Museumsbesucher konnten am Sonntag in Berlin Geschichte, Technik und Kunst aller Art komplett kostenlos erleben. In der Form zum letzten Mal – der Museumssonntag, der die kulturelle Teilhabe aller Berliner:innen stärken sollte, ist nun Vergangenheit. Von Annette Kufner
Es "schmerzt", es "tut weh", es "führt zu nichts Gutem". So kommentieren zwei Besucher der Berlinischen Galerie, der eine jung, der andere im Rentenalter, am Sonntag die Sparpläne des Senats. Sie sind sich einig: Es sei ein Fehler, den Museumssonntag zu streichen, sagen sie.
Sie sind nicht die Einzigen. Auch nebenan, im Haus der Dinge am Spittelmarkt scheint die Meinung der Besucher einhellig: Gespart werde an der falschen Stelle. Der Museumssonntag gehöre zur kulturellen Grundversorgung, sagen sie.
Er war 2021 noch vom rot-rot-grünen Senat eingeführt worden, um allen Berliner:innen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Seit dem Start des Aktionstages am jeweils ersten Sonntag im Monat zählten die Veranstalter mehr als 2,2 Millionen Besucher.
Doch die am Wochenende waren die letzten, der Museumssonntag ist nun Vergangenheit. Die zwei Millionen Euro, die der Berliner Senat bislang dafür bereitstellte, stehen auf der Streichliste der schwarz-roten Koalition. Mit dem Geld wurden unter anderem die Einnahmeausfälle ausgeglichen, die der kostenlose Eintritt bei den städtischen Museen verursachte. Ohne den Zuschuss können sie das Angebot nicht fortführen.
Gerade kleine Häuser, wie das Museum der Dinge am Berliner Spittelmarkt, können den kostenfreien Museumssonntag allein nicht stemmen. Sie haben keine Rücklagen, sagt die Leiterin des Hauses, Florentine Nadolni: "Es ist sehr bitter, weil es nun doch davon abhängt, ob man das nötige Kleingeld hat, sich einen Kulturbesuch leisten zu können."
Im Museum der Dinge ist außerdem auch das nicht-kostenlose Programm in Gefahr. Laut Kürzungsliste soll das Haus zusätzlich eine viertel Million Euro einsparen. Das sind mehr als 20 Prozent seines gesamten Etats.
"Das würde im Grunde bedeuten, dass wir überhaupt kein Programmbudget mehr haben", sagt Nadolni. "Keine Ausstellungen, keine Veranstaltungen, keine Vermittlungsformate – weder für Kinder und Jugendliche noch für Erwachsene. Und das reicht nicht: Zwanzig Prozent bedeuten Stellenreduzierungen."
Die Sparpläne des Senats wirken sich auch auf die Museen aus, die von den Berliner Geldern gar nichts bekommen – etwa die Häuser auf der Berliner Museumsinsel. Sie werden vom Bund oder privat finanziert. Aber auch sie geben den Museumssonntag nun auf.
Die Häuser hatten sich dem Berliner Projekt mit eigenen Mitteln angeschlossen, sagt Moritz van Dülmen. Er ist Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin, die sich bislang um Koordination und Werbung für den Museumssonntag kümmerten – ebenfalls finanziert aus den zwei Millionen Euro, die der Senat bereitstellte.
Wenn die städtischen Museen wegbrechen – samt Werbemittel und Koordination – dann entfalle der Event-Charakter des Museumssonntags, sagt van Dülmen. Dann gebe es auch für die anderen keinen Anlass, weiterzumachen. Der Museumssonntag sei eben eine Berliner Initiative gewesen, so van Dülmen. Wenn keiner mit gutem Beispiel vorangeht, dann hören auch die anderen auf.
Senat verteidigt Sparmaßnahmen in der Kultur
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die Sparmaßnahmen auch für den Kulturbereich zuletzt verteidigt und als dringend nötig bezeichnet. Es seien schmerzhafte Entscheidungen und der Senat habe sich das nicht leicht gemacht, sagte Wegner rbb24 Inforadio. "Wir haben einfach in den letzten Jahren in Berlin zu viel Geld ausgegeben." Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Stadt.
Insgesamt sollen nach den Sparplänen des Berliner Senats allein im Kulturetat rund 130 Millionen Euro wegfallen – das entspricht etwa zwölf Prozent der Ausgaben. Der Kulturetat für 2025 liegt dann bei rund 1,12 Milliarden Euro.