Berliner Senat und Wohlfahrtsverbände suchen weitere Unterkünfte
Der Berliner Senat will zusammen mit den Wohlfahrtsverbänden kurzfristig auf die rasant gestiegenen Ankunftszahlen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter reagieren. Das teilten die Senatsjugendverwaltung und Wohlfahrtsverbände am Donnerstag mit.
Konkret geht es um eine mögliche Erhöhung der Bettenzahl in Einrichtungen, die vorübergehende Belegung neuer Räumlichkeiten sowie um die Finanzierung zusätzlichen Personalbedarfs. Dies seien zentrale Elemente eines "Solidarpaktes", mit dem flexible Übergangslösungen und kurzfristige Maßnahmen gefunden werden sollen, um das Platzangebot in der stationären Kinder- und Jugendhilfe auszubauen.
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Neu geschaffene Plätze reichen nicht mehr aus
Vertreter von Senat, Bezirken und der Liga der freien Wohlfahrtsverbände (Liga) hatten sich bereits am Freitag getroffen, um mögliche Maßnahmen zu diskutieren. Jugendsenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) betonte, bereits im vergangenen Jahr sei es "dank größter Kraftanstrengung" aller Akteure gelungen, die Aufnahmekapazitäten für die Erstunterbringung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter um fast das Zehnfache auszubauen. Aktuell stehen nach Angaben der Liga dafür 1.113 Plätze zur Verfügung. Außerdem würden wöchentlich rund 70 neue Plätze geschaffen.
Die Sprecherin der Liga, Diakonie-Vorständin Andrea Asch, betonte allerdings, dass das reguläre Versorgungssystem aktuell überlastet sei. "Die in der Vergangenheit abgebauten Kapazitäten in der Unterbringung der Kinder und Jugendlichen aufgrund der geringen Zugänge sind nicht kurzfristig reaktivierbar." Sie begrüße deshalb die Absicht des Senats zur Einführung eines Starthilfepakets für neue Angebote.
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Ukraine zuletzt Hauptherkunftsland
Zuletzt war die Zahl der Ankünfte von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten gestiegen - von 700 Kindern und Jugendlichen im Jahr 2021 auf 3.200 Jugendliche Ende 2022. Jeden Tag seien im Durchschnitt zehn weitere Minderjährige aus dem Ausland eingetroffen. Hauptherkunftsländer waren 2022 unter anderem die Ukraine (1.157), Afghanistan (618), Syrien (428), die Türkei (403) und der Libanon (93).