Brandenburg nimmt 2022 mehr als acht Mal so viele Geflüchtete auf wie geplant
Auch das Land Brandenburg hat im vergangenen Jahr eine außergewöhnlich hohe Zahl an Flüchtlingen registriert - rund ein Drittel mehr als beispielsweise 2015. Dank millionenschwerer Hilfspakete sieht sich das Land aber weiterhin vorbereitet.
Das Land Brandenburg hat im vergangenen Jahr außergewöhnlich viele Geflüchtete aufgenommen. Insgesamt sind 2022 rund ein Drittel mehr Geflüchtete gekommen als zur letzten großen Fluchtbewegung 2015, wie das Ministerium für Soziales und Integration dem rbb mitteilte. Auch Berlin hatte einen Rekord vermeldet.
Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte man in Brandenburg noch mit etwa 4.400 Menschen gerechnet. Diese Zahl sei in der Folge drei Mal korrigiert worden und selbst die letzte Prognose von rund 36.000 Geflüchteten wurde am Ende noch übertroffen, heißt es. Letztlich seien fast 39.000 Menschen nach Brandenburg gekommen - mehr als acht Mal so viele wie ursprünglich zu Jahresbeginn gedacht.
Vor allem der russische Angriff auf die Ukraine ab Ende Februar 2022 habe zu den hohen Zahlen geführt. Trotz der besonderen Herausforderung sei die Aufnahme der Menschen "insgesamt gut gelungen", sagt ein Sprecher der Behörde.
Mehr als 90.000 Geflüchtete und Asylbewerber wurden im vergangenen Jahr in Berlin registriert. Nie waren es mehr. Das ist vor allem eine Folge des russischen Angriffskriegs. Zehntausende Ukrainer leben mittlerweile in der Stadt.
Viele Geflüchtete privat untergekommen
Bisher sei es nur in wenigen Fällen nötig gewesen, von Unterbringungen in Notunterkünften Gebrauch zu machen, teilte das Land auf rbb-Anfrage mit. Dies sei vor allem der Hiflsbereitschaft der Bevölkerung zu verdanken. "Die Hilfe für geflüchtete Menschen ist gerade seit Beginn des Krieges in der Ukraine nochmal beeindruckend angewachsen", sagte ein Ministeriums-Sprecher. Viele der Menschen aus der Ukraine seien bei Privatpersonen untergekommen.
Landesweit gelang es im Schnitt, das Aufnahmesoll mit 108 Prozent zu übererfüllen. In einigen Regionen lag man sogar deutlich über dieser Marke. Die Stadt Cottbus beispielsweise kam sogar auf 136 Prozent, wie Integrationsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Dienstag bekanntgab. Cottbus sei eine Art Drehkreuz gewesen, sagte sie.
Kapazitätsgrenzen rücken näher
Dennoch geraten die Landkreise und kreisfreien Städte langsam an Kapazitätsgrenzen, wie Nonnemachers Ministerium noch einmal bestätigte. Das Angebot an geeigneten Einrichtungen sei zunehmend erschöpft, der Bau neuer Einrichtungen werde durch Lieferengpässe und Engpässe im Baugewerbe erschwert. Auch das Identifizieren geeigneter Bauflächen, sowie das jeweilige Baurecht sind Herausforderungen, heißt es, ebenso wie die Anzahl der Kita- und Schulplätze.
Diese werden allerdings notwendig sein, denn das Land rechnet auch für 2023 mit hohen Geflüchteten-Zahlen. Fast 26.000 Menschen könnten nach Brandenburg kommen. Das wären zwar deutlich weniger als im Vorjahr, aber immer noch erheblich mehr als im Durchschnitt der Vorjahre.
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Finanzmittel in dreistelliger Millionen-Höhe
Aus Bundes- und Landesmitteln werden deshalb insgesamt mehr als 250 Millionen Euro an Hilfsgeldern für die Schaffung weiterer Kapazitäten zur Unterbringung, aber auch für Integrations- und Versorgungsangebote bereitgestellt.
Wie das Ministerium für Soziales und Integration weiter mitteilte, werden 102,5 Millionen Euro aus finanziellen Bundesbeteiligungen an die Landkreise und kreisfreien Städte gehen. Eine "wichtige finanzielle Unterstützung", heißt es vom Ministerium. Auf Landesebene würden über das "Brandenburg-Paket" zudem in den nächsten zwei Jahren insgesamt bis zu 150 Millionen Euro bereitgestellt. Große Teile davon sind allerdings bereits verplant, 124,4 Millionen seien "konkret gebunden", heißt es vom Ministerium.
Aufgrund der großen Herausforderungen begrüßt Brandenburg das Vorhaben der Bundesregierung, zeitnah einen weiteren sogenannten Flüchtlingsgipfel durchzuführen. Man sehe aber auch Chancen in der Entwicklung, schließlich würden "händeringend Fachkräfte in allen Branchen" gesucht. Viele Menschen mit Migrationshintergrund würden sich außerdem in Vereinen engagieren. Die von der Wirtschaft gewünschte Zuwanderung zur Fachkräftesicherung könne nicht nur durch Anwerben gelingen, man müsse sich auch um die Menschen kümmern, die bereits da seien.