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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.08.2023 | Andrea B. Hewel | Quelle: picture alliance/Zoonar

Mit Datensammlung zur Klimaneutralität

Brandenburger Wärme-Atlas zeigt Energiefresser

40 Prozent der CO2-Emmissionen im Land gehen auf das Konto der Wärme-Erzeugung. Die Kommunen tun sich mit Alternativen schwer. Auch weil die Datenlage bislang sehr unübersichtlich ist. Jetzt gibts den Wärme-Atlas. Von Markus Woller

Wie bekommen die Brandenburger zukünftig ihre Häuser und Wohnungen warm - klimaneutral und günstig? Es ist eine der entscheidenden wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen der kommenden Jahre: Bis zum Jahr 2045 will Brandenburg unter dem Strich keine neuen schädlichen Treibhausgase wie Kohlendioxid mehr produzieren.

Die Wärmewende macht dabei einen großen Teil aus: 58 Prozent der Energie, die im Bundesland verbraucht wird, entfallen aufs Heizen und die Wärmeproduktion in der Industrie. Die Landesregierung lässt deshalb gerade ein sogenanntes Wärme-Kataster [energieportal-brandenburg.de] erstellen, dessen erster Teil am Mittwoch vorgestellt wurde.

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Kataster war Detektivarbeit

Das Kataster, das ab sofort online abrufbar ist, liefert erstmals an einem Ort zentriert detaillierte Daten zur Wärