Erdogan gegen Kilicdaroglu
Bei der Stichwahl um das türkische Präsidentenamt wollen in Berlin viele Menschen abstimmen. "Wir beobachten einen großen Andrang", teilte die Türkische Botschaft am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.
Vor dem Konsulat im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, in dem bis Mittwochabend gewählt werden kann, gab es am Dienstag erneut lange Schlangen. An dem Gebäude in der Heerstraße waren Container aufgestellt. In dem Konsulat können laut Botschaft auch Wahlberechtigte aus Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern ihre Stimme abgeben.
Schon am Samstag, am ersten Tag der Stichwahl, bildete sich in der Heerstraße eine etwa 500 Meter lange Warteschlange.
Das Konsulat wird am Mittwoch noch von 8 bis 22 Uhr geöffnet sein. Voraussetzung sei laut Türkischer Botschaft, dass sich die Menschen schon vor der ersten Wahlrunde registriert haben. Bei der ersten Wahl hatten laut Botschaft etwa 64.000 Wahlberechtigte ihre Stimme im Generalkonsulat abgegeben.
In der Türkei sind rund 61 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Dazu kommen rund 3,4 Millionen im Ausland lebende Wahlberechtigte, 1,5 Millionen leben in Deutschland - sie können an insgesamt 17 Orten in der Bundesrepublik ihre Stimme abgeben.
Die Wähler sind aufgerufen, sich zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP zu entscheiden.
Erdogan gilt vor der zweiten Runde im Inland wie im Ausland als Favorit, nachdem er die absolute Mehrheit in der ersten Runde am 14. Mai nur knapp verpasst hatte.
Für die Türkei ist es die erste Stichwahl über die Präsidentschaft in ihrer Geschichte. Die 61 Millionen Wähler im Inland sind am 28. Mai erneut dazu aufgerufen, ihre Stimme für einen der beiden Kandidaten abzugeben.
In der ersten Runde hatten in der Bundesrepublik 65 Prozent für Erdogan gestimmt. Die Ergebnisse in Deutschland und im Ausland fielen für Erdogan damit deutlich besser aus als insgesamt.
In Berlin kam Erdogan nach Daten der türkischen Zeitung "Yeni Safak" [yenisafak.com], die der Regierungspartei AKP nahesteht, auf 49,2 Prozent, Kilicdaroglu auf 48,8 Prozent. "Nur 226 Stimmen" lagen zwischen Amtsinhaber und Herausforderer, sagte Kenan Kolat von der oppositionellen CHP in Berlin.
Türkinnen und Türken im Ausland konnten erstmals 2014 in eigens dafür eingerichteten Wahllokalen abstimmen. Die Regelung geht auf Erdogan zurück.
Bei den Wahlen 2018 hatte etwa die Hälfte der stimmberechtigten Türkinnen und Türken in Deutschland ihr Wahlrecht genutzt. Dabei stimmten rund 65 Prozent für Erdogan. Er schnitt auch damals in der Bundesrepublik deutlich besser ab als im Gesamtergebnis (rund 53 Prozent).
Auch Deutsche, die volljährig sind und zeitweise oder dauerhaft im Ausland leben, können unter bestimmen Bedingungen im Ausland an Wahlen in Deutschland teilnehmen [diplo.de].
Sendung: rbb24 Inforadio, 20.05.2023, 8:00 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen