Selbsternannter "Volkslehrer"
Der ehemalige Grundschullehrer und Rechtsextremist Nikolai Nerling hat sich am Freitag in Berlin vor Gericht verantworten müssen. Unter anderem ging es um Beleidigung und Volksverhetzung. Das Urteil: neun Monate auf Bewährung.
Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten hat den rechtsextremen Videoblogger Nikolai Nerling zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten verurteilt. Außerdem muss der 42-Jährige, der sich selbst "Volkslehrer" nennt, 3.000 Euro Geldbuße als Auflage an die Amadeu Antonio Stiftung zahlen. Diese engagiert sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus.
Nerling sei "geschichtsrevisionistisch unterwegs", sagte Richter Stephan Markmiller. Er spiele mit Provokationen und national-völkischer Gesinnung "auf der Rasierklinge der Strafbarkeit" und teste Grenzen aus. Diese habe er in den vorliegenden Fällen überschritten. Außerdem musste er sich unter anderem wegen Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung verantworten.
Die Anklage warf Nerling, der sich selbst "Volkslehrer" nennt, unter anderem das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor. So soll er in einem Fall auf einem von ihm betriebenen Youtube-Kanal ein Interview veröffentlicht haben, in dem die rechtskräftig verurteilte Volksverhetzerin Ursula Haverbeck den Holocaust leugnete.
In einem anderen Fall habe er in einem Video einen Mann bewusst in seiner jüdischen Identität angreifen wollen, so die Anklage. Zudem habe er im Internet Bilder einer Person verbreitet, die den Hitlergruß zeige.
Eine Veranstaltung soll er durch laute Zwischenrufe gestört und eine Person verletzt haben. In diesem Zusammenhang wird dem 42-Jährigen Hausfriedensbruch und Körperverletzung vorgeworfen. Außerdem geht es um Beleidigung, Sachbeschädigung und Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes.
Das Land Berlin hatte den Mann vor mehreren Jahren aus dem Dienst als Grundschullehrer entlassen, weil er auf seinem Youtube-Kanal rechtsextreme Positionen vertreten hatte.
Nerling hatte umfassend zu den Vorwürfen ausgesagt und sich zur "rechten Szene" bekannt. Sein Verteidiger hatte nur wenige Vorwürfe der Anklage bestätigt gesehen und auf eine Geldstrafe von 4.000 Euro (100 Tagessätze zu je 40 Euro) plädiert.
Mehr als ein Dutzend Anhänger waren zu der Verhandlung vor dem Amtsgericht Tiergarten gekommen, wo der Prozess unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen begonnen hatte. Der Richter wies sie vorsorglich darauf hin, dass er Meinungsäußerungen wie Klatschen nicht akzeptiere und dies Konsequenzen habe.
Sendung: Fritz, 26.08.2022, 07:00 Uhr
Korrekturhinweis: In einer vorherigung Fassung hieß es, dass Nerling zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Das Urteil ist jedoch neun Monate auf Bewährung. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.
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