Sie gelten als sagenumwobene Liveband und verwandeln angeblich jeden Laden in wenigen Minuten in ein Tollhaus. Ob Kakkmaddafakka dieses Versprechen auch knapp 20 Jahre nach Gründung noch einlösen können? Von Hendrik Schröder
Kurz vor der Show kommt ein Roadie auf die Bühne und stellt die Mikrofronständer mithilfe eines Zentimermaßes auf die richtige Höhe. Das sieht jetzt eher pedantisch aus als nach Rock 'n' Roll, aber mal sehen.
Dann kommen die Musiker der norwegischen Indie-Band Kakkmaddafakka wie Sportler einer nach dem anderen auf die Bühne gerannt und gesprungen und recken und ballen die Fäuste ins Publikum, als würden sie eine etwas träge Menge für die letzten Minuten der Nachspielzeit noch mal anfeuern wollen, dabei lässt sich das Berliner Publikum doch gar nicht lange bitten und ist schon on fire, bevor überhaupt ein Ton gesungen wurde. Mit geschätzt 1.000 Leuten ist das Astra zwar weit entfernt von ausverkauft. Aber dafür, dass die Band vor nicht mal einem Jahr schon mal in Berlin war, ist das ordentlich voll.
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Pose und Triumph
Ein paar Hüpfer links, ein paar Hüpfer rechts - und das im Takt und mehr oder weniger unisono: Kakkmaddafakka haben Tanzschritte einstudiert und die sehen so wunderbar bescheuert aus, dass das Publikum echt lachen und juchzen muss. Clowns sind die Typen da vorne, in ihren Muskelshirts und mit verkehrt herum aufgesetzten Baseballcaps und Pornobalkenoberlippenbärten, und immer wieder diesen Gesten, wie sie am Ende eines Songs die Gitarren triumphierend gen Menge recken, als wären sie gerade Weltmeister geworden. Dann laufen sie wie im Ententanz aneinander vorbei und klatschen sich ab. Was für Vögel.
Playboys und Seppel
Und wenn Sänger Axel Vindenes sprech-jazzt wie ein norwegischer Udo Lindenberg, dass ihnen das leid tue, dass sie sich so oft verspielen würden und dass es daran liegt, dass so viele hübsche Frauen in der ersten Reihe stehen und dass sie dafür aber auch sehr dankbar sein würden ... und überhaupt Berlin, feel the vibe, und heute sei ein guter Tag gewesen, aber manchmal werden die Abende noch besser als die Tage und so weiter und so weiter ... dann ist es auch gut, wenn die Musik dann zügig weiter geht.
Bei alldem sehen Kakkmaddafakka übrigens fantastisch aus, ganz genau, wie man sich so kerngesunde, strahlende Norweger eben vorstellt. Und dann ziehen sie teilweise die Shirts aus und haben kein Gramm Fett am Leib. Also Playboys sind sie schon irgendwie auch, aber sie machen sich halt zum Seppel dabei und dann geht das. So vibe-mäßig, ne?
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Disco und Gitarre
Und außerdem spielen die so gut, dass es die Menge aber langsam grillt. Wenige Bands sind so viel auf Tour wie Kakkmaddafakka und bei den wenigsten schieben sich zwei Gitarren, Keyboard, Bass so symbiotisch ineinander wie bei Kakkmaddafaka. Wie nennt man den Sound eigentlich genau? Disco mit E-Gitarre?
Jedenfalls schiebt und drückt und groovt es direkt bis ins Tanzbein, kaum jemand steht still. Kakkmaddafakka wirken bei alldem routiniert und souverän. Bei aller Feierbiestlaune, die wissen schon sehr genau, was sie wann machen und machen müssen und lassen die Sache nicht einfach so laufen. Gut so. Professionell abfeiern ist gar nicht so leicht.
Der beknackteste Bandname der Welt
"Kakk Madda Fakka" steht unterdessen auf dem Backdrop hinter der Bühne, die drei Worte untereinander. "Kakk Madda Fakka" steht auf der bei jeder Show obligaten riesigen Fahne, die Keyboarder Sebastian Kittelsen irgendwann über die Bühne schwenkt. "Kakk Madda Fakka" rufen sie in die Crowd und "Kakk Madda Fakka" ruft die Crowd zurück.
Und jedes Mal und immer wieder denkt man: Was für ein schwachsinniger Bandname. Aber, hey, als sie sich den ausgedacht haben, da waren sie noch minderjährige Schüler. Und dass sie echt mal als schweißtreibende Groove-Maschine durch die Welt fahren und Scharen von Fans verzücken würden, so wie an diesem Abend im Berliner Astra, das konnte damals doch wirklich niemand ahnen.