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Neue Nationalgalerie
Eklat in der Neuen Nationalgalerie: Die amerikanische Fotografin Nan Goldin kritisierte während der Eröffnung einer Ausstellung das Vorgehen Israels in Gaza. Als der Direktor der Nationalgalerie daraufhin eine Gegenrede halten wollte, wurde er niedergebrüllt.
Bei der Eröffnung einer Fotoausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin hat es am Freitagabend einen Eklat gegeben. Das teilte ein Pressesprecher der Neuen Nationalgalerie mit.
Zunächst hat die Künstlerin Nan Goldin in ihrer Rede Israel vorgeworfen, im Gazastreifen und dem Libanon einen Völkermord zu begehen. Gleichzeitig kritisierte sie, dass Deutschland vor diesem Umstand die Augen verschließe. Nach ihrer Rede hielten Dutzende pro-palästinensische Demonstranten in und vor der Nationalgalerie Flaggen und Banner hoch und forderten in Sprechchören unter anderem die "Freiheit Palästinas".
Als der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach, eine Gegenrede halten wollte, wurde er durch die skandierenden Demonstranten daran gehindert. Diese hatten kurz danach das Gebäude verlassen und Biesenbach konnte seine Rede doch noch halten. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Nationalgalerie gehört, verurteilte die Äußerungen von Goldin als "unerträglich und einseitig". Zugleich kritisierte er, dass Biesenbach während seiner Gegenrede niedergebrüllt wurde. "Das ist nicht unser Verständnis von Meinungsfreiheit."
In der rbb24 Abendschau sagte Parzinger am Samstag, man habe von der israel-kritischen Haltung Goldins gewusst und sei auf Proteste vorbereitet gewesen. Sein Haus stimme zwar nicht mit ihren Äußerungen überein, aber Goldin habe auch nichts gesagt, was justiziabel oder volksverhetzend sei. Man müsse andere Meinungen aushalten, aber das gelte auch für die Gegenseite.
Auch der Historiker und Autor Meron Mendel rief zum Dialog auf. Er hat ein Symposium in der Neuen Nationalgalerie am Sonntag mitorganisiert, bei dem es um Kunst und Aktivismus in Zeiten des Nahostkonflikts geht. Mendel sagte in der ARD, die Äußerungen von Goldin seien zwar einseitig, aber legitim. Das gehöre zur Redefreiheit. Problematisch sei es nur, wenn dabei Gespräche verweigert und zum Boykott aufgerufen werde.
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) bezeichnete die israel-kritischen Äußerungen der Künstlerin Nan Goldin bei einer Ausstellungseröffnung in Berlin als "kaum hinnehmbar".
Chialo teilte dem rbb am Samstag mit, eine derart geschichtsvergessene Einseitigkeit sei inakzeptabel - gerade in Berlin, wo der Holocaust geplant wurde. Chialo kritisierte auch die propalästinensischen Proteste während der Veranstaltung. Das Existenzrechts Israels und dessen Schutz seien für Deutschland nicht verhandelbar. Ein aggressives Publikum habe versucht, diese Positionen "niederzubrüllen". Davon werde man sich nicht beirren lassen.
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kritisierte die propalästinensischen Proteste und warf Goldin Einseitigkeit vor.
Die 71-jährige US-Amerikanerin Nan Goldin stammt selbst aus einer jüdischen Familie und zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen der zeitgenössischen Fotografie. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich Goldin mehrmals antiisraelisch positioniert.
Sie unterzeichnete etwa einen Offenen Brief des US-Magazins "Artforum", in dem Israel für seine Reaktion auf den Hamas-Überfall scharf kritisiert wird. Die Hamas und deren Geiseln wurden erst nachträglich erwähnt. Zudem wird Goldin eine Nähe zur umstrittenen Israel-Boykottbewegung BDS nachgesagt.
Die Retrospektive mit dem Titel "This Will Not End Well" ist bis 6. April 2025 in der Neue Nationalgalerie in Berlin zu sehen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.11.2024, 19:30 Uhr
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