Berliner Haushalt
Der Berliner Senat muss das aktuelle Haushaltsloch stopfen. Einige Projekte stehen deshalb auf dem Prüfstand. Auch die bereits laufende Sanierung der Komischen Oper. Die Intendanten warnen vor einer Kostenexplosion. Von Oda Tischewski
Wer die Komische Oper als ein plüschiges, üppig mit Gold verziertes Haus in Erinnerung hat, der bekommt beim Betreten des Foyers derzeit einen Schreck: Spanholzplatten verdecken die empfindlichen Wandverkleidungen. Deckenstuck, Spiegel und Teppiche sind verschwunden.
In den Wänden klaffen eckige Löcher, aus denen weiße Kabel hängen. Und auch der historische Opernsaal sieht ohne Bestuhlung, Kronleuchter und Rangbrüstung recht wüst aus. Und dabei wurde mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten noch gar nicht begonnen, erklärt Intendantin Susanne Moser.
"Man nennt es auch vorgezogene Maßnahmen, die im Moment hier stattfinden, dass wir die denkmalgeschützten Teile einlagern, sowie die gesamten Kabel und Heizungen zurückbauen", so Moser, damit "Bauuntersuchungen stattfinden können, und somit eine bessere Kostenkalkulationsbasis da ist für die nächste Planungsstufe."
Wie viele Gebäude in Berlin ist auch die Komische Oper ein wildes Puzzle aus Teilen unterschiedlichen Alters: Der Zuschauerraum von 1892 überlebte den Krieg und wurde anschließend in eine modernes architektonisches Ganzes integriert - die letzte Sanierung fand Ende der 1960er Jahre statt. Dass die mal wieder nötig war, wurde spätestens klar, als über den Publikumsreihen ein Netz aufgespannt werden musste: Von der Stuckdecke waren Teile abgebrochen und ins Parkett gefallen, so Philip Bröking, der mit Susanne Moser die Doppelspitze der Komischen Oper bildet.
"In der Technik knirscht es und in den Elektroleitungen brezelt es und das ist ein richtig gefährlicher Arbeitsplatz geworden – für unsere Techniker einerseits, aber auch für unsere Künstlerinnen und Künstler", erklärt der Co-Intendant. Nach seinen Angaben stand das Gebäude kurz vor der baupolizeilichen Schließung, "weil es einfach vernachlässigt wurde."
Jetzt soll nicht nur die Technik runderneuert werden: Mit der Schadstoffsanierung wurde schon begonnen, die Standfestigkeit des Opernhauses wird überprüft. Zur Glinkastraße entsteht ein neuer Verwaltungstrakt mit Probebühnen, das Gebäude zur Straße Unter den Linden wird nach den Sanierungsarbeiten nicht mehr zur Komischen Oper gehören.
Im September 2023 übergaben die Intendanten der Komischen Oper und der Kultursenator den Schlüssel zum Opernhaus symbolisch an die Senatsverwaltung für Bauen und Stadtentwicklung. Die Andeutungen aus dem Senat, man wolle das Projekt - wie viele andere - nun noch einmal auf den Haushaltsprüfstand stellen, hat die Intendanten überrumpelt.
"Das ist natürlich für uns jetzt ein ganz wichtiger Schritt, dass die Politik sich weiter zu diesem Bauvorhaben bekennt, weil das jetzt zu stoppen ist viel zu spät", sagt Moser. "Wir sind bereits in der Sanierung, wir befinden uns hier jetzt auf einer Baustelle und jede Verzögerung, jedes Anhalten, jeder Baustopp würde zu einer Kostenexplosion führen."
40 Millionen Euro pro Jahr würde ein Auf-Eis-Legen des Sanierungsprojektes kosten, rechnen die Intendanten vor. Ende des Jahres sollen die Vorbereitungen abgeschlossen und die Kostenkalkulation vorgelegt werden. Die Leitung des Hauses ist zuversichtlich, dass man dabei im Plan bleiben werde: 500 Millionen Euro Baukosten, eine Bauzeit von geschätzt sechs Jahren. Wenn die Politik ihnen jetzt trotzdem die Unterstützung entzöge, wäre das ein fatales Zeichen - auch über Berlin hinaus, erklärt Philip Bröking.
[Die ehemalige Kulturstaatssekretärin; Anm. d. Red.] "Monika Grütters hat das mal sehr richtig gesagt: Alles, was kulturell in Berlin stattfindet, strahlt in die Republik aus. Und wir wissen, es wird in Düsseldorf ein neues Haus gebaut, die sind übrigens kostenmäßig – wie auch in Stuttgart – beim Doppelten", so Bröking. Das hieße, wenn in Berlin die Lichter ausgehen würden, würde es in der Republik "zappenduster" werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.07.2024, 14:55 Uhr
Beitrag von Oda Tischewski
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