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Berlinale-Filmkritik | "Spaceman"

Therapiesitzung mit der Alien-Spinne

Adam Sandler hat im Berlinale-Special seinen Film "Spaceman" vorgestellt. Das Weltraum-Drama beginnt halbwegs interessant, entwickelt sich dann aber immer mehr zum Psychokitsch der allerbanalsten Sorte. Von Fabian Wallmeier

Das Weltraum-Klo ist kaputt. Das Plastikding macht seltsame Geräusche, die Jakub um den Schlaf bringen. Oder vielmehr würde er wahrscheinlich gerade immer irgendetwas finden, das ihn um den Schlaf bringt. Seit 189 Tagen ist Jakub allein, 500 Millionen Kilometer von seiner schwangeren Frau Lenka (Carey Mulligan) entfernt, um die Chopra-Wolke irgendwo kurz vorm Jupiter zu untersuchen.

Doch Lenka geht nicht mehr ans Weltraumtelefon und Jakub beginnt nervös zu werden. Zurecht: Denn Lenka hat ihn verlassen und zieht zu ihrer Mutter – doch das verschweigt ihm der Control-Room daheim.

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Leicht schrottiger Plastik-Look

Positiv lässt sich festhalten: Das Raumschiff in Johan Rencks Netflix-Produktion "Spaceman" sieht gut aus, anders als man sie sonst sieht. Statt futuristischem Schick herrscht hier ein leicht schrottiger graubrauner Plastik-Look vor – möglicherweise auch ein Ostblock-Klischee bedienend: Jakub ist Teil einer tschechischen Weltraum-Mission.

Auch macht Adam Sandler seine Sache so gut wie zu erwarten war. Sein Knautschgesicht, in dem aber immer wieder der Schalk aufblitzt, passt perfekt zur Figur. Wir sehen es sehr oft in Großaufnahme, denn auf der Netflix-App auf dem Tablet muss man später auch erkennen können, welcher Star mitspielt. Zottelbärtig, müde und traurig gleitet er durch das Raumschiff und bereitet seine Mission vor. Nur hin und wieder macht er mal über Funk einen Scherz.

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Schauer ohne Schrecken

    

Jeder Schritt penetrant erklärt

Das war aber dann schon das einigermaßen Positive, das sich über den Film sagen lässt. "Spaceman" hat nämlich leider Größeres im Sinn: Jakubs Seelenheil und seine Ehe zu retten – und nebenbei noch schnell das Wesen der Liebe zu ergründen. Der Film erklärt dabei jeden Schritt so penetrant, bis es auch die Letzten restlos alles verstanden haben – und jede Freude am Zusehen vergangen ist.

Jakub bleibt nicht allein an Bord des Raumschiffs. Plötzlich taucht ein außerirdisches Spinnenwesen auf. Das wirkt zunächst ein bisschen bedrohlich, ist aber bei genauerem Hinsehen mit freundlichem Rauhaardeckelfell bewachsen. Mit der Stimme von Paul Dano säuselt es Jakub zu, er müsse keine Angst haben, es wolle ihm nichts antun. Und es wolle ihm helfen.

Esoterische Lebensweisheiten

Aus diesem Wesen, das Jakub später Hanus tauft, sprudeln die esoterischen Lebensweisheiten nur so heraus. Der Anfang ist das Ende und wir müssen am Ende zum Anfang, um wieder neu beginnen zu können. Solches Zeug halt.

Hanus hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu verstehen. Er dringt in Jakubs Gefühle und Erinnerungen ein, bereitet sie ihm noch einmal auf und beginnt eine Art Psychotherapiesitzung. Hat er seine Lenka vielleicht nicht richtig wertgeschätzt? Hat er vielleicht immer nur gearbeitet und war nie für sie da? Muss er vielleicht seine Einstellung zum Leben überdenken?

Ganz genau so ist es. Und damit Jakub zu diesen banalen Einsichten gelangen kann, braucht es offenbar eine esoterische Alien-Spinne, die ihm und uns alles erklärt. Und den klebrigen Emo-Score von Max Richter. Und violett funkelnden Sternenstaub.

Herrje. Können wir bitte das kaputte Weltraumklo noch mal sehen?

Sendung: Fritz, 04.03.2024, 08:00 Uhr

Beitrag von Fabian Wallmeier

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