Am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten werden erste Verdachtsfälle bekannt. Ein Untersuchungsbericht deckt später auf, dass der Orden sexuelle und körperliche Gewalt gegen Kinder über Jahrzehnte hinweg vertuscht hat.
Katholische Kirche
Sexuelle Gewalt an Kindern: Vor vier Jahren wurde gleich eine ganze Reihe von Missbrauchsfällen am Berliner Canisius-Kolleg bekannt. Zwar gibt es dort nun Frühwarnsysteme, doch wirklich aufgearbeitet ist der Skandal noch immer nicht. Die wichtigsten Etappen.
Wegen eines Streits arbeiten die Bischöfe und der Kriminologe Christian Pfeiffer nicht mehr zusammen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals scheitert. Bischof Stephan Ackermann stellt eine Auswertung von Gesprächen mit Opfern vor. Eines der Ergebnisse zeigt, dass die Priester ihre Übergriffe genau geplant haben.
Das Kirchengericht des Erzbistums Berlin verurteilt einen der mutmaßlichen Haupttäter am Canisius-Kolleg zum lebenslangen Ausschluss vom Priesterdienst sowie einer Geldstrafe. Außerdem wird bekannt, dass der frühere Papst Benedikt XVI. in seinen letzten beiden Amtsjahren 384 Priester wegen Kindesmissbrauchs entlassen hat.
Eine erste Teilstudie wird vorgestellt. Diese hatte Missbrauchsuntersuchungen aus anderen Ländern in den Blick genommen. Danach waren die Täter in erster Linie Gemeindepfarrer und andere Priester (über 80 Prozent). Bei rund einem Drittel wurden eine emotionale oder sexuelle Unreife festgestellt, bei jedem fünften eine Persönlichkeitsstörung und bei 17,7 Prozent Merkmale von Pädophilie. Alkoholabhängig waren 13,1 Prozent der Täter.
Bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe stellen beteiligte Wissenschaftler die Ergebnisse der von den Bischöfen in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie vor. Demnach haben die Forscher 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 Priestern und Ordensleuten in den Akten von 1946 bis 2014 gefunden. Die Bischöfe beschließen einen Sieben-Punkte-Plan, in dem sie sich unter anderem verpflichten, Betroffene des Missbrauchs und externe unabhängige Fachleute stärker in die Aufarbeitung einzubeziehen. Sie wollen auch klären, wer über die Täter hinaus institutionell Verantwortung getragen hat, etwa für Vertuschung oder die Versetzung von Tätern.
Die Bischöfe beschließen in Fulda, die Entschädigung von Opfern neu zu regeln und deutlich auszuweiten. Über die Höhe der Entschädigung und die Frage, ob das Geld aus Kirchensteuern bezahlt werden soll, kommt es zu einer heftigen Debatte. Eine von der Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe hatte Entschädigungen von
bis zu 400.000 Euro empfohlen.
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