Audio: Radio Fritz | 04.08.2024 | Jule Kaden | Quelle: dpa
Konzertkritik | Nina Chuba in Berlin
Apfelschorle statt Wildberry Lillet
Nina Chuba hat am Samstagabend in der ausverkauften Zitadelle Spandau gespielt. Man könnte auch sagen: Berlins sympathischste Babysitterin hat abgeliefert. Von Magdalena Bienert
Die Zitadelle ist mit 10.000 Menschen ausverkauft. Es scheint, als sei fast die Hälfte auf dem Open-Air-Konzert im Grundschulalter, teilweise noch jünger und überwiegend weiblich. Keine Frage, Nina Chuba taugt als Rolemodel und sorgt sofort für leuchtende Augen und textsicheres Mitgrölen mit ihrem Eröffnungstrack "Nina" von ihrem erst noch erscheinenden zweiten Album.
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Darin heißt es selbstbewusst im Refrain:
"Wer ist wieder da? (Nina, Nina, Nina)
Wer macht Träume wahr? (Nina, Nina, Nina)
Wer muss nicht mehr sparen? (Nina, Nina, Nina)
Ich sag's dir nicht nochmal, merk dir, merk dir meinen Namen!"
Längst passiert! Seit genau vor zwei Jahren ihre Nummer-Eins-Single "Wildberry Lillet" vom Debut-Album "Glas" erschienen ist, kennt jede:r ihren Namen. Zumindest alle, die auf Tiktok zuhause sind, denn dort hatte der Song bereits vor Veröffentlichung über vier Millionen Aufrufe.
Manga-Look und Peter-Fox-Vibes
Grün-schwarze Korsage, schwarze Hotpants, schwere Stiefel, die langen Haare in der vorderen Hälfte zu zwei Knoten hochgesteckt und mit silbernen Ringen verziert, Fake-Sommersprossen – der typische Nina-Chuba-Style mit einem Hauch von Manga. Dazu diese super nahbare und sympathische Ausstrahlung, unfassbar tanzbare Beats zwischen Dancehall, Reggae und Hip-Hop à la Peter Fox und fertig ist das Erfolgsrezept der 25-jährigen Wahlberlinerin.
Die Sängerin sagte mal, dass sie ihre Musik als Türöffner verstehe: "Ich habe das Gefühl, Rap und Hip-Hop ist generell recht engstirnig. Dabei sollte es ja eigentlich das Genre sein, welches eben das nicht ist." Bei ihr sei "für jede:n was dabei, und so mag ich das."
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Party vs. Rückenschmerzen
Während die Gen Z weiter vorne ausrastet, heben Eltern ihre kleinen und auch größeren Kinder auf die Schultern, damit die überhaupt was von ihrem Idol sehen können. Videoleinwände helfen zum Glück und auch, dass Nina Chubas Bühne noch eine höhere Ebene hat, die sie zumindest am Anfang und am Ende des Konzerts betritt. Ihr zur Seite steht eine sechsköpfige Band inklusive drei Bläserinnen, die ordentlich Druck machen. Unterstützung gibt's hier und da vom Rapper Chapo102, der unter anderem beim ganz neuen Song "Randali" dabei ist.
Zwischendrin huscht die Schauspielerin (u.a. "Die Pfefferkörner") und Sängerin durch die Menge zu einem Podest in der Mitte, sie erzählt, moderiert ihre Songs an oder guckt böse in die Kamera. Die Stimmung ist entspannt, aufgrund der vielen Kinder aber sicher doch weniger partylastig, als sie es vielleicht von Hallenkonzerten gewöhnt ist.
Nach eineinhalb Stunden und der doppelten "Wildberry Lillet"-Zugabe - erst normal, dann im Elektro-Remix - spielt sie mit "Waldbrand", was es nur live zu erleben gibt, und "Fahr zur Hölle" noch zwei weitere Songs. Dann ist Schluss. Die Familien strömen mit Nina-gebrandeten Pfandbechern unterm Arm und Apfelschorle im Bauch zum Ausgang. Ob sich der Wildberry-Lillet-Drink an der Bar für 10 Euro gut verkauft hat an diesem Abend?