluger Künstler. Der auf der einen Seite ein 5-teiliges Quatschlied darüber singen kann, warum das Dorffeuerwehrfest derart gut war, dass die Feuerwehr (deswegen wohl auch die Uniform am Anfang) im Anschluss sieben Stunden lang mit zwei Promille im Turm einen Brand gesucht hat und ihn einfach nicht finden wollte. Und im nächsten Moment einen Liebesbrief besingt, den er aus dem Schützengraben schreibt. Weil plötzlich Krieg war. Immer mehr Krieg war in der Welt , bis er auch eingezogen wurde.

Es läuft einem kalt den Rücken runter, so vorstellbar erscheint das gerade. Oder sein Song "Bucketlist", der vom sweeten Popsong über all die Dinge, die man schon "geschafft" hat im Leben plötzlich kippt in einen derben Rant gegen das Konzept Bucketlist überhaupt.

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Fans kaufen sich Erwähnungen

Dann kommt aber wieder großes Showprogramm. Beim Song "Dein Name" werden Live- Namenserwähnungen versteigert und tatsächlich kommen Fans nach vorne, schmeißen Geld in die Kasse und lassen sich eine Zeile lang besingen. Und dabei zeigt Maeckes wirklich die ganz große Showkunst. Spontan und ohne Plan auf Leute und Situationen reagieren, schlagfertig, witzig, unverschämt, charmant.

Ein kleines bisschen wirkt er dabei wie ein schwäbischer Felix Lobrecht mit Gitarre auf dem Schoß. Zu jedem Namen fällt ihm etwas ein. Am Ende kommt einer mit Perücke und falschen Zähnen auf die Bühne und möchte für nur fünf Euro einen einzigen Buchstaben seines Namens gesungen bekommen. Kriegt er.

Bei "Partykirche" von den Sitzen

Am Ende zu den Zugaben trägt der Schattengitarrist dann ganz helle Klamotten, wird als Bertram vorgestellt und darf noch einen seiner eigenen, super versierten Gitarrensongs spielen. Dann kommen doch noch mal Beats aus den Boxen und beim Track "Partykirche" (den kennt man von regulären Maeckes Auftritten), reißt es dann alle endlich von den Stühlen. Ja, das Konzert war bestuhlt, was bei so einem jungen Publikum ja eher ungewöhnlich aussieht.

Es ist folgerichtig, dass Maeckes Gitarrenchaoskonzerte nie aufgenommen und veröffentlicht wurden. Sowas muss man live erlebt haben. Bei nächster Gelegenheit auf jeden Fall hingehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2023, 6:55 Uhr

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