Verkauf und Geltungsbereich
Einen Monat den Nah- und Regionalverkehr nutzen, mit einem bundesweit gültigen Ticket zum Festpreis. Das wird ab Mai wieder möglich sein, der Bundesrat hat dem Gesetzentwurf am Freitag zugestimmt. Was Sie jetzt wissen müssen.
Von Berlin nach Bonn, von Potsdam nach Paderborn und selbstverständlich von dem einen ins andere Frankfurt: Das bundesweit gültige Ticket für den Nah- und Regionalverkehr zum Monatspreis von 49 Euro kommt. Der Bundesrat hat der Einführung des sogenannten "Deutschlandtickets" am Freitag zugestimmt. Damit haben sich Bund und Länder auf die gemeinsame Finanzierung geeinigt.
Das Angebot ist in Folge des Neun-Euro-Tickets entstanden, das im vergangenen Sommer enormes Interesse an Bus- und Bahnreisen in Deutschland ausgelöst hatte. Mehr als 52 Millionen Neun-Euro-Tickets waren damals verkauft worden.
Starttermin ist der 1. Mai 2023. Für Inhaber:innen des Deutschlandtickets gilt dann bundesweit derselbe Tarif von 49 Euro pro Monat.
Voraussetzung für die Nutzung des Deutschlandtickets ist der Abschluss eines Abonnements bei einem deutschen Verkehrsverbund oder -unternehmen - also bei prinzipiell allen Anbietern von Fahrten im öffentlichen Personennahverkehr sowie auf der Schiene im Regionalverkehr.
Bei der Deutschen Bahn (DB) kann das Ticket sowohl über die App und die Internetseite als auch in den Kundenzentren vor Ort, also auch bei der Berliner S-Bahn, erworben werden, wie der Konzern am Freitag mitteilte.
Die BVG bietet es als Handyticket oder als Chipkarte an, beide Varianten sind online oder im Kundenzentrum erhältlich.
Eine Vorbestellung bei der BVG ist bereits möglich, seit Ende Februar kamen den Angaben zufolge so 135.000 Bestellungen zusammen. Die Verkehrsbetriebe innerhalb des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) beginnen mit dem Verkauf offiziell am Montag, 3. April, über die bekannten Verkaufsstellen und Online-Angebote. Auch die Deutsche Bahn und ihre Tochterunternehmen wie die S-Bahn Berlin beginnen an diesem Tag mit dem Verkauf.
Die BVG teilte mit, dass Abos regulär immer bis zum 10. Kalendertag des Vormonats abgeschlossen werden müssen. Zum Start des Tickets am 1. Mai macht die BVG aber eine Ausnahme und bietet das Deutschlandticket für 49 Euro noch bis 20. April online an [abo.bvg.de].
Wer Schulden hatte oder hat oder eine Rechnung nicht bezahlt hat, kann beim Abo-Abschluss Probleme bekommen. Manche Verkehrsunternehmen lassen von der "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung", kurz: Schufa, die Bonität der Antragsteller prüfen, bevor sie ihnen das Deutschlandticket verkaufen.
Die Deutsche Bahn hat bereits bekannt gegeben, sie wolle die Bonität beim Abschluss eines Deutschlandticket-Abos prüfen, ebenso wie der Zahlungsdienstleister Logpay, der bei mehr als 250 Ticket-Shops des ÖPNV eingesetzt wird. So macht es auch die Berliner S-Bahn. Auch die App für das "Deutschlandticket" nutzt den Schufa-Score als Bewertungsgrundlage.
Die meisten Verkehrsunternehmen in Berlin und Brandenburg dagegen verzichten darauf, das zeigen Anfragen von rbb|24. Das offizielle Statement der BVG legt das ebenfalls nahe: "Das Deutschlandticket ist bei der BVG für alle Menschen zugänglich. Niemand muss befürchten, wegen eines negativen Schufa-Eintrags dieses attraktive Abo nicht abschließen zu können", sagt BVG-Sprecher Jannes Schwentu.
Fast alle Verbraucher, die einmal einen Kredit aufgenommen oder auch nur ein Girokonto eröffnet haben, sind bei der Schufa gelistet. Wer keinen tadellosen sogenannten Schufa-Score hat, dem kann das Unternehmen den Kauf des Tickets verweigern.
Nein, es ist personengebunden. Das Deutschlandticket kann also nicht auf andere Personen übertragen werden.
Eine Mitnahme von Kindern unter sechs Jahren ist kostenlos.
Das Ticket gilt bundesweit im gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Haltepunkte, die sich zwar außerhalb Deutschlands befinden, aber von einem der beteiligten Tarifgebiete abgedeckt werden, können erreicht werden. Ein Beispiel aus dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB): In Verkehrsmitteln der Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt/Oder kann man mit dem Ticket bis ins polnische Słubice fahren.
Das Deutschlandticket gilt nicht im Fernverkehr, sondern ausschließlich im Nah- und Regionalverkehr. Fahrten mit Schnellzügen wie IC, ICE oder EC sind nicht abgedeckt.
