Neuköllner Musikclub Hole 44
Das Hole 44 ist einer der neuesten Clubs in Berlin. Es läuft gut, der Club soll ein Ort für musikalische Aufbauarbeit, für Newcomer sein – und hat eine abwechslungsreiche Vergangenheit. Von Bruno Dietel
Ein weißer Flachbau an der viel befahrenen Berliner Hermannstraße, zwischen S-Bahnhof und Stadtautobahn. In diesem Gebäude könnte alles sein: eine Glücksspielhölle, eine Lagerhalle, zwielichtiges Gewerbe. Aber ein Livemusik-Club für bis zu 600 Menschen, hier im Süden von Neukölln? Niemals! Nur ein paar angeklebte Konzertplakate lassen erahnen, dass hier in der Hermannstraße 146 tatsächlich eine der jüngsten und neuesten Live-Bühnen der Stadt steht.
Livemusik in dieser Ecke der Stadt, hinter diesen Wänden – der Aha-Effekt ist den Besuchern des Hole 44 sicher, wie Betreiber André Krüger sagt. Der Club gehört zu Channel Music, die Firma betreibt auch das Huxleys an der Hasenheide, den Jazzclub Quasimodo in Charlottenburg oder das Zita unter der Zitadelle Spandau.
2021 hat das Hole 44 eröffnet, früher war hier mal das Kino Globus und danach der polnische Club Galaxy. Krüger war mit seiner Firma auf der Suche nach einer kleineren Location. Die Begeisterung bei der ersten Begehung des Ortes hielt sich bei ihm in Grenzen, der Innenraum schien viel zu klein. Was er nicht wusste: In der Halle war noch eine Zwischendecke eingezogen, der obere Rang aus Kino-Zeiten verborgen. Als der Makler ihm den freigelegten Rang etwas später zeigte, war er überzeugt – der Blick auf die Bühne von da "unglaublich".
Die alte Kino-Empore hat den Umbau nicht überlebt, wurde durch eine moderne, neue Stahlkonstruktion ersetzt. Und auch sonst wurde der Innenraum im Hole 44 komplett entkernt. Die Akustik wurde lange und akribisch geplant, sodass die Nachbarschaft möglichst wenig gestört wird. Mit der Cluberöffnung 2021 mitten in der Corona-Pandemie wollte André Krüger ein Zeichen setzen – zu Anfang konnte er die Location nur mit 2G-Auflagen betreiben. Aber er wollte, dass in Berlin nicht immer nur Clubs schließen, sondern auch mal welche neu eröffnen.
Das Hole 44 hat sich über die letzten zwei Jahre warmgespielt – mit Shows von Leuten, die in ihrer Heimat sonst ganze Stadien füllen. Der britische Indie-Künstler Sam Fender war im November 2021 für eine intime Clubshow im Hole 44. Tate McRae, inzwischen eine der bekanntesten kanadischen Popstars, hat in dem Club in Neukölln im Mai 2022 ihre erste Berlin-Show überhaupt gespielt.
Im vergangenen Jahr haben insbesondere mittelgroße Newcomer und deutsche Rapkünstler das Hole 44 für sich entdeckt, in das maximal 600 Besucher reinpassen. Eine gute Raumakustik, eine intensive Bindung zwischen Künstlern auf der Bühne und dem Publikum, eine gute Sicht in allen Ecken des Clubs – das sind laut Betreiber Krüger die Faktoren, die Künstler ins Hole 44 locken.
Für das erste Halbjahr 2024 ist die Location in Neukölln schon sehr gut gebucht: Am 20. Februar spielt die britische Pop-Newcomerin Holly Humberstone, im März der aufstrebende Sänger Tjark aus dem Berliner Umland.
Für Betreiber André Krüger erfüllt der Club eine wichtige Funktion innerhalb der Berliner Livemusik-Kultur, in der es schwierig sei, Livemusik in diesem mittelgroßen Rahmen eine Bühne zu geben. Das Hole 44 sei ein Ort für Aufbauarbeit – die Newcomer, die dort jetzt spielen, sind in ein paar Jahren vielleicht in großen Hallen zu sehen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.01.2024, 9:55 Uhr
Beitrag von Bruno Dietel
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