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Quelle: Imago

Alte Münze

Aktionswoche für das House of Jazz in Berlin startet

Ein "House of Jazz" für und in Berlin. Das wäre doch was, fand der bekannte Jazztrompeter Till Brönner und suchte sich Mitstreiter für eine Umsetzung. Jetzt wird mit einer Jazz-Aktionswoche auf die Pläne aufmerksam gemacht. Von Hendrik Schröder

"Improvising a Zentrum" ist der Übertitel der sechs Tage dauernden Veranstaltung, und der Name ist gleichermaßen Attitüde. Denn alles ist improvisiert und das soll auch so sein. Ort des Geschehens ist die Alte Münze in Mitte. Eine alte Münzprägerei, die seit einigen Jahren schon immer wieder Platz bietet für Künstler:innen und Kreative.

Draußen riecht es nach Lagerfeuer, Tischtennisplatten sind aufgebaut in der Eingangshalle, Basketballkörbe, Feldbetten stehen im Kreis, so aufgestellt, als könne man sich direkt jetzt drauflegen und hier übernachten. In einer Nische hängen hölzerne Musikinstrumente von der Decke. Dann öffnen sich die Türen zum Hauptraum. Lange Tische stehen mitten im Raum, mit Tischdecken, Kerzenleuchtern, dazwischen Instrumente, Schlagzeuge, ein Flügel, ein Podest.

Vielleicht 60, 70 Leute sind zum Eröffnungsabend gekommen. Die meisten selbst aus der Jazzszene. Wie ein verschworener, bestens gelaunter Kult sehen sie aus in den teils verrückten Klamotten und im Kerzenlicht.

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Stöhnend durch den Raum

Dann beginnt die erste Performance, und wer mit dem Genre improvisierte Musik und sehr frei gespieltem Jazz nicht so wahnsinnig vertraut ist, der muss sich vielleicht erst mal ein bisschen eingrooven.

Eine Frau setzt sich an den Flügel und greift nach behutsamen Beginn direkt in die Saiten und zerrt und schubbert daran herum, während eine andere Frau mit weißem Umhang, einer Discokugel auf dem Kopf und einer weiteren in der Hand stöhnend und schreiend durch den Raum torkelt, immer wieder fällt. Die erste Performance, wie gesagt.

Wie fühlt es sich an?

Sechs Tage lang soll das jetzt so gehen, bis zum Samstag. Jeden Tag ab 12 werden die Räume geöffnet sein, werden sich Musiker und Künstlerinnen, Komponistinnen und alle möglichen Kreativen treffen, kochen, reden, komponieren und Stücke erarbeiten (bzw. improvisieren), die dann am Abend aufgeführt werden sollen. Der Eintritt ist immer frei und jeder und jede ist willkommen, vorbeizuschauen, mitzureden, zuzuhören.

Und warum das alles? Die Idee eines eigenen Zentrums für Jazz und improvisierte Musik gibt es schon seit Jahren, sagt Kuratorin Tina Heine. Weil es zwar einige kleine Clubs gäbe, in denen diese Art von Kunst und Musik stattfinden könne, aber eben keine zentrale Institution, keine eigenen Räume. Deswegen wolle man jetzt diese sechs Tage lang mal gucken, wie es sich anfühlt, wenn es solche Räume geben würde.

Ausdruck und Noise

Etwas später zucken verwackelte Videosequenzen über die Betonwände. Grell flackernd, wie im Krieg gegen die Netzhaut. Zwei Drummer gleichzeitig spielen dazu einen scheppernden Soundtrack. Das ist herausfordernd. Irgendwo zwischen Ausdruck und Noise. "Sehr intensive Performances waren das, das lässt hoffen auf die kommenden Tage", sagt Mark Schmorling, Pianist und Komponist und einer der Musiker, der die Alte Münze bis Samstag bespielt.

Auch die Räume seien toll. Wenn es nach ihm ginge, könnte das Jazz House gleich hier in den Räumen der Alten Münze bleiben und ein Ort werden, an dem Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt leben und arbeiten könnten. Das sei doch wichtig, solche Räume für Kunst und Kultur zu sichern und sie nicht nur dem Kommerz zu übergeben.

Sendung: Radioeins, 06.02.2024, 9.20 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

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