Konzertkritik | Lauryn Hill & The Fugees
"Berlin, Berlin, Berlin" rappt Wyclef Jean in sein Mikrofon. Er und Lauryn Hill werfen sich zeitweise die Worte nur so zu. Ein Konzert, das an eine Session im Proberaum erinnert – mit viel Energie, aber leider schlechtem Sound. Von Laurina Schräder
Das Gemisch der Lautsprecher in der Uber Arena ist verwischt, verzerrt – zum Teil undefinierbar. Zwar stehen auf der Bühne 13 Musiker:innen, zu hören ist am Abend aber zunächst vor allem die Stimme von Miss Lauryn Hill. Warum auch nicht? Schließlich haben alle lang genug gewartet, dass die Musikerin nach ihren – den meisten schlecht in Erinnerung gebliebenen – letzten Konzerten im Tempodrom wieder in die Stadt kommt.
Unter einer Art Baldachin betritt Hill verspätet die Bühne. Die zuletzt allgemein kursierenden Befürchtungen, dass sie gar nicht auftauchen könnte, hatte DJ Reborn, der Support-Act des Abends, mit einem "The queen is here, she’s really here" aber bereits zerstreut. Nachdem Hills legendäres "The Miseducation of Lauryn Hill" im vergangenen Jahr 25-jähriges Jubiläum gefeiert hat, ist das diesjährige Highlight der Tour allerdings eigentlich nicht der alleinige Auftritt der "Queen", sondern, dass es sich offiziell um einen gemeinsamen Auftritt der Fugees handelt.
Vor dem Hintergrund einer aktuellen Klage des Rappers Pras Michel gegen Lauryn Hill bleibt allerdings eine gewisse Skepsis, wie der Abend letztlich verlaufen wird.
Tatsächlich ist es zunächst Lauryn Hills Solo-Performance, die den ersten Teil des Abends ausmacht, und bei der sie ihr schlicht großartiges Stimmvolumen vorführt und mit ihrer Energie und Präsenz Bewunderung auslöst. Dass sie in gleich zwei Versionen ihren Song "Ex-Factor" singt, der auf ihre Beziehung mit Wyclef Jean anspielt, sie schließlich mit ihrem Song "To Zion" ihren Sohn auf die Bühne holt, ruft deutlich auch die Trennung der Fugees in Erinnerung. Unter anderem soll Hills Entscheidung für ihr Baby und gegen die Karriere den Bruch der Band ausgelöst haben.
Nach einem kurzen Solo-Intermezzo von Zion Marley und seiner Ode an Grandpa Bob wird aber schließlich die Spannung aufgelöst, in welcher Formation das Konzert eigentlich enden wird. Als Wyclef Jean die Bühne betritt, werfen er und Hill sich die Worte nur so - geradezu wie in einem Rap-Battle - hin und her. Das Publikum jubelt.
Jean nutzt die Gelegenheit, das Publikum mit wiederholten Aufforderungen die Handy-Lichter einzuschalten und Sätzen wie "Let's have Spaß" einzubeziehen. Ohne Hill steht Wyclef Jean dann zwischenzeitlich allein mit seinen Hits (unter anderem "Maria Maria", "No Woman, No Cry", "Guantanamera") auf der Bühne, teilweise die weiße E-Gitarre auf dem Rücken spielend.
Leider bleibt die Musik der im Hintergrund agierenden Musiker während des ganzen Konzerts in einem Soundbrei stecken und die einzelnen Instrumente erreichen nur selten in optimaler Weise die Ohren der Besucher*innen - während ihre Musik allerdings von Anfang bis Ende in einer Schleife, ohne wirkliche Pausen, durchläuft.
Durch die Auf- und Abgänge der Protagonist*innen kommt letztlich das Gefühl auf, man würde hier eine Session im Proberaum beobachten. Und es scheint nicht die Qualität im Vordergrund zu stehen, sondern dass alle zusammen eine gute Zeit haben. So bauen die Band, Hill und Jean ihre Session etwa zwei Stunden lang zu einem energetischen Fugees-Finale („Killing Me Softly With His Song“, „Ready Or Not“, „Fu-Gee-La“) auf, das letztlich keine Fragen nach einer Zugabe offen lässt.
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Beitrag von Laurina Schräder
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