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Quelle: dpa/Ralf Hirschberger

Della Awards

Gehörlose Filmschaffende treffen sich zu Festival in Babelsberg

Die ersten Della Awards 2023 wollen mehr Inklusion in der Filmbranche erreichen. Das internationale Festival findet dieses Wochenende in Potsdam-Babelsberg statt und richtet sich vor allem an taube, aber auch an hörende Filmschaffende. Von Magdalena Bienert

Im Babelsberger Thalia Kino werden Freitag und Samstag 80 Filme gezeigt, von denen die besten dann Samstag im Studio Babelsberg ausgezeichnet werden. Die Festival-Bedingung: Gehörlose müssen vor oder hinter der Kamera eine wichtige Rolle spielen.

Statistenjobs reichen auf keinen Fall, sagt der Festivalleiter und Vorsitzende des Zentrums für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen Berlin & Brandenburg (ZfK), Uwe Schönfeld: "Wir haben insgesamt 2.640 Einreichungen bekommen. Das hört sich unheimlich viel an, aber davon sind etwa 2.500 Filme gewesen, die nur untertitelt waren, und die Leute haben gedacht: Wenn der Film untertitelt ist, dann können wir uns ja bewerben."

Das sei aber keineswegs die Barrierefreiheit und Anerkennung, die sich das Della-Award-Team für die Filmschaffenden vorstellt.

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Dokumentarfilme über Misshandlungen an Gehörlosenschulen oder eine taube Muslima, die während der Pandemie schwanger wird und an ihre Grenzen mit dem Gesundheitsamt stößt, gehen ans Herz. Auch das deutsche Drama vom ZDF "Du sollst hören" von 2022 wird gezeigt, hier spielen die beiden gehörlosen Schauspieler:innen Anne Zander und Benjamin Piwko die Hauptrollen.

Benjamin Piwko hat als erster Gehörloser eine Hauptrolle in einem Tatort bekommen und trat 2019 in der RTL-Show "Let's Dance" an. Für ihn ist das Filmfestival eine Herzensangelegenheit, übersetzt ihn eine Gebärden-Dolmetscherin bei der Pressekonferenz: "Ich fühle mich ein bisschen, wie im siebten Himmel oder wie bei einem Lottogewinn!" Die Chance sich mit anderen internationalen Gehörlosen aus der Filmbranche auszutauschen und auch den Hörenden zu vermitteln "wir sind ganz normale Menschen, die normale Sachen machen", sei unheimlich toll, erklärt der 43-Jährige.

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Neuer Job am Filmset: Deaf Supervisor

Die Idee zum Della Award entstand schon 2020. Festivalleiter Uwe Schönfeld, selbst Kind gehörloser Eltern und seine Frau Christina Schönfeld (gehörlose Regisseurin und Gebärdensolistin im Bereich Oper) arbeiten beide beim ZfK und der Berlin-Brandenburger Dolmetscherzentrale. Recht schnell konnten sie mit ihren Kontakten das Filmfest im Team auf die Beine stellen und Filmschaffende aus anderen Ländern vernetzen. Dabei stellten sie fest, dass alle Gehörlosen in der Filmbranche das gleiche Problem hätten: Berührungsängste von Seiten der Hörenden in der Branche. Erst jetzt gäbe es langsam ein neues Bewusstsein für die Bedürfnisse der deaf community im Film.

"Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Produktionsfirmen und auch mit Castingfirmen ist in den letzten Monaten gewachsen. Langsam kommt das Verständnis dafür, wie Gehörlose ticken und inwieweit sie unterstützt werden müssen, wenn sie einen Einsatz haben", sagt Schönfeld. "Es ist ein No Go, dass Hörende die Gebärdensprache lernen und dann als Taube im Fernsehen auftreten!"

Aber natürlich benötigt ein Gehörloser am Filmset etwas andere Bedingungen als der Rest der Crew. Inzwischen gibt es den Job des "Deaf Supervisor". Eine Art Vermittler am Set, damit die Kommunikation klappt und sich alle verstanden und wohlfühlen bei der Arbeit. Er achtet auch darauf, dass im Drehbuch keine falschen Regieanweisungen stehen, wie etwa: "Es klopft laut. Vater und (gehörloser) Sohn drehen sich gleichzeitig zur Tür und schauen erschrocken."

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Extra aus Amerika nach Potsdam gekommen sind Oscar-Gewinner Troy Kotsur ("Coda"), der beim Della Filmfestival eine eigene Produktion zeigt, und Lauren Ridloff. Sie spielte in der Serie "The Walking Dead" mit und ist die Superheldin Makkari im Marvel-Film "Eternals". Auch sie bestätigt die Angst, die vorherrscht, mit Gehörlosen zusammen zu arbeiten.

"So viele Menschen werden marginalisiert und übersehen in Hollywood. Sie werden nicht besetzt, weil die Leute Angst haben. Aber es ist doch Platz für alle am Tisch, setzt euch zu uns. Ich hoffe, dass meine Präsenz in Hollywood und jetzt auch hier, das symbolisiert. Wenn ich hier sein kann, können das auch andere."

Mehr Sichtbarkeit im Film ist eine Hauptbotschaft des Festivals, das sich auch an Hörende richtet. Die ersten Della Awards 2023 werden vor allem vom ZfK finanziert, wo auch die Berliner und Brandenburger Dolmetscherzentrale angedockt ist. Außerdem hat das Brandenburger Wirtschaftsministerium Geld gegeben und Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle ist Schirmherrin. Der Stein ist also ins Rollen gebracht, nicht nur für Gehörlose der Filmbranche ein wichtiges Zeichen, sondern grundsätzlich für einen weiteren Schritt Richtung gelebte Inklusion.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.23, 16:15 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

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