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Audio: rbb24 Inforadio | 03.12.2024 | Hendrik Schröder | Quelle: Picture Alliance/Laura Ludwig

Konzert | Genshin Concert Tour in Berlin

Gebrauchsklassik für Fantasyfreaks

Tausende Fans des Computerspiels Genshin Impact trafen sich in der Uber-Arena, um gemeinsam den Live-Soundtrack des Spiels anzuhören. Hendrik Schröder erlebte einen skurrilen Abend.

Eher leer sieht es aus in der Uber-Arena, das ist der erste Eindruck. Der Oberrang ist abgehängt, eine Seite des Unterrangs ist fast ohne Zuschauer, in der Mitte stehen Stühle. Vielleicht 5.000 Fans sind das. Höchstens. Waren über 70 Euro für den Soundtrack des Computerspiels Genshin Impact vielleicht doch zu viel? Aber dann geht das Licht aus, es wird sehr, sehr dunkel und, das vorweg, sehr, sehr andächtig - und dann ist es ja auch egal, ob die Hütte voll ist oder nicht.

Ein verkleideter Fan beim Genshin Impact Sommerfest in Berlin im Sommer 2023. | Quelle: dpa-Bildfunk/Annette Riedl

Videowand und Orchester

Auf der Bühne sitzen und stehen die Musiker vom Filmorchester Babelsberg, das für diese Aufführungen gebucht wurde. Die Originalmusik wurde größtenteils vom London Philharmonic Orchestra eingespielt. Auf den Videowänden laufen kleine Clips des Spiels. Ganz knapp zusammengefasst kann man Genshin Impact als Fantasy-Rollenspiel beschreiben, bei dem die Spieler in verschiedene Charaktere schlüpfen und durch den Kontinenten nachempfundene Welten wuseln. So ungefähr. Also sieht man auf der Videowall jetzt zum Beispiel Rehe, die mit leuchtendem Schweif gen Himmel rasen, flankiert von tausenden Lampions. Dazu spielen die geschätzt 70 Musiker:innen des Orchesters kleine Stückchen Musik.

Und das ist auch schon alles, was passiert. Es gibt keinen Moderator, keine besondere Lightshow, keine Gimmicks. Nur das Orchester und die Videoscreens.

Künstlerisch solide

Das klingt für nicht Eingeweihte relativ langweilig, sind doch die Sequenzen zwar perfekt gespielt, aber eher kurz und weder verweilen sie lange in einer Stimmung oder nehmen großen Anlauf, noch haben sie echte Tiefe. Alles geht zack, zack. Gebrauchsklassik könnte man sowas nennen. Künstlerisch wahrscheinlich eher solide als genial. Aber: Wer das Spiel kennt und liebt und seit Jahren zockt - wöchentlich, täglich - der fliegt mit dem Orchester zusammen in eine Welt, die für ihn - oder sie - zum Alltag gehört. Und das nicht wie sonst alleine, sondern zusammen mit ein paar tausend anderen.

Konzert | "Iron & Wine" in Berlin

Verspielt im Schatten

Seit mehr als 20 Jahren ist der US-Amerikaner Sam Beam mit seinem Indie-Folk-Projekt "Iron & Wine" unterwegs. Am Montag sind er und seine Band im Berliner Huxleys aufgetreten. Jakob Bauer hat einen musikalisch und optisch überzeugenden Abend erlebt.

Zu ehrfürchtig für Applaus

"Das ist ein ganz besonderes Erlebnis", sagt ein junger Typ auf Nachfrage in der Pause, eine Rolle mit einem Poster vom Merchandise-Stand in der Hand: "Ich spiele Genshin Impact seit Jahren, ich kenne alle Welten in dem Game und alle Musiken dazu. Die jetzt hier so laut und gewaltig mit anderen zusammen zu hören, das ist geil." Außerdem würde man sich nach und nach so stark mit manchen der Gamecharaktere identifizieren und die seien dann ja auch wieder verbunden mit bestimmten Musiken, ergänzt sein Freund. Und in der Tat. Taucht ein neuer Charakter aus dem Spiel begleitet von einer neuen Musiksequenz auf der Leinwand auf, dann raunt und tuschelt es in der Menge. Die ansonsten aber wie erstarrt dasitzt und so eine Ehrfurcht vor dem Orchester hat, dass es anfangs nicht mal Applaus gibt zwischen den Stücken, obwohl alle begeistert sind.

Viele finden sich übrigens derart wieder in dem Computerspiel, dass sie gleich als einer der Charaktere verkleidet gekommen sind. Sieht ein bisschen aus wie Karneval in bizarr. In Fantasieuniformen oder Kleidchen mit Perücken und Make-Up. Man hört Polnisch, Dänisch, Englisch sowieso. Aus halb Europa sind sie hier zusammengekommen. Im vergangenen Jahr wurde die Musik unter anderem in den USA, Mexiko und Japan aufgeführt. Eine eigene Welt für sich, die nur versteht, wer drin ist.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.12.2024, 08:55 Uhr

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Beitrag von Hendrik Schröder

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