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Quelle: imago stock&people/Frederic Kern

Interview | 8.000 Folgen "GZSZ"

"Mir gefällt es, wenn meine Tage so getaktet sind"

Seit 1992 läuft die Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" im deutschen Fernsehen. Nun ist Folge 8.000 zu sehen. Jessica Steuer schaut die Serie seit Ende der 1990er Jahre regelmäßig. Das heißt: jeden Tag. Sie verrät, was für sie den Reiz ausmacht.

rbb|24: Hallo Frau Steuer, Sie schauen regelmäßig Ihre Lieblingsserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", die unter der Woche allabendlich um 19:40 Uhr startet. Was passiert, wenn kurz nach halb acht Uhr abends eine Freundin mit dringendem Redebedarf anruft?

Jessica Steuer: Dann würde ich der Freundin selbstverständlich trotzdem zuhören. Denn ich weiß ja, wo die Wiederholung läuft.

Zur Person

Jessica Steuer

Seit wann schauen Sie die Serie und wie kommt das?

Ich schaue regelmäßig "GZSZ", seit ich ungefähr zwölf Jahre alt bin. Also seit 1998. Eine meiner Freundinnen hat eine ältere Schwester, die schon relativ weit in die Serie involviert war und wenn ich abends dort war, habe ich ab und zu gemeinsam mit meiner Freundin mitgeschaut. Das wurde dann mit der Zeit immer regelmäßiger. Jetzt ist es schon lange so, dass ich wirklich keine Folge verpassen möchte. Oder auf jeden Fall den Anschluss brauche.

Ist das eine schöne Routine oder schon "Sucht"?

Definitiv eine Routine. Ich habe keine Entzugserscheinungen, wenn ich dann doch mal Folgen verpasse.

Schauen Sie allein oder noch immer mit der Freundin von damals?

Weder noch. Ich schaue inzwischen mit meiner eigenen Familie. Also mit meinem Mann und oft auch mit den Kindern.

Was ist der besondere Reiz der Serie für Sie?

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Mich haben, gerade im Jugendalter, wo man sich selbst finden will, die Charaktere fasziniert und mitgerissen. Zu der Zeit fand ich insbesondere die Liebesgeschichten toll. Das hat mich schon sehr angesprochen und ich wollte dann natürlich auch wissen, wie die sich weiterentwickeln. Mit Freude, Leid und Herzschmerz und allem, was so dazu gehört.

In "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" werden neben ordentlich Herzschmerz auch – ganz ähnlich wie früher in der "Lindenstraße" - aktuelle und auch politische Themen aufgegriffen. Finden Sie das gut?

Ja, vor allem, seit das viel authentischer geworden ist. Anfangs waren das gefühlt immer nur Explosionen, Flugzeugabstürze, Bunker-Erlebnisse oder Angriffe – also eher krasse Storys mit Mord und Totschlag. Aber die Serie wurde extrem gut weiterentwickelt und geht mit der Zeit. Jetzt tauchen da eher aktuelle Themen auf, mit denen man sich selbst beschäftigt. Umwelt- und Klimaschutz beispielsweise.

Momentan gibt es einen Darsteller, der Rollstuhlfahrer ist. Da wird das gesamte Set der Serie barrierefrei angepasst.

Ihre Begeisterung geht ja so weit, dass Sie sogar als Komparsin am Set Ihrer Lieblingsserie waren. Wie kam das?

Ich interessiere mich schon lange für Schauspielerei. Irgendwann habe ich mich dann ganz allgemein bei Castings angemeldet als Komparsin. Ich war auch mal Komparsin in einem Film, bei dem einer der Darsteller inzwischen im Cast von GZSZ ist.

Aber bei GZSZ selbst war ich dann tatsächlich insgesamt sieben Mal als Komparsin dabei. Das war schon wirklich besonders toll für mich.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?

Ja. Das ist Emily. Sie wird von Anne Menden gespielt. Emily hat sich als Figur über die Jahre – sie spielt schon etwa zwanzig Jahre mit – enorm entwickelt. Ich mag aber beispielsweise auch ihre Modetrends. Ihre Rolle ist für mich ausschlaggebend für die Serie. Ich sehe sie einfach gerne und habe ihre ganze Entwicklung mitverfolgt. Also Liebespartner, die sie hatte oder die Mutter, die sie dann geworden ist.

Wenn sie den Serientod sterben müsste, würde mich das sehr betrüben. Aber es gibt ja viele Charaktere bei GZSZ, die ich gut finde, sodass ich mich dann auf diese konzentrieren würde.

Schauen sie auch andere, beispielsweise amerikanische Serien?

Nein. Keine einzige.

In den letzten Jahren hat sich Fernsehschauen ja unter anderem durch das Internet extrem verändert. Vieles muss man jetzt nicht mehr live anschauen. Hat sich dadurch für Ihr Sehverhalten auch was getan?

Ja. Früher kam der ganze Wochenrückblick der Serie immer am Samstagmorgen. Das habe ich, wenn ich etwas verpasst habe, geschaut. Jetzt ist es so, dass ich die Folgen ja auch vorab anschauen kann. Wenn ich beispielsweise weiß, dass ich keine Zeit habe, weil ich etwa mit Freunden verabredet bin.

Man kann die Folgen immer fünf Tage vorausschauen. Aber das mag ich gar nicht so sehr. Ich schaue die jeweilige Folge gern am richtigen Tag – egal, auch wenn sie dann mit Werbeunterbrechungen läuft. Mir gefällt es, wenn meine Tage so getaktet sind.

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Können Sie sich vorstellen, die Serie irgendwann nicht mehr zu schauen?

Nein, tatsächlich nicht. Aber ich schalte manchmal ab. Denn ich leide stark mit den Charakteren mit. Meine Lieblingsfigur Emily wurde eine Zeitlang sexuell belästigt und gestalkt. Das konnte ich gar nicht sehen. Ich habe dann erst wieder eingeschaltet, als es vorbei war.

Was bedeutet Ihnen der doch recht berühmte Titelsong der Serie "Ich seh in Dein Herz"?

Die Melodie habe ich immer im Ohr, summe die mit und höre auch auf den Text. Aber ansonsten ist sie weder der Klingelton meines Handys noch sonst in irgendeiner Form wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

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8.000 Folgen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"

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