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Audio: Antenne Brandenburg | 07.06.2023 | Britta Nothnagel | Quelle: rbb/ARD Kontraste

Brandenburger Verfassungsschutz

Anastasia-Bewegung als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft

Naturnah - aber mit rassistischer und antisemitischer Ideologie: Der Brandenburger Verfassungsschutz hat die sogenannte Anastasia-Bewegung schon seit Jahren im Blick. Nun führt er sie auch offiziell als rechsextremen Verdachtsfall.

Der Brandenburger Verfassungsschutz hat die sogenannte Anastasia-Bewegung als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft. Das erklärte Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags auf Anfrage einer Linken-Abgeordneten.

"Teile der Anastasia-Buchreihe weisen verfassungsschutzrelevante Elemente auf, die mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar sind", erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. So enthalte die Buchreihe eine in Teilen völkische, rassistische und antisemitische Ideologie.

Die Einstufung als Verdachtsfall ermöglicht dem Verfassungsschutz den Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel. Dazu zählen unter anderem die Observation und das Einholen von Auskünften über Informanten aus der jeweiligen Szene.

Esoterische, antisemitische Ideologie

Dem Anastasia-Netzwerk werden verschiedene Siedlungsprojekte zugeordnet. Wie Recherchen des ARD-Magazins "Kontraste" zeigten, gibt es mehrere solcher Projekte in Brandenburg. Ein größeres befindet sich in Grabow bei Blumenthal (Ostprignitz-Ruppin). Der brandenburgische Verfassungsschutz rechnet gegenwärtig fünf "Familienlandsitze" der Anastasia-Bewegung zu. "Das Personenpotenzial liegt im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich", führte der Ministeriumssprecher aus.

Die Bewegung beruft sich auf die Romangestalt Anastasia des russischen Gegenwartsautors Wladimir Megre, wie "Kontraste" weiter ausführt. Ihre Anhänger haben sich einer esoterisch begründeten Rückbesinnung auf die Natur verschrieben, verbunden unter anderem mit einem reaktionären Gesellschaftsverständnis. Die Anhänger gründen "Familienlandsitze" und verschreiben sich dem Prinzip der Selbstversorgung.

Ein zentrales Element in Megres Büchern ist den "Kontraste"-Informationen zufolge auch die antisemitische Erzählung einer jüdischen Weltverschwörung. So wird in den Anastasia-Büchern der Holocaust damit begründet, "dass das jüdische Volk vor den Menschen Schuld hat". Denn die Juden würden "Verschwörungen gegen die Macht anzetteln" und "versuchten, alle zu betrügen" – so ist es wörtlich in den Büchern zu lesen.

"Königreich Deutschland" plant neuen Standort

Kampf um Lychen

Das "Königreich Deutschland" will offenbar einen neuen Standort in der Uckermark aufbauen. In dem Fall könnten nach Kontraste-Recherchen Dutzende "Reichsbürger" nach Lychen ziehen. Gleichzeitig tritt die Organisation immer offener antisemitisch auf. Von Silvio Duwe und Kaveh Kooroshy

Verbindungen zur "Reichsbürger"-Szene

Eine mögliche Gefahr durch die Gruppe besteht nach Einschätzung des Verfassungsschutzes in den Anknüpfungspunkten und dem daraus entstehenden Rekrutierungspotenzial "nicht nur ins rechtsextremistische Spektrum", erklärte der Sprecher. Als Beispiele nannte er die Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter.

Zudem sprächen die Anastasia-Bücher esoterisch-ökologisch geprägte Milieus an, weshalb der Landesverfassungsschutz die Gefahr sieht, dass die Ideologie dazu geeignet sei, "auch Personen zu radikalisieren, die zuvor nicht in extremistischen Zusammenschlüssen aktiv gewesen sind".

Es gebe bereits Belege für Verbindungen der Bewegung zu Akteuren des Rechtsextremismus, der Holocaustleugner-Szene und der Reichsbürger und Selbstverwalter, betonte der Sprecher des Innenministeriums. "Es liegen beispielsweise konkrete Erkenntnisse zu Überschneidungen mit der Reichsbürgergruppierung 'Königreich Deutschland' vor."

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.06.2023, 17:01 Uhr

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