Trotz 350 Praxen
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) befürchtet, dass es in Berlin aufgrund einer wachsenden Stadt und der alternden Bevölkerung zu einer Personalknappheit an Kinderärzten kommen könnte. "Wir sehen mit Schrecken, dass wir in eine Situation laufen, in der wir zu wenig Personal haben werden", sagte ein Sprecher des Verbands am Mittwoch. Künftige Engpässe seien absehbar.
Laut dem Verband beschränke sich der drohende Mangel nicht nur auf Ärzte, auch in der Kinderkrankenpflege und bei den medizinischen Fachangestellten werde es bald an Nachwuchs fehlen, während viele derzeit noch Berufstätige bald in Rente gingen.
Insgesamt gebe es mit 350 Praxen in Berlin zwar statistisch eine Überversorgung, davon würden aber nur rund 180 Praxen eine hausärztliche Versorgung leisten, so der Sprecher. Die übrigen wären fachärztliche oder an Kliniksprechstunden angebundene Ärzte. „Die häusärztlichen Praxen sind voll und werden immer voller“, sagte der Sprecher, Jakob Maske.
Wie dicht das Versorgungsnetz für einzelne Eltern sei, hängt auch von dem jeweiligen Bezirk ab. Relativ schlecht sei die Lage beispielsweise in Neukölln oder Lichtenberg, andere Bezirke seien besser versorgt – tendenziell solche mit zahlungskräftigerem Klientel.
Um den sich abzeichnenden Versorgungsengpässen entgegenzuwirken, fordert der BVKJ, die Kindermedizin müsse "attraktiver" gemacht werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte dafür bereits im vergangenen Monat einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der inzwischen vom Bundestag beschlossen wurde. Damit fallen Kinderärzte als erste Fachgruppe aus dem bisher praktizierten Vergütungssystem mit Budget Obergrenzen heraus. Bisher war es so, dass erbrachte Leistungen nur dann komplett von der Krankenkasse beglichen wurden, wenn eine bestimmte Obergrenze noch nicht erreicht war. Bei den Kinderärzten sollen nun alle Leistungen in voller Höhe bezahlt werden.
Sendung: rbb 88,8, 26.04.2023, 18:00 Uhr
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