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Audio: rbb24 Inforadio | 13.05.2024 | Sylvia Tiegs | Quelle: rbb/Sylvia Tiegs

Filmhaus an der Karl-Marx-Allee

Kino International legt zweijährige Sanierungspause ein

Der Vorhang im Berliner Kino International öffnet sich am Montag vorerst zum letzten Mal: Für zwei Jahren legt das Premierenkino eine Pause ein. Das legendäre Filmhaus an der Karl-Marx-Allee muss nämlich gründlich saniert werden. Von Sylvia Tiegs

Für das Kino International ist in diesem Frühjahr der erfolgreichste Arthouse-Winter seit 10 Jahren zu Ende gegangen: Filme wie Poor Things und vor allem The Zone of Interest hatten in dem Bau auf der Karl-Marx-Allee deutschlandweit die meisten Besucher.

Die Branche und der deutsche Kinomarkt schauen seit Jahrzenten auf das Haus, in dem schon 1980 "Solo Sunny" von Konrad Wolf als bis heute erfolgreichste Aufführung lief. Schon damals hatte das Filmhaus einen exzellenten Ruf, weil es als Premierenkino konzipiert hervorragende Filme zeigte. "Spur der Steine" aus dem Jahr 1966, das Homosexuellen-Drama "Coming Out" 1989 oder Westimporte vom Klassenfeind, wie "Dirty Dancing" - die zeigte das International schon vor dem Mauerfall.

Aber die besten Zeiten des Lebens fordern nun ihren Tribut, sagt Thore Horch von der Yorck-Gruppe, zu der das International gehört. "Die Modernisierung ist tatsächlich der Hauptgrund, und es ist nicht, dass wir sagen 'Ah, wir langweilen uns, lass uns mal irgendwas mit dem Internationalen machen", so Horch. "Es ist ein wunderschönes Haus, es hat die nötige Infrastruktur, aber alles hinter den Wänden muss erneuert werden."

Kino International wird 60

Hommage an eine Ikone der Kinokultur

Stahlbeton und elegantes Interieur: Das International hat Flair. Bevor das frühere DDR-Premierenkino eine Sanierungspause einlegt, feiert es 60. Geburtstag. rbb-Filmkritiker Knut Elstermann über ein architektonisches Juwel mit Erinnerungswert.

Komplette Technik des Kinos wird ausgetauscht

Das bedeute, dass auch die komplette Technik des Kinos ausgetauscht werde - Elektro, Klima. Das Kino kriegt danach einen Laserprojektor. "Das heißt, das Bild wird nochmal schärfer, hat bessere Schwarz- und Scharfwerte, wir kriegen eine 7.1 Tonanlage, aktuell ist es 5.1." Dazu kommen Lautsprecherboxen in die Seitenwände. Das gibt mehr Raumatmosphäre. Wo wir schon im Kinosaal sind: Die blaue Theaterbestuhlung bleibt, nur zwei Sitzreihen sollen weichen: für ein bisschen mehr Beinfreiheit. In der Panoramabar vor dem Saal muss das 40 Jahre alte - und ziemlich ramponierte - Parkett raus, dafür kommt ein neues rein.

Wiedereröffnung 2026

Bleiben werden die Kronleuchter in der Bar, genauso wie das "Donut" genannte lederne Sitzmöbel unten im Foyer. Befürchtungen, das International könnte nach dem Umbau nicht mehr wiederzuerkennen sein, kann Thore Horch gleich entkräften. "Wir mögen das Haus auch so wie es ist, wir wollen hier kein wunderschönes Kongresszentrum draus machen", sagt Horch. Es muss also niemand den aktuellen Kassenschlager "Sterben" als schlechtes Omen sehen. Das "International" werde nur temporär zugemacht, versichert er.

Allzu wilde Bauvorhaben sind in dem Gebäude von 1963 sowieso nicht drin: das Kino steht unter Denkmalschutz. Unter anderem deshalb kommen auch keine Solarpaneele aufs historische Dach, und auch die Fassade wird bleiben, wie sie ist. Anfang 2026 soll der Vorhang dann wieder aufgehen im "International".

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.05.2024, 08:23 Uhr

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