AfD-Politiker bei Eröffnung
Die Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hat die Entscheidung verteidigt, AfD-Politiker von der Eröffnungsgala auszuladen. Angesichts breiter Kritik sei es "eine sehr schwierige Geste, zu sagen: 'Sie sind willkommen!'"
Nach Angaben von Co-Berlinale-Chefin Mariette Rissenbeek ist die Ausladung von AfD-Politikern von der Eröffnungsgala des Filmfestivals aufgrund der scharfen Kritik voin vielen Seiten erfolgt.
Wie Rissenbeek der rbb24 Abendschau am Freitag sagte, gab es Reaktionen "auf die Tatsache, dass AfDler von der Berlinale eingeladen werden, über den roten Teppich willkommen geheißen werden im Berlinale-Palast, wo gleichzeitig alle Menschen, die dort sind, für Antidiskriminierung, gegen Rassismus, für Demokratie und für Gleichheit sind." Rissenbeek betonte: "Es ist eine sehr schwierige Geste dann zu sagen: Sie sind willkommen! Kommen Sie zu uns!"
Man habe im Team und im Publikum der Berlinale gespürt, wie schwer es falle, als weltoffenes, demokratisches Festival aktiv Politiker der AfD einzuladen, so Rissenbeek. Das explizite Einladen sei eine andere Geste als die AfD bei Filmvorführungen einfach zuzulassen, so die 68-Jährige. Dies sei weiterhin möglich.
Auf die Frage, ob es bessere Absprachen zwischen Senat und Berlinale hätte geben müssen, sagte Rissenbeek dem rbb, es sei gängige Praxis, Einladungslisten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Diverse AfD-Äußerungen in den letzten Wochen hätten jedoch die undemokratische und ausgrenzende Grundhaltung der Partei klargemacht.
Ähnlich äußerte sich Michael Schäfer, Beirat im Vorstand des Bundesverbands Regie, der einen offenen Brief von 200 Filmschaffenden unterzeichnet hatte. Die AfD habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie "ein antidemokratisches Verhalten an den Tag legt und zwar in einem Maße, wie es jetzt auch vom Verfassungsschutz teilweise überwacht", sagte Schäfer am Samstagmorgen im rbb24 Inforadio. Damit sei es "nicht mehr akzeptabel, Vertreter:innen solcher Parteien oder dieser Partei auf öffentlichen Veranstaltungen zu haben".
Die AfD sei zuletzt auch durch Anfeindungen von Filmschaffenden und Vorwürfe gegenüber Kultur- oder Medieneinrichtungen aufgefallen. So werde gefordert, "das Regelungen über Diversität zurückgenommen werden sollen und dass der Rundfunk und des Fernsehen schon eine gewisse Gleichschaltung erfahren sollen".
Die AfD sei zwar als demokratisch gewählte Partei im Senat und anderen Parlamenten vertreten, sagte Schneider. "Als solche ist es politische Gepflogenheit, sie wie jede andere Partei zu solchen Veranstaltungen einzuladen." Dennoch müsse seiner Ansicht nach die Einladungspraxis überdacht werden.
Natürlich müssten in einer Demokratie Parteien und Vertreter von Parteien gleich behandelt werden. "Auf der anderen Seite: Wie wie geht man mit Menschen um, die diese Partei vertreten, die offen und nachweislich eben antidemokratisch handelt und dieses System, in dem sie sich im Moment noch bewegt und von dem sie auch profitiert, zerstören will oder zumindest in großen Teilen abschaffen will?"
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals. Die diesjährige Ausgabe wird am kommenden Donnerstag eröffnet. Zur Eröffnung waren zunächst auch AfD-Politiker eingeladen. Die Festivalleitung erklärte, dass die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Berliner Senat Einladungskontingente für die Berlinale erhielten, die an Mitglieder aller Parteien im Bundestag und im Abgeordnetenhaus vergeben werden. Nach heftiger Kritik hatte das Filmfestival die Parteivertreter der AfD wieder ausgeladen.
Die Berliner AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker kritisierte die Entscheidung der Berlinale-Leitung als "kulturpolitisches Fanal". Die Berlinale grenze nicht nur AfD-Abgeordnete, sondern auch deren Unterstützer aus, anstatt sich für Pluralität einzusetzen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.02.2024, 21:00 Uhr
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