Regierungsflughafen
Auf ein teures Terminal will die Bundesregierung verzichten, nicht aber auf den kompletten Umzug der Regierungsflotte von Köln nach Schönefeld. Die Hubschrauberstaffel des Bundes zieht schon früher an den BER als geplant. Von Thomas Bittner
Das Bundesverteidigungsministerium will die auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel stationierten Hubschrauber der Bundesregierung früher als bisher geplant an den Flughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) verlegen. Derzeit sind noch drei dieser Hubschrauber für Kurzstreckenflüge dort stationiert. Ursprünglich sollten sie 2029 umziehen. Jetzt soll aber bereits Anfang 2025 nach Angaben eines Ministeriumssprechers ein Mietobjekt auf dem BER fertiggestellt sein. Dies bestätigt auch die Flughafengesellschaft FBB.
Verantwortlich für den Bau ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), sie stellt die Infrastruktur für die Bundeswehr am Flughafen BER bereit. Gegen den längeren Verbleib der Hubschrauber in Tegel hatten sich Anwohner und Berliner Politiker:innen gewandt. Trotz der Corona-Einschränkungen war die Zahl der Flüge in den vergangenen Jahren gestiegen, von 486 Flügen im Jahr 2020 auf 588 im Jahr 2021, hieß es in der Antwort auf eine Anfrage der CDU-Bundestagabgeordneten Monika Grütters an die Bundesregierung.
Die Bundesregierung hält derweil - nach dem Verzicht auf den Neubau eines eigenen Terminals - weiter am Bau des kompletten Regierungsflughafens in Schönefeld fest. Das hat das Bundesverteidigungsministerium dem rbb auf Anfrage bestätigt. Die gesamte Flugbereitschaft werde künftig am Flughafen Berlin-Brandenburg stationiert, sagte ein Sprecher des Ministeriums und verwies auf eine Entscheidung von Ministerin Christine Lambrecht (SPD) im März.
Auf dem nördlichen Teil des Geländes sollen in den nächsten Jahren Hangars und Betriebsflächen für Regierungsflugzeuge und Hubschrauber sowie Stabs- und Dienstgebäude für Soldaten entstehen. Von etwa "1.100 Dienstposten" ist beim Verteidigungsministerium die Rede, vor 2032 ist aber nicht mit einem Umzug zu rechnen. Die Kosten für das Projekt werden erst "mit Aufstellung der aktuellen Planung ermittelt und liegen noch nicht vor", teilte das Bundesfinanzministerium dem rbb mit.
Bisher ist die Flugbereitschaft auf drei Standorte verteilt: Köln, Schönefeld und Berlin-Tegel. Der größte Teil des Verbands befindet sich noch in Köln-Wahn. Der dortige Flughafen Köln-Bonn ist der derzeitige Stationierungsort, wo die Flugzeuge gewartet werden und die Crews getauscht werden. In Schönefeld steht bisher nur das als Interimsterminal bezeichnete Abfertigungsgebäude, von dem Regierungsmitglieder und Parlamentarier ihre Dienstreisen starten und wo ausländische Staatsgäste empfangen werden.
Die deutschen Regierungsflugzeuge müssen von Köln nach Berlin ohne Passagiere und Fracht eingeflogen werden. Solche Leerflüge wurden bereits vom Bundesrechnungshof kritisiert. Das Verteidigungsministerium nennt sie "Bereitstellungsflüge", sie würden "immer zur Aus- und Weiterbildung von Besatzungen genutzt". Es gebe keine "Leerflüge".
Die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums transportiert nicht nur Regierungsmitglieder und Abgeordnete, sondern fliegt auch Bundeswehr-Personal und Material weltweit zu den Einsätzen. Auch Kranke und Verletzte aus Krisengebieten werden von diesem Luftwaffen-Verband transportiert. Insgesamt sind neben den Helikoptern 15 Flugzeuge im Einsatz, vom kleinen Jet für 13 Passagiere bis zum Großraumflugzeug A 350. Diese Maschinen werden mit dem Start des Regierungsflughafens komplett in Schönefeld gewartet und geparkt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.11.2022, 14 Uhr
Beitrag von Thomas Bittner
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