Auch Anbieter von Fernbusreisen wie Flixbus (inklusive Flixtrain) sind vom 49-Euro-Ticket ausgeschlossen.
In der Region sind bislang drei Regionalexpress-Linien ausgenommen: RE17, RE28 und RE56. Diese waren bereits im vergangenen Jahr vom Neun-Euro-Ticket ausgenommen. Diese Linien werden nicht von der DB Regio betrieben, sondern von der Konzernschwester DB Fernverkehr. Auf den gleichen Strecken bestehen allerdings alternative Zug-Angebote. [Mehr Informationen dazu finden Sie hier.]
In einzelnen Verkehrsverbünden können weitere Ausnahmen existieren. So sind etwa die Fähren zu den Nordseeinseln in Schleswig-Holstein ebenfalls nicht Teil des Angebots.
In Berlin und Brandenburg, also innerhalb des VBB-Verbundgebiets, darf ein Hund kostenlos mitgenommen werden.
Jeder regionale Verkehrsverbund kann selbst bestimmen, ob die Mitnahme von Hunden zugelassen ist. Wer seinen Hund im Nahverkehr mitnehmen möchte, sollte sich vor seiner Fahrt erkundigen, ob der tierische Begleiter im örtlichen Verbundgebiet ein zusätzliches Ticket braucht.
Deutsche Bahn: Wer Inhaber einer Bahncard 100 ist, kann diese ebenfalls als Deutschlandticket im Regionalverkehr nutzen.
Die BVG hatte im Vorfeld angekündigt einige ihrer Abonnementsmodelle automatisch umzustellen. Das betrifft zum Beispiel das Abo65plus, da es mehr Nutzen zu einem niedrigeren Preis biete, so das Unternehmen im Februar. In den vergangenen Wochen konnten Neukunden das Deutschlandticket bei der BVG bereits vorbestellen. Alle Stammkundinnen und -kunden sollten im Vorfeld per Post einen aktuellen Tarif-Vergleich erhalten.
Die BVG rechnet damit, dass 30 bis 40 Prozent der bisherigen Nutzerinnen und Nutzer der "Umweltkarte" treu bleiben werden. Im Gegensatz zum Deutschlandticket ist diese Monatskarte nicht personalisiert - sie kann also von mehreren Menschen genutzt werden. Außerdem können zu bestimmten Zeiten andere Personen auf der "Umweltkarte" mitfahren - beim Deutschlandticket wird das im VBB-Bereich nicht möglich sein. Dafür kostet die "Umweltkarte" etwas mehr: Ab 1. Mai sind 66,90 pro Monat für die Umweltkarte im Tarifbereich Berlin AB fällig, also 17,90 Euro mehr als für das Deutschlandticket.
Jobtickets sind Monats- oder Jahresfahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, die Unternehmen – häufig vergünstigt – bei Verkehrsgeselltschaften erwerben können, um sie ihren Arbeitnehmer:innen verbilligt oder unentgeltlich zu überlassen.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung enthält die Möglichkeit, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftigten das 49-Euro-Ticket als Jobticket bereitstellen können.
Wenn die Arbeitgeberseite dabei einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf den Ausgabepreis des Tickets gewährt, können bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent Übergangsabschlag beziehungsweise "Rabatt" auf den Ausgabepreis gewährt werden.
Für Studierende soll am 1. Mai vorerst ein "Upgrade" kommen - ausgehend vom Preis des Semestertickets sollen sie nur die Differenz zu den 49 Euro fürs Deutschlandticket zahlen. Restlos geklärt ist die Ausgestaltung aber noch nicht. Eine Dauerlösung wollen die Länder-Verkehrsminister noch erarbeiten.
Ermäßigungen für Schüler und Auszubildende sind nach Angaben des VBB derzeit nicht geplant. Auf der Internetseite heißt es, dass diese das Deutschlandticket wie alle anderen auch zum Preis von 49 Euro erhalten könnten [vbb.de].
Zur Finanzierung des Deutschlandtickets ist vorgesehen, dass der Bund den Ländern von 2023 bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro zahlt. Damit sollen die erwarteten Einnahmeverluste bei den Verkehrsunternehmen zur Hälfte ausgeglichen werden. Die andere Hälfte tragen die Länder.
Unklar ist allerdings, wer die Kosten übernimmt, sollten diese Verluste bei mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr liegen. Im Bundesrat wiesen die Vertreter der Länder auf dieses Problem hin. Nach der Abstimmung hieß es auf der Seite des Bundesrats: "Der Bund müsse auch in den Jahren 2024 und 2025 einen mindestens hälftigen Nachschuss leisten, sofern die tatsächlichen Kosten des Deutschlandtickets höher ausfallen als vom Bund angenommen." [bundesrat.de]
Das Land Berlin soll laut dem Gesetzentwurf pro Jahr 135,7 Millionen Euro zahlen; Brandenburg 32,8 Millionen Euro.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.03.2023, 19.30 Uhr
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