"Das Jahr des Dugong" bringt Klimafragen auf die Bühne
Das Theater am Rand in Zollbrücke zeigt eine eindringliche szenische Lesung über die Folgen des Klimawandels. Basierend auf einer Novelle entführt die Inszenierung in eine dystopische Zukunft und regt zum Nachdenken über Verantwortung und Hoffnung an. Von Robert Schwaß
Eine musikalische Lesung ist am Wochenende im Theater am Rand in Zollbrücke (Märkisch-Oderland) zu sehen: Gezeigt wird Das Jahr des Dugong, inszeniert nach dem gleichnamigen Roman eines britischen Autors. Das Stück spielt in der Zukunft und von den möglichen Folgen des Klimawandels. Nach der Vorpremiere am Donnerstagabend wird es auch am Freitag- und Samstagabend aufgeführt.
Dem Protagonisten wird "Terrazid" vorgeworfen
Die Zuschauer werden in das Jahr des Dugong – das Jahr der freundlichen Seekuh – in eine ferne Zukunft transportiert, in der viele Tierarten bereits ausgestorben sind. Der Protagonist, Toby Markham, einst ein wohlhabender Geschäftsmann, erwacht in einem unbekannten Raum, nachdem er jahrhundertelang eingefroren war.
Bald stellt sich heraus, dass Markham in einem Gefängnis sitzt und die Menschen um ihn herum feindselig gestimmt sind. Sie klagen ihn an: Als Mensch aus dem 21. Jahrhundert soll er sich für das damalige Handeln verantworten, das zu Umweltkatastrophen und Artensterben geführt hat. Ihm werden "Terrazid" und Genozid vorgeworfen.
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Drei Schauspieler und ein Klavier
Das knapp zweistündige Bühnenstück wirft viele Fragen auf: Wie viel Schuld kann eine einzelne Person für kollektives Handeln tragen? Welche Verantwortung trägt das Individuum in einer Gesellschaft? Markham versucht, sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen: "Sie können nicht einfach wahllos irgendeinen Mann aus dem 21. Jahrhundert wiederbeleben und ihn für die dummen Entscheidungen ignoranter Politiker vor Hunderten von Jahren verantwortlich machen. Ich bin unschuldig."
Begleitet vom Pianisten Clemens Christian Poetzsch inszenieren Thomas Rühmann, Kathleen Gaube und Jens-Uwe Bogadtke das Leben des Dugongs in einer künstlerischen Lesung. "Das Jahr des Dugong" basiert auf der gleichnamigen Novelle des britischen Schriftstellers John Ironmonger, der seit Jahren den Klimawandel thematisiert.
"Das Jahr des Dugong" ist bereits das zweite Buch des Schriftstellers, das Rühmann auf die Theaterbühne bringt. "Ich habe noch nie etwas gelesen, das einen so sehr aufwühlt und einem dieses Problem des Klimawandels und seiner Folgen so deutlich vor Augen führt, dass man erst einmal drei Tage wie Falschgeld herumläuft", sagte Rühmann dem rbb. "Das Buch hat mich einfach extrem erschüttert."
Die Novelle wirft einen dystopischen Blick in die Zukunft. Doch die Lage ist nicht hoffnungslos, wie Schauspielerin Kathleen Gaube betont: "Es gibt etwas, das Hoffnung macht, nämlich das gemeinsame Zusammenleben, das Aufeinander-Hören und eine größere Sensibilisierung für unsere Natur und wie wertvoll sie ist."
Sowohl in Ironmongers Buch als auch in der szenischen Lesung im Theater am Rand steht nicht der ideologische Zeigefinger im Vordergrund, so die Macher des Bühnenstücks. Vielmehr soll "Das Jahr des Dugong" zum Nachdenken über das eigene Handeln anregen.