Ausstellung in Berlin
Auch 35 Jahre nach dem Fall der Mauer widmet sich das Stasi-Unterlagen-Archiv unermüdlich der Auf- und Erklärung: Wer war die Staatssicherheit und wie hat sie gearbeitet? Das zeigt nun eine zweiwöchige Ausstellung in Berlin. Von Magdalena Bienert
Bis 1989 gab es in Brandenburg die drei DDR-Bezirke Frankfurt (Oder), Cottbus und Potsdam. Jeder Bezirk hatte seine eigene Stasi-Bezirksverwaltung mit 40 untergestellten Kreisdienststellen. Die Stasi-Objektdienststelle befand sich im VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe bei Spremberg. 8.574 hauptamtliche Mitarbeiter hatte das Ministerium für Staatssicherheit in Brandenburg, hinzu kamen 26.700 IM (Inoffizielle Mitarbeiter).
Soweit die Fakten hinter zig Schicksalen in der Region. Beides verknüpft sich auf 23 großen Schautafeln im Foyer der Landesvertretung Brandenburg in Berlin-Mitte.
Es sind berührende Geschichten einer DDR-Spitzensportlerin, eines Künstlerkreises aus Frankfurt oder einer Punk-Band aus Stahnsdorf. Sebastian Richter, der Leiter des Stasi-Unterlagen-Archivs Frankfurt (Oder), möchte mit seiner Auswahl der Tafeln zeigen, wie sehr die Staatssicherheit in den "Alltag und die Privatsphäre der Menschen eingegriffen hat". Er sagt, das würde in der heutigen Zeit manchmal in Vergessenheit geraten und der "Alltag der DDR wird losgelöst von den diktatorischen Herrschaftsmechanismen. Das war aber nicht der Fall".
Die Aufsteller erzählen niedrigschwellig und kurz Basis-Fakten oder eben Schicksale, immer ergänzt mit Fotos und Nachdrucken von Original-Dokumenten. Das sind mal handschriftliche Gesprächsprotokolle eines IMs, eine Wohnungs-Skizze der Observierten, bis hin zu offiziellen Schreiben. Die tragen Titel wie "Eröffnungsbericht" oder "Informationen zu einem operativ-bedeutsamen Sachverhalt" - bei letzterem handelt es sich um einen "Treffbericht zu feindlich-negativen Aktivitäten einer Punk-Gruppe".
Die Ausstellung ist Teil einer Modulausstellung und über Jahre gewachsen, regionale Aspekte werden immer wieder ergänzt. Insgesamt lägen rund 150 solcher Schautafeln im Stasi-Unterlagen-Archiv Frankfurt (Oder), erzählt dessen Leiter. Man wolle damit eine "breite Öffentlichkeit" ansprechen und ebenso Menschen, die Teile der Ausstellung dann vielleicht auch in ihre Region holen möchten. Schließlich stecke man immer noch "mittendrin im Aufarbeitungsprozess", heißt es bei der Vernissage.
Eine lange Diskussion über den Geschichtsunterricht an Schulen macht am Eröffnungsabend auch deutlich, dass das Thema "DDR" offenbar aus Zeitgründen viel zu selten ausführlich behandelt werden kann. Dadurch würden Schülerinnen und Schüler immer nur die subjektive Wahrheit ihrer Familien kennen. Wenn denn überhaupt noch über die DDR gesprochen wird.
Vielleicht kann diese Ausstellung den wirklich Geschichtsinteressierten kaum Neues bieten, aber sie könnte ein Anreiz sein, mit den Enkeln hinzugehen oder der eigenen Familie doch noch mal Fragen zu stellen.
Sendung: rbb|24 Brandenburg Aktuell, 29.10.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Magdalena Bienert
Artikel im mobilen Angebot lesen