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Video: STUDIO 3 - Live aus Babelsberg | 06.10.2023 | Quelle: dpa/Jens Kalaene

"Falling in Love"

Friedrichstadt-Palast präsentiert Glitzer-Show für 13 Millionen Euro

Es glänzt und funkelt in der neuen "Grand Show" des Friedrichstadt-Palasts. Jean Paul Gaultier höchstpersönlich hat für "Falling in Love" die Kostüme entworfen, ein Tiroler Kristallhersteller sorgt für Glitzer-Effekte. Das hat einiges gekostet. Von Anja Caspary

Nach "Arise!" kommt der Friedrichstadt-Palast mit einer neuen opulenten Show: "Falling in Love" wird ab dem 11. Oktober zwei Jahre lang auf der fast 3.000 Quadrameter großen Bühne laufen, der größten Theaterbühne der Welt. Hundert Tänzer:innen, Sänger:innen und Akrobat:innen glitzern in Kostümen, die der Pariser Modeschöpfer Jean Paul Gaultier entworfen hat. Der legendäre französische Couturier arbeitet zum zweiten Mal nach "The One" mit dem Friedrichstadt-Palast zusammen.

Kostümdirektorin Elisabeta Pian schwärmt von seinem großen Interesse an dem Berliner Haus und von seiner Akribie. Seine Kostüme zitieren seine Markenzeichen "Matrosenstreifen" und "spitze Brüste". Und um zu überprüfen, wie sie am bewegten Objekt sitzen, kam er zu allen Anproben angereist. Gaultier stattete allem die "Sparkling Scenes" im "Kristallpalast" aus, die mit Hundert Millionen Swarovski-Kristallen bestückt sind. In diesem Meer aus Glitzerteilchen performen die Tänzer:innen und Akrobat:innen ihre Choreografien, und wenn sie die Kristalle durch die Hände rinnen lassen oder mit ihren Schritten aufwirbeln, ist dies ein fast taktiles Erlebnis für das Publikum.

"Falling in Love"

Echte und unechte Swarovskis

Der Tiroler Kristallhersteller hat schon das Kleid von Marlene Dietrich im Sternberg-Klassiker "Der blaue Engel" (1930 ) ausgestattet. Deshalb mussten es auch die "echten" sein, man wollte schließlich Theaterhistorie weiterschreiben. Laut Elisabeta Pian arbeiten die Österreicher mit "ganz kleinen Steinen, die auf ganz besondere Art geschliffen sind, so dass eine Kennerin sofort unterscheiden kann – in echte oder unechte Swarovskis."

Die über 13 Millionen Euro teure neue Show ist die teuerste in der Geschichte des Palasts. Dies liege aber weder an Gaultier noch an der Tonne Swarowski-Kristalle, sondern laut Intendant Bernd Schmidt, an der Inflation. Alleine die Kosten der Baumaterialien seien im Vergleich zum Budget der letzten Show um 15 Prozent angestiegen, und "dann wollten wir halt auch noch etwas drauflegen".

Toleranz und gegenseitiger Respekt

Schmidt und sein Team, das sich aus fast 30 Nationen zusammen setzt, legten nicht nur am Bühnenbild noch etwas drauf. Sie besannen sich auch auf ihren zehn Jahre alten Slogan "Respect each other", der als Banner hell am Friedrichstadt-Palast leuchtet. "Wir haben russische und ukrainische Menschen im Ensemble", sagt Bernd Schmidt. "Das heißt wir respektieren uns hier gegenseitig. Aber diese Toleranz und dieses Sich-Aufeinander-Einlassen, das ist inzwischen leider keine Selbstverständlichkeit mehr. 'Respect each other' soll nicht nur ein Satz sein, wir hören uns am Friedrichstadt-Palast gegenseitig zu und wollen dass sich jede und jeder hier frei entwickeln kann". Dazu gehört auch Inklusion.

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Zum ersten Mal gibt es im Friedrichstadt-Palast einen Hauptdarsteller mit Handicap. Der junge Tänzer Callum Webdale, der mit Anfang 20 schon die Londoner Compagnie "Deaf Man Dancing" mitgegründet hat und für Sänger Jamie Cullum bei der Paralympics Show in der Wembley Arena getanzt hat, ist gehörlos. Alle Texte werden für den Briten von Gebärdendolmetschern übersetzt, der Bühnenboden wurde verändert, sodass Webdale die Schallwellen der Musik spürt und seine Garderobe wurde mit Lichtsignalen ausgestattet, da er die üblichen Klingelzeichen nicht wahrnehmen kann.

Webdale stellt den jungen gehörlosen Poeten You dar, frei nach William Blake, der buchstäblich zu keiner Farbe passt und überall durch das Raster fällt. Erst als er im "Garten der Liebe" (The Garden of Love) landet, gibt es Licht am Horizont. Der Höhepunkt von "Falling in Love" ist also nicht etwa der größte Swarovski-Kristall der Welt, sondern das berühmte Gedicht von William Blake (1757-1827) , das Webdale in Gebärdensprache vorträgt.

Sendung: Studio 3, 06.10.2023, 18:45 Uhr

Beitrag von Anja Caspary

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