Die Landesmittel sind knapp in Berlin. Deshalb soll ein Großteil der Flächen der "Alten Münze" in Mitte künftig an ein privates Unternehmen vermietet werden - die Spreewerkstätten, die auf dem Gelände bereits einen Club betreiben. Von Kirsten Buchmann
Haus 3 der "Alten Münze", erste Etage. Hier tagte am Montag der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, um über die Zukunft der "Alten Münze" zu beraten, eines Areals am Moltkenmarkt in der Nähe des Alexanderplatzes.
Bisher plante das Land Berlin, Gebäude der "Alten Münze" nach und nach zu sanieren, unter anderem für die Clubkultur sowie für die freie Kulturszene und den Jazz, letzteres auch mit Bundesgeldern. Nun soll dagegen laut einem Auflagenbeschluss des Berliner Abgeordnetenhauses ein privates Unternehmen, die Spreewerkstätten, als Mieter zum Zuge kommen.
Aufgrund gestiegener Baukosten lässt der schwarz-rote Senat die Pläne für ein "House of Jazz" im Veranstaltungsort "Alte Münze" fallen. Ein kommerzieller Betreiber soll künftig das Haus leiten. Die Grünen kritisieren die Entscheidung.
Der Saal in der "Alten Münze", in dem der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses darüber diskutiert, ist groß, hell und stellenweise rot-blau beleuchtet. In dieser Kulisse kämpft Chris Benedict von der Koalition der freien Szene bei den Parlamentariern darum, nicht einen Großteil der Flächen künftig den Spreewerkstätten mit einem langfristigen Mietvertrag zu überlassen.
Sie sehe, sagt Benedict, "hier nun die eklatante Gefahr, dass die Alte Münze sich weiter zu einer Party- und Eventlocation" entwickle. Das widerspreche dem, was zuvor der Ausschuss für den Ort beschlossen habe.
Bezahlbare Orte für die freie Kulturszene
Denn verabredet gewesen sei, die "Alte Münze" in einem Miteinander zu entwickeln. Chris Benedict fordert deshalb ein Moratorium, also Bedenkzeit, statt eines Mietvertrags mit den Spreewerkstätten.
Rückenwind bekommt sie von Seiten der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus. Daniel Wesener von den Grünen unterstreicht, es brauche "genau diesen Grund und Boden" im Sinne von "bezahlbaren Produktions- und Präsentationsorten für diese Kulturszene".
Die Alte Münze aus einer Luftaufnahme am 25.01.2021. | Quelle: picture alliance/Bildagentur-online/Joko
Wesener argumentiert, wolle das Land die freie Szene künftig auf wiederum von den Spreewerkstätten gemieteten Flächen unterbringen, müsse es dafür letztlich Mietforderungen dieses Privatunternehmens subventionieren. Die Kulturpolitikerin der Linken, Manuela Schmidt, kritisiert das Verfahren einer Direktvergabe an die Spreewerkstätten als "intransparent" und sagt: "Ich würde gerne den Rechnungshof befragen."
Club-Standort erhalten
Die CDU verteidigt die Pläne für die "Alte Münze". Sie will mit einer langfristigen Vermietung an die Spreewerkstätten die "Alte Münze" insbesondere als Club-Standort erhalten. Sechs Jahre sei an dem Standort "nichts passiert", so der CDU-Politiker Christian Goiny.
Inzwischen hätten die Spreewerkstätten dort investiert, und einen Ort geschaffen, "an dem ganz viele künstlerische und kulturelle Nutzungen regelmäßig stattfinden". Sicher werde es möglich sein, von Seiten der Kulturverwaltung mit den Spreewerkstätten eine Verabredung zu treffen, "dass das auch weiterhin in diesem Umfang gewährleistet bleibt".
Die hohen Energiekosten sind auch an Berlins Museen nicht spurlos vorübergegangen. Angesichts knapper Mittel sind manche von ihnen ab Mitte April länger geschlossen. Davon betroffen sind auch Häuser auf der Museumsinsel.
Auch Kultursenator Joe Chialo (CDU) versucht die Wogen zu glätten bei der freien Kulturszene und der Interessengemeinschaft Jazz, die weiter auf Produktions- und Präsentationsräume in der "Alten Münze" pochen. Er arbeite daran, versichert er, dass sie eine Heimat in der "Alten Münze" behielten: "In diesem speziellen Fall werde ich mich natürlich in dem uns vorgegebenen Rahmen dafür einsetzen, dass hier Räume entstehen."
Mit dem vorgegebenen Rahmen dürfte Chialo auf die knappen Kassen der Landes Berlin anspielen, die sich auch auf die Kultur auswirken. Auch dort muss gespart werden - wodurch ungewiss bleibt, ob und wie viele Flächen künftig tatsächlich für die freie Szene in der "Alten Münze" zur Verfügung stehen werden.
Zu einem House of Jazz, wie es zuletzt ebenfalls für die "Alte Münze" geplant war, gebe es demnächst Gespräche mit dem Bund, sagt der Kultursenator, ohne Details zu nennen.
Die Vertragsverhandlungen mit den Spreewerkstätten zur Alten Münze sollen laut der zuständigen landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH in den nächsten Wochen starten. Fraglich ist, ob sich bis dahin die Empörung der freien Kulturszene gelegt hat.