Landesregierung beschließt zwölf Schlüsselvorhaben
Landflucht adé? Brandenburg möchte, dass wieder mehr Menschen in die Provinz ziehen. Es geht um zwölf sogenannte Schlüsselvorhaben: Vor allem entlang wichtiger Bahnstrecken sollen neue Wohnquartiere und digitale Arbeitsplätze entstehen.
Die Brandenburger Regierung hat zwölf sogenannte Schlüsselvorhaben auserkoren, die in den kommenden Jahren das Leben in ländlichen Regionen des Bundeslandes attraktiver machen sollen. Das teilte sie am Dienstag mit.
Ausgearbeitet wurden die Pläne von Vertretern der 15 sogenannten Regionalen Wachstumskerne sowie Landkreisverwaltungen, Städten und Gemeinden. Schwerpunkt sind attraktive Wohnquartiere und digitale Arbeitsplätze entlang wichtiger Bahnstrecken, aber auch neue Tourismusangebote.
Die Verantwortlichen des Regionalen Wachstumskerns Wittenberge nehmen sich in Absprache mit den Kreisverwaltungen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin unter anderem vor, die früheren Kaiserlichen Kasernen in Perleberg für Wohnen und Arbeiten zu entwickeln.
Die Bahnhofsquartiere von Wittenberge und Karstädt entlang der wichtigen RE2-Trasse sollen weiterentwickelt und mehr Gleise für Industriezüge in Wittenberge verlegt werden. In der Umgebung des Bahnhofes sind mehr Fahrradausleihmöglichkeiten und Räume für digitales Arbeiten vorgesehen.
Mit diesem Schlüsselvorhaben soll mehr Zuzug in den Nordwesten Brandenburgs ermöglicht werden. Wittenberges Bürgermeister Oliver Herrmann (parteilos) hatte dieses Schlüsselvorhaben "Brandenburger Tor" vor Monaten eingereicht und befürwortete am Dienstag die Entscheidung der Landesregierung.
Fürstenwalde im Landkreis Oder-Spree, das zur Tesla-Region zählt und täglich rund 16.000 Ein- und Auspendler hat, kann als weiteres Schlüsselvorhaben mit der Umgestaltung des Bahnhofsgeländes rechnen. Die nördliche Bahnhofsvorstadt könnte baulich aufgewertet werden und der Verladebahnhof wird in das Gewerbegebiet Hegelstraße verlagert.
Die Landkreisverwaltungen von Uckermark und Barnim und die Regionalen Wachstumskerne Schwedt und Eberswalde einigten sich auf ein Schlüsselvorhaben zur klimawandelangepassten Landnutzung. Sie planen flächenschonenden Ackerbau, neue Pflanzensorten, regionale Vermarktung und neue Wasserrückhalteanlagen.
Weitere Schlüsselvorhaben der Regionalentwicklungsstrategie unter dem Leitspruch "Stärken verbinden" sind ein Innovationscampus in Schwedt mit Konzentration auf Wasserstoffproduktion und ein Entwicklungskorridor Ostbahn für die Region zwischen Hoppegarten und Küstrin-Kietz. Dafür sind beispielweise der Bau eines Fahrradparkhauses in Neuenhagen, eine PlusBus-Linie Erkner-Strausberg und die Verlängerung der Landebahn am Flughafen Strausberg vorgeschlagen.
Die für die Regionalentwicklung zuständige Staatssekretärin Friederike Haase nannte die bestätigten Schlüsselvorhaben "Meilensteine" bei der Umsetzung der Regionalentwicklungsstrategie. Finanziert werden die Projekte unter anderem durch Bundesmittel der Gemeinschaftsaufgabe Ausbau der wirtschaftsnahen kommunalen Infrastruktur und des "Just Transition Funds" der Europäischen Union, sagte Haase in Potsdam.
In einer ersten Reaktion nannte die Sprecherin der Linksfraktion für ländliche Entwicklung, Regionalplanung und Raumordnung, Anke Schwarzenberg, die Schlüsselvorhaben im Gespräch mit dem rbb "Etikettenschwindel".
Die Landesregierung präsentiere Vorhaben, die ohnehin vorgesehen und nicht im Bürgerdialog entstanden seien und keine Verbesserung der Lebensverhältnisse in ländlichen Regionen bringen würden. Für eine bessere medizinische Versorgung auf dem Land und zusätzliche Mobilitätsangebote jenseits der großen Schienenkorridore biete die Regionalentwicklungsstrategie nichts, so Schwarzenberg.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 29.11.2022, 19:30 Uhr
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