Berliner Politik will Gamer als Sportler anerkennen
Zocken, daddeln, spielen: Gaming wird oft noch immer als Hobby abgetan. Dabei ist das Segment längst als E-Sport professionalisiert. Berlin bemüht sich nun um Förderung des digitalen Sports als Wirtschaftsfaktor.
E-Sport-Vereine in Berlin können sich Hoffnung auf eine Anerkennung als reguläre Sportvereine machen. Wie der rbb erfuhr, gibt es über die Parteigrenzen hinweg im Abgeordnetenhaus Bestrebungen, die Gamer genauso zu behandeln wie Sportler:innen in der analogen Welt. Das würde den E-Sportlern zum Beispiel den Zugang zur normalen Sportförderung eröffnen.
Wenn am Donnerstag in Berlin der Deutsche Computerspielepreis verliehen wird, feiern gleich sechs Nominierte ein Heimspiel: Berlin und Brandenburg sind die Herzkammer der deutschen Games-Branche. Das belegen aktuelle Zahlen aus einer Branchenstudie. Von Frank Preiss
Grüne: E-Sport sei großer Teil der Lebensrealität junger Menschen
"E-Sport ist Sport", sagt Klara Schedlich, die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. "Berlin sollte die Anerkennung unserer zahlreichen erfolgreichen und mitgliederstarken Vereine nicht außer Acht lassen." Das Land Berlin müsse zudem die Infrastruktur mit leistungsstarken Internetverbindungen und Veranstaltungsorten schaffen, um die Szene zu unterstützen. "Neben seinem wirtschaftlichen Potenzial dürfen wir nicht verkennen, dass E-Sport bereits jetzt einen großen Teil der Lebensrealität von jungen Menschen ausmacht und ungemeine Potenziale für diese birgt", so Schedlich.
E-Sport in Berlin bereits gut organisiert
Zustimmung für ihren Vorstoß erhalten die Grünen in der CDU. "Wir unterstützen die Eingliederung des E-Sport in den konventionellen Sport", sagt Ariturel Hack, Sprecher für E-Sport der CDU-Fraktion. Die digitalen Athlet:innen seien bereits in Vereinen und Ligen organisiert, die dem konventionellen Sport in nichts nachstünden. Die Aktiven würden teils anspruchsvolle Trainingsprogramme durchlaufen, sowohl für die mentale als auch die körperliche Fitness. "Seitdem Schach sowohl vom DOSB als auch vom IOC als Sportart anerkannt wird, gibt es keine schlüssige Argumentation mehr, warum dies beim E-Sport nicht der Fall sein sollte." Hack fordert, dass das Land Berlin E-Sport-Vereine als gemeinnützig anerkennt und im Rahmen des Breitensports fördert. Auch ins schulische Angebot sollte E-Sport integriert werden, etwa über Arbeitsgruppen.
Laut dem Branchenverband Game ist Berlin bereits einer der wichtigsten Standorte für E-Sport in Deutschland. Allerdings seien zum Beispiel bei der Talentförderung andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein deutlich weiter, so Verbandschef Felix Falk. "Berlin könnte sich auch noch deutlich stärker um mehr internationale Top-Turniere bemühen - das stärkt den E-Sport und auch Wirtschaft in der Stadt."
Der Games-Standort Berlin-Brandenburg wächst rasant, zeigt eine neue Branchenstudie. Jeannine Koch vom Netzwerk-Verein Medianet sieht die Hauptstadt sogar "auf dem Weg zum deutschen Games-Standort Nummer 1".
Berliner Senat will Spielebranche der Stadt zu einem Runden Tisch einladen
Die Messe Berlin hat den Markt für E-Sport bereits für sich entdeckt und richtet zurzeit das europäische Liga-Turnier für den Taktik-Shooter "Valorant" aus. Zwischen März und Juli treten dabei in Messehalle 17 Spieler aus mehreren Ländern gegeneinander an. "Die Spieltage haben bis zu 300.000 Menschen pro Spiel im Streaming live verfolgt", teilte Messe-Geschäftsführer Dirk Hoffmann auf rbb-Nachfrage mit. "Generell schätzen wir das Thema e-Sports (sic!) als äußerst spannend für die Stadt und für die Messe Berlin ein." Man prüfe derzeit, wie sich die Messe künftig im Markt etablieren kann, so Hoffmann. "Unsere Wunschvorstellung wäre natürlich eine eigene Veranstaltung auf dem Messegelände."
Der Berliner Senat will im Herbst die Spielebranche der Stadt zu einem Runden Tisch einladen. "Ich will, dass Berlin die Games-Hauptstadt Nummer 1 in Deutschland wird", hatte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey kürzlich im rbb verkündet. Zuvor hatten sich CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag bereits darauf verständigt, in Berlin eine neue Leitveranstaltung für Computer-, Konsolen- und Mobile-Spiele zu etablieren. Giffey deutete im rbb an, dass dafür auch die Abwerbung großer Spiele-Veranstaltungen aus anderen Städten eine Rolle spielen könnte. Zudem soll mit dem "House of Games" ein zentraler Anlaufpunkt für Entwickler, Dienstleister und Organisationen aus der Branche entstehen.