Interview | Regisseur Kay Voges
Die Aufdeckung eines Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten hat für viel Aufsehen gesorgt. Am Berliner Ensemble wird die Recherche am Mittwoch in Szene gesetzt - mit neuen Details. Regisseur Kay Voges über den "Geheimplan gegen Deutschland".
rbb: Man kann die Recherche über das Potsdamer Geheimtreffen von Rechtsextremisten ja auch nachlesen. Was ist aus Ihrer Sicht der Mehrwert dabei, dies nun für die Bühne zu inszenieren?
Kay Voges: Ich sehe das Theater auch als eine politische Plattform. Und wir versuchen, diese Erkenntnisse, die die Recherche gegeben hat, nochmal zu vertiefen und kollektiv mit Besucherinnen Zeit zu nehmen, […] um tiefer in diese Recherche hineinzuschauen und den unsagbaren Dingen auch einen Körper und eine Stimme zu geben, um sie vielleicht besser nachvollziehen zu können.
Das sind Körper und Stimmen von sechs Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter Constanze Becker und Veit Schubert. Nehmen diese Schauspielerinnen und Schauspieler die Rollen der Beteiligten bei dem Treffen ein, zum Beispiel die von Roland Hartwig, dem persönlichen Referenten der AfD-Parteichefin Alice Weidel?
Die Schauspieler:innen werden teilweise in die Figur des Journalisten hineinspringen und versuchen zu analysieren, was da passiert. Aber sie werden auch eine Art von Reenactment [Nachstellung, Anm.d.Red.] vornehmen und Texte sprechen, wie sie auch gefallen sind im Landhaus Adlon.
Als Sie eingetaucht sind in diese ganze Recherche, was hat Sie da am meisten schockiert?
Vieles war mir bekannt. Allerdings die Drastik und die Selbstherrlichkeit, wie dort gesprochen worden ist, das Ausmaß war mir in der Form nicht bewusst, und ich war wirklich schockiert über diese neuen Erkenntnisse. Und sofort war mir klar: Da müssen wir alles tun, um eine maximale Verbreitung von diesen Erkenntnissen zu bekommen, weil ich glaube, es ist wichtig, dass die Menschen in Deutschland wissen, was Gruppen, Gruppierungen, die so einen Zulauf haben, gerade eigentlich hinter verschlossenen Türen planen.
Die Zivilgesellschaft hat ja schon reagiert. Am Wochenende gab es Demonstrationen zum Beispiel in Berlin und Potsdam. Was würden Sie sich wünschen, was darüber hinaus noch passieren soll?
Ich freue mich sehr über die Solidarität und das entschiedene Nein gegen Rechts, das zurzeit auf den Straßen zu hören ist. Aber trotzdem glaube ich, dass Aufklärung ein ganz wichtiger Bestandteil ist. Wir müssen in diesem Superwahljahr ein mündiges Volk haben. Und ich glaube, das Theater ist der richtige Ort dafür, um eine Schulung in Mündigkeit zu bekommen, um komplexe Sachverhalte tiefer zu verstehen. Und ich würde mir wünschen, wir würden diese Debatte über Verfassungsfeindlichkeit in der AfD tiefer und tiefer debattieren – in der Gesellschaft wie aber auch vor Gericht.
Am Mittwochabend sollen im Berliner Ensemble auch weitere Details aus dieser Recherche veröffentlicht werden. Können Sie vielleicht andeuten, worum es bei diesen Details gehen wird?
Zurzeit werden letzte journalistische Schritte gemacht, um auch wirklich handfest klare Details erzählen zu können. Deswegen darf ich darüber jetzt nicht reden. Aber es wird veröffentlicht, zeitgleich mit der Recherche, die dann auch im Netz veröffentlicht wird. Und so werden um 21:20 Uhr am Mittwoch weitere Details – wenn alles gut läuft – ans Licht kommen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Frank Meyer von rbb Kultur
Das Interview ist eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Original können Sie hören, wenn Sie auf das Bild oben klicken.
Sendung: rbb Kulturradio, 16.01.2023, 7:10 Uhr
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