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Kloster Neuzelle
Was für ein Theater: Die barocken Passionsdarstellungen im brandenburgischen Kloster Neuzelle wurden im 18. Jahrhundert als Kulissentheater konzipiert. 25 Jahre sind Restauratoren damit beschäftigt gewesen. Ihre Arbeit war nicht ganz ungefährlich.
Ein Klosterschatz ist bald in vollem Glanz zu sehen: Die historischen Barock-Bühnenbilder im "Museum Himmlisches Theater" im Kloster Neuzelle (Oder-Spree) sollen noch vor Jahresende fertig restauriert sein. "Das war ein ganz langer Restaurierungsprozess, der Anfang der 2000er-Jahre begonnen hat", sagte Norbert Kannowsky, Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle, dem rbb am Freitag.
Die Konservierungsarbeiten werden von der Stiftung und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in Wünsdorf (Teltow-Fläming) koordiniert und durchgeführt. Allein für den letzten Restaurierungsabschnitt (2021-2025) waren 795.000 Euro notwendig, so der Stiftungsleiter. Die Finanzierung erfolgt nach Stiftungsangaben unter anderem durch Bundes- und Landesförderungen sowie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung.
Das Kulissentheater umfasst 15 Szenen – 14 Passionsdarstellungen und die Wiederauferstehungsszene – mit mehr als 200 Holzfiguren und Leinwänden. Jeweils zwei Szenen werden abwechselnd seit 2015 im Neuzeller "Museum Himmlisches Theater", das am Freitag sein 10. Jubiläum feierte, gezeigt. Derzeit werden dort die Szenen "Gebet am Ölberg" und "Dornenkrönung Jesu" ausgestellt. Das katholische sakrale Kunstwerk habe einen "hohen Wert" und sei "von europäischem Rang", so Kannowsky. Das bestätigte auch der Kunsthistoriker und brandenburgische Landeskonservator Thomas Drachenberg. In Europa gebe es nur sehr wenige Kulissentheater aus dem 18. Jahrhundert "und von diesen wenigen ist das, was wir hier in Neuzelle haben, eines derjenigen, die am meisten noch im Bestand zu bieten haben", erklärte Drachenberg.
1751 bekam der Künstler Joseph Felix Seifrit den Auftrag für eine durchdachte Konzeption des Neuzeller Heiligen Grabes. Heilige Gräber boten den Gläubigen die Möglichkeit, die Gottesdienste der Passions- und Osterzeit mitfühlend zu feiern. Seifrit schuf laut Angaben des Landeskulturministeriums fast 250 großformatige Holztafeln und Leinwände, von denen sich 229 sich erhalten haben. Die barocken Theaterelemente wurden nie übermalt.
Das Kulissentheater sei erfunden worden, um den Gemeindemitgliedern, die zu großen Teilen nicht lesen und schreiben konnten, die Passions- und Leidensgeschichte von Christus zu verdeutlichen, erklärte Kunsthistoriker Drachenberg. "Heute würde man eher einen Videofilm oder Ähnliches machen", sagte er. "Aber das wäre nicht so eindrücklich wie das, was hier passiert ist: In Lebensgröße ein Kulissentheater zu bauen, um diese Geschichte darzustellen."
Einfach sei der Restaurierungsprozess nicht gewesen, so Drachenberg. Bis Ende der 1990er Jahre wurden die Kulissen im Turm der Stiftskirche in Neuzelle gelagert, wo Taubenkot und Regenwasser den Objekten schadeten. Zudem wurden sie zu DDR-Zeiten mit giftigem Holzschutzmittel behandelt, so der Landeskonservator: "Damals hat man geglaubt, dass das Beste, was man dem Holz tun kann, ist, es mit Chemikalien zuzuballern – damit jeder Wurm darin erstickt." So seien die Kulissen kontaminiert worden. Daher werden die Figuren und Leinwände seit fast 25 Jahren aufwendig restauriert und konserviert. Die Restauratorinnen hätten mit Schutzkleidung gearbeitet, weil die Dämpfe giftig waren, so der Landeskonservator.
Ende des Jahres sollen im Museum zwei frisch restaurierte Szenen gezeigt werden, sagte Stiftungsgeschäftsführer Kannowsky. Diese seien noch nie ausgestellt worden. Der Austausch der Szenen erfolge etwa alle ein bis zwei Jahre, da er sehr aufwendig sei und die Szenenteile geschont werden müssten. Die restlichen Szenen warten in einem klimatisierten Museumdepot, bis sie irgendwann wieder von Kunstinteressierten – egal ob atheistisch oder einer Konfession zugehörig – betrachtet werden können. "Es ist einfach beeindruckend", sagt Kannowsky.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 22.03.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag