Stundenkürzung an Schulen? Bedarfsberechnung sorgt für Unruhe
Der Brandenburger Landeselternrat schlägt Alarm: Das Bildungsministerium plant offenbar, flächendeckende Kürzungen im Stundenbudget von Lehrerinnen und Lehrern vorzunehmen. Das gehe überhaupt nicht, so der Landeselternrat.
Eine vom Brandenburger Bildungsministerium erstellte vorläufige Bedarfsermittlung der Lehrkräfte für das kommende Schuljahr sorgt bei Schulen und Eltern für Unruhe. Aus einer Aufstellung, über die die Schulen am vergangenen Donnerstag informiert wurden, gehe hervor, dass das Bildungsressort flächendeckende Kürzungen im Bereich der Stundenbudgets an den Schulen plane, sagte die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, der Deutschen Presse-Agentur (DPA) am Sonntag. Diese Rückmeldung sei aus den Schulen des Landes gekommen. Eine entsprechende Tabelle zur Aufstellung der Bedarfe liegt der DPA vor.
Rund 900 Lehrer fehlten zu Beginn dieses Schuljahres in Berlin. Nun hat ein Runder Tisch Maßnahmen erarbeitet, um Lehrkräfte zu entlasten. Stimmen aus der amtierenden Koalition sprechen von einem "eher dürftigen" Ergebnis.
Landeselternrat beobachtet schleichenden Prozess
Der Sprecherin zufolge sollen Lehrerwochenstunden in einigen Bereichen gekürzt werden, etwa beim flexiblen Lernen, beim Förderunterricht und dem jahrgangsübergreifenden Flex-Unterricht in Klasse 1 und 2. "Wir haben extreme Lerndefizite, vor allem im Grundschulbereich. Eine Kürzung ist nicht der richtige Weg", warnte Mauersberger. Die Minderung des Bedarfs der Schulen ist ihrer Beobachtung nach mittlerweile ein schleichender Prozess.
Im kommenden Schuljahr werden an Brandenburgs Schulen rund 1.800 neue Lehrkräfte gebraucht. Weil so viele ausgebildete Pädagogen nicht zu finden sind, sollen die vorhandenen Lehrkräfte möglichst länger oder bei Teilzeitarbeit mehr unterrichten. Zudem sollen Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben und der besonderen Unterstützung von Schülern entlastet werden. Deshalb sollen bis zu 200 Planstellen für Lehrkräfte für Schulassistenzen und Schulsozialarbeit in Anspruch genommen werden.
"Man nimmt Lehrerwochenstunden, um etwas zu finanzieren, was aus dem Haushalt anders hervorgehen muss", kritisierte Landeselternratssprecherin Mauersberger. Das Bildungsministerium war für eine Stellungnahme am Wochenende nicht zu erreichen.
Brandenburg prüft drastische Maßnahmen, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Weil man keine Pädagogen findet, sollen Assistenten eingestellt und Klassen vergrößert werden. Das Papier ist ein Scheitern mit einem Jahrzehnt Anlauf, kommentiert Markus Woller.
Linke befürchtet "Beruhigungspillen"
Die Linke-Fraktion nannte die Bedarfsrechnung des Ministeriums einen "schlechten Überraschungscoup". Die parallel in Aussicht gestellten Assistenzstellen seien nur Beruhigungspillen, um die eigentliche Lehrkräfteabsenkung in der Öffentlichkeit zu verkaufen, erklärte die bildungspolitische Sprecherin Kathrin Dannenberg. Die Fraktion hatte deshalb eine Sondersitzung des Bildungsausschusses gefordert. Ministerin Britta Ernst (SPD) solle für Aufklärung sorgen, hieß es.