rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: rbb|24 Abendschau | 06.06.2023 | Marcel Trocoli Castro | Quelle: dpa/M. Schutt

Untersuchung von illegalen Drogen im Labor

Drug-Checking ab sofort in Berlin möglich

Die Zusammensetzung von Partydrogen ist oft eine unkalkulierbare Angelegenheit. Ein Projekt mit Drogentests in Beratungsstellen soll den Konsum in Berlin jetzt risikoärmer machen. Das Drug-Checking hat in der Hauptstadt eine lange Vorgeschichte.

Ab sofort können Berlinerinnen und Berliner kostenlos, anonym und legal in drei Beratungsstellen Drogen testen lassen. Das hat die Senatsverwaltung für Gesundheit dem rbb exklusiv mitgeteilt.

Bei dem Projekt namens Drug-Checking können Interessenten demnach zum Beispiel Partydrogen wie Cannabis, Ecstasy, Speed, Koks und LSD in den Beratungsstellen der Trägergemeinschaft Vista, Fixpunkt und der Schwulenberatung Berlin auf ihre Zusammensetzung und Reinheit untersuchen lassen.

Nach jahrelanger Planung und mehreren Wochen Testbetrieb ist Einrichtungsleiterin Ulrike Scherling sicher, dass Bedarf an dem Drogentest bestehe. "Berliner Feiernde sind ja auch international unterwegs, kennen das auch aus anderen Städten und haben ein großes Interesse daran, gesund und weniger schädigend zu konsumieren", sagt sie.

Ergebnis drei Tage nach Abgabe

Die Analyse der Proben erfolgt laut der Berliner Gesundheitsverwaltung im Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin (Germed). Das Ergebnis werde an die Beratungsstellen übermittelt. Die Nutzenden könnten das Ergebnis rund drei Tage nach Abgabe der Proben dort telefonisch oder persönlich abfragen, hieß es.

Mitarbeitende der Berliner Suchthilfe würden die Ergebnisse erklären und Fragen beantworten, hieß es weiter von der Gesundheitsverwaltung. Im Bedarfsfall können demnach weitere Beratungen vereinbart werden. Die Anonymität der Nutzenden bleibe gewahrt, das Angebot sei kostenfrei.

Die Idee hinter dem Projekt: Konsumierende sollen durch die Analyse der Substanzen und die damit verbundene Konsumberatung bewusstere Entscheidungen treffen und das Risiko, das immer mit einem Konsum einhergeht, minimieren.

Ampel-Koalition legalisiert Cannabis für Erwachsene

Verstehen sie Gras?

Sie haben es durchgezogen: Nach jahrzehntelangem Verbot will die künftige Bundesregierung den Verkauf von Cannabis an Erwachsene erlauben - streng kontrolliert in lizensierten Geschäften. Doch noch sind entscheidende Fragen offen. Von Sebastian Schneider

Frühzeitige Erfassung von Konsumtrends

Darüber hinaus ermögliche Drug-Checking das frühzeitige Erfassen von neuen Konsumtrends und die Identifizierung von verunreinigten Schwarzmarkt-Produkten, hieß es. Das könne dazu beitragen, ungewollte Überdosierungen zu verhindern.

"Drug-Checking ist unserer Auffassung nach erfolgreich, wenn wir gesundheitliche Schäden vermeiden können und wenn wir als Drogenhilfe Konsumierende erreichen, die durch die Drogenhilfe sonst nicht erreicht werden oder viel zu spät erreicht werden", sagt der pharmazeutische Leiter des Projekts, Tibor Harrach.

Lange Vorgeschichte in Berlin

Das Drug-Checking-Projekt hat in Berlin eine lange Vorgeschichte. Bereits Mitte der 1990er-Jahre, als die Love Parade jährlich Tausende Feiernde anzog, testete der Verein "Eve & Rave" in einem ersten Versuch Partydrogen. Dieses Testverfahren wurde dann aber verboten.

Pläne, Drug-Checking wieder einzuführen, gab es bereits im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag von 2016, sie wurden jedoch nicht umgesetzt. In anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich gibt es ähnliche Drug-Checking-Projekte schon seit Jahrzehnten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.06.2023, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen