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Audio: rbb24 Inforadio | 21.05.2024 | Jakob Bauer | Quelle: picture alliance/NurPhoto/D.G.Herazo

Konzertkritik | King Gizzard & the Lizard Wizard in Berlin

Gruselig gut

Die Band King Gizzard & the Lizard Wizard hat nicht nur einen außergewöhnlich langen Namen, sondern auch eine außergewöhnliche Diskographie. Seit 2012 haben die Australier 25 Alben veröffentlicht - nun waren sie zu Gast in Berlin. Von Jakob Bauer

Einmal hat die australische Band King Gizzard & the Lizard Wizard ein Album gemacht, da waren alle Lieder genau zehn Minuten und zehn Sekunden lang. Einmal eines, bei dem alle Songs komplett in Dur komponiert waren. Einmal eines mit mikrotonaler Musik, mit dem schönen Titel "Flying Microtonal Banana". Und letztes Jahr unter anderem ein Fantasy-Thrash-Metal-Album über die petro-dragonische Apokalypse.

Diese Aufzählung an ungewöhnlichen Musik-Konzepten könnte noch ewig so weitergehen, denn diese Band ist musikgewordene Hyperaktivität. 25 Alben in zwölf Jahren haben King Gizzard & the Lizard Wizard bisher veröffentlicht und hier passt dieser uralte Spruch mal wirklich: Die Passen in keine Schublade.

Womit beginnen die Australier also dieses Konzert in der Berliner Columbiahalle? Mit einem Rock-Brett? Mit einer Psychedelic-Nummer? Oder mit einer Jazz-Eskapade? Nein, mit einem fast schon introvertierten 30-minütgen Elektronik-Jam.

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Es droht die Implosion

Zu fünft stehen sie um ein Pult und fummeln an Geräten rum, der Drummer spielt ein paar Beats und man weiß nicht so recht, wo das hinführt. Aber das passt dann auch schon wieder ganz hervorragend, denn King Gizzard & the Lizard Wizard sind nicht auf die Bühnen dieser Welt gekommen, um Erwartungen zu erfüllen. Gerade dafür lieben sie ja die Fans.

Obwohl es an diesem Abend auch so ist: Die Stimmung ist schon vor Konzertbeginn vorfreudig aufgeheizt, die Leute wollen abgehen, tanzen, sich derbe rumschubsen. Und da braucht es dann schon Chuzpe, so dezent zu beginnen. Hätten die Australier diese Art von Musik das ganze Konzert lang durchgezogen, die Menge wäre wohl irgendwann implodiert. Aber dann schieben sie das Pult mit den Elektronik-Geräten zur Seite, schmeißen die Verstärker an und grooven mit dem satten Sound von drei Gitarren, Keyboard, Bass und Schlagzeug so richtig in den Abend rein.

Kauzige Genialität

Aber auch im weiteren Verlauf des Abends kriegt man das Konzert nicht so recht zu fassen, was wiederum die Großartigkeit ausmacht. Mal spielen die Australier straighten, heißen Seventies-Rock, der Keyboarder schwingt sich dabei auf die Frontmannposition und schmalzt sich so richtig schön in die Ohren rein. Dann kommt ein 20-minütiger Song, in den sie gleich drei oder vier unterschiedliche Titel gleichzeitig einbauen. Und an allen Ecken und Enden drängt diese kauzige Genialität in die Musik. Kaum ein Takt ist gerade, kaum ein Rhythmus zum gefälligen Mitklatschen, jede Ausfahrt, jede Seitenstraße, die sich auftut, nimmt die Band mit Vollgas.

Wild tigern sie über die Bühne - mindestens drei der sechs Männer mit Frontmann-Qualitäten. Sie schreien, singen und croonen ins Mikro. King Gizzard & the Lizard Wizard erfüllen ihre ganz schön komplexe Musik mit noch mehr Leidenschaft. Die überbordende Kreativität gepaart mit der rohen Live-Energie zündet - aber so richtig. Spätestens als die Band ihre schnellen, harten, präzisen und unglaublich wuchtigen Metal-Nummern in die Menge feuert, brennt die Halle.

Was wohl die nächsten 25 Alben so bringen?

Nach zwei Stunden ist der Zauber vorbei und man denkt sich so: Hm... eigentlich haben sie doch überall nur reingedippt? Das hätten gern nochmal zwei Stunden mehr sein können. Aber das ist ja das gruselig-gute an dieser Band: Auch nach 25 Alben, 50 Musikgenres, hunderten Songs und stundenlangen Konzerten hat man immer noch das Gefühl: King Gizzard & the Lizard Wizard haben ihr Pulver noch lange nicht verschossen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.05.2024, 06:55 Uhr

Beitrag von Jakob Bauer

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