"La Luz" ist spanisch und bedeutet auf Deutsch: "Das Licht". "La Luz" nennt sich auch eine Surf-Rock-Band aus Kalifornien. Bei ihrem Konzert gestern im Berliner Badehaus haben sie tatsächlich ein bisschen Licht mitgebracht, berichtet Jakob Bauer.
Schmerzlich vermisst wurde sie die letzten Tage, aber jetzt ist sie wieder da: La Luz aus Kalifornien kommen auf die Bühne des Berliner Badehaus und bringen die Sonne mit. Genauer gesagt: Eine selbstgebastelte, ziemlich niedliche Version der Sonne, aus Pappe und Goldfolie, die sehr freundlich guckt und die Stimmung setzt für diesen Abend. Das Publikum erwartet hier kein großes Spektakel, stattdessen handgemachte und herzerwärmende Gitarrenmusik.
Fünf Alben haben La Luz seit 2013 veröffentlicht, das einzige ständige Mitglied ist Sängerin und Gitarristin Shana Cleveland. Und während die Band früher für wilde Shows, Crowdsurfen und Tanz-Wettbewerbe bei ihren Konzerten bekannt war, geht es mittlerweile doch gemächlicher zu. Was vielleicht auch daran liegt, dass Shana Cleveland in den letzten Jahren gleich zwei lebensverändernde Erlebnisse hatte: Erst wurde ihr Sohn geboren, dann bekam sie eine Brustkrebsdiagnose, deren Behandlung wohl aber positiv verläuft. In einem Interview hat sie vor Kurzem gesagt, sie sei "total gesund". Mit ihrer rein weiblich besetzten Band steht sie an diesem Abend also putzmunter auf der Bühne – und spielt ihre ganz eigene Version von Surf Rock.
Mit Surf Noir durch den Altweibersommer
Die heißt "Surf Noir". Zumindest wird die Musik von La Luz häufig so beschrieben. Was das bedeuten soll, merkt man beim Konzert auch ziemlich schnell. Surf-Musik zeichnet ein bestimmter Hall-Sound aus, der auf Gitarren liegt, die rasiermesserscharfe, schnelle Melodielinien spielen. Bass und Schlagzeug treiben das ganze galoppierend voran.
Aber, und das macht La Luz besonders: Die sind der Welt gleichzeitig auch ein bisschen abhandengekommen. Die galoppierende Surf-Mucke trifft auf etwas leicht unnahbar Zurückgezogenes, als läge da ein Vorhang aus sanfter Melancholie über allem. Das liegt an den fast ätherischen, zerbrechlichen Gesangsharmonien, die drei der vier Bandmitglieder mehrstimmig, in hohen Lagen und mit säuselnden Stimmen in die Weite Hauchen.
Und an den wehmütig-dramatischen Akkordfolgen, die auch mal an Spaghetti-Western und Ennio Moricone erinnern – wenn noch jemand zu pfeifen anfinge, man würde sich nicht wundern. La Luz spinnen einen schnell ein, in ihr waberndes Netz und man fühlt sich, als würde man im Oldtimer mit 30 Kilometern pro Stunde und den letzten Sonnenstrahlen im Gesicht im Altweibersommer durch bunte, aber langsam verblassende Wälder tuckern.
In "Innocence" in den Berliner Sophiensälen stellt die türkische Performerin Göksu Kunak den schwarzen Mercedes nicht nur als Statussymbol der Türken dar, sondern auch als Symbol für einen folgenschweren Verkehrsunfall. Ein "instagramable" Abend mit viel Wumms. Von Barbara Behrendt
Die kleinste Show-Einlage der Welt
Die Songs sind geschliffene Miniaturen, kurz und abwechslungsreich. Die Show passt perfekt dazu. Klein, aber fein ist die Devise. Es gibt ein paar freundliche, witzige Ansagen und zwei oder drei Mal auch so wirkliche, echt eingeprobte Show-Einlagen. Die schauen dann so aus: Gitarristin und Bassistin machen zwei Schritte nach links, zwei nach rechts, drehen sich. Und das reicht dann auch schon für ein kleines Grinsen, ein paar Johler aus der Menge und ein paar milde Hüftschwünge im Publikum.
Unaufgeregt – unaufgeregt, aber gut
Denn: Man lässt sich nicht stressen an diesem Abend, weder im Publikum noch auf der Bühne. Langweilig wird’s zwar nie, aber so richtig große Höhepunkte gibt’s bei diesem Konzert von La Luz auch nicht. Eine Frau im Publikum stellt kurz vor Ende des Konzerts fest: "Völlig unaufgeregt. Unaufgeregt, aber gut". Das kann man so stehen lassen.