Interview | Max Mutzke
Vor genau 20 Jahren wurde er Achter beim ESC: In diesem Jahr will es Max Mutzke nochmal wissen und tritt Freitag mit acht weiteren Kandidaten beim ESC-Vorentscheid in Berlin an.
Wer vertritt Deutschland beim ESC 2024 in Malmö? Das entscheidet sich an diesem Freitagabend (22:05 Uhr) in Berlin bei der ARD-Sendung "Eurovision Song Contest - Das deutsche Finale" [eurovision.de]. Zur Auswahl stehen neun Kandidaten. Die Show im Ersten und auf One wird von Barbara Schöneberger moderiert.
Vor allem Newcomer bemühen sich um den Startplatz, um am 11. Mai am ESC in Malmö teilnehmen zu können. Deutschland schnitt in den vergangenen Jahren beim ESC enttäuschend ab, im vergangenen Jahr belegte die Band Lord of the Lost den letzten Platz.
Der bekannteste Anwärter in diesem Jahr ist der Musiker Max Mutzke, der beim ESC vor 20 Jahren den achten Platz belegt hat.
rbb: Herr Mutzke, es macht den Eindruck, dass es in vielen Ländern Tradition ist, Deutschland bei der Punktevergabe einfach zu ignorieren. Warum tun Sie sich das an?
Max Mutzke: Ja, das ist eine sehr berechtigte Frage. Ich habe die letzten Jahre nichts mit dem Grand Prix zu tun gehabt. Bei der eigenen Teilnahme habe ich vor allem so viel zu tun gehabt, dass ich emotional nicht begriffen habe, was diese Veranstaltung für die Menschen bedeutet.
Aber ich hatte letztes Jahr das große Glück bei der ARD-Pre-Show mit Barbara Schöneberger dabei zu sein und so durfte ich Liverpool drei Tage als Zuschauer genießen. Und da habe ich gemerkt, meine Güte, das ist echt eine wahnsinnig schöne und friedliche Veranstaltung.
Es ist unglaublich vielfältig, bunt und divers. Und man hat so das Gefühl, wow, macht das einen Spaß, zuzuschauen. Und ich habe letztes Jahr gesagt, wenn ich nochmal mitmachen würde, dann muss ich das nächstes Jahr machen, weil dann ist 20-jähriges Jubiläum.
Ihr neuer Song heißt "Forever Strong" und darin heißt es "We are so good, so freaking good to make everything out of almost nothing" ("Wir sind so gut, so verdammt gut, dass wir aus fast nichts alles machen können.") Das klingt auch ein bisschen nach ESC-Optimismus.
Ja, aber das ist total richtig. Uns fliegt momentan viel um die Ohren, mit allen Konflikten weltweit, aber auch mit der Hetze in sozialen Netzwerken, mit der Hetze in privaten Netzwerken. Die Menschen verlieren diesen inneren Kompass, hat man gerade das Gefühl.
Und schönerweise ist eine Woche, nachdem ich den Song geschrieben habe, dieses intrinsische Gefühl in Deutschland angekommen, dass man wieder für Vielfalt und Toleranz auf die Straßen muss.
Jetzt gehen ja Hunderttausende auf die Straße, um für Demokratie zu demonstrieren. Und es scheint irgendwie vielen Menschen abhandengekommen zu sein, dass es so universelle Werte gibt, an denen man nicht rütteln kann. Man muss mit Respekt miteinander umgehen, man muss sich tolerieren.
Deswegen habe ich gedacht, man kann da schon wieder darauf aufmerksam machen, weil beim Grand Prix, bei dieser Veranstaltung zeigen Hunderttausende von Menschen in der Stadt, dass es nämlich funktioniert. Wenn es eine Veranstaltung gibt, die zeigt, dass Diversität funktioniert, dann der Grand Prix.
Aber es ist eben auch eine Veranstaltung, in der Deutschland in den letzten Jahren eher schlecht abgeschnitten hat. Sie sind damals Achter geworden. Was ist Ihr ESC-Geheimnis?
Es geht um Authentizität. Das ist das Wichtigste, weil Menschen erkennen sehr schnell, ob das nur eine Show ist und ob man jemanden versucht zu kopieren. Deswegen werde ich auch bei diesem Auftritt meinen Fokus voll auf meine Kernkompetenz legen, nämlich meine Stimme.
Auch der Auftritt wird sehr reduziert sein. Ich werde da alleine stehen, keine Band, keine Tänzerinnen und Tänzer und werde aus meiner Stimme das rausholen, was ich kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview mit Max Mutzke führten Meili Scheidemann und Max Ulrich, Radioeins.
Der Text ist eine redigierte und gekürzte Fassung. Das komplette Interview können Sie oben im Audioplayer nachhören.
Sendung: Radioeins, 16.02.2024, 18:10 Uhr
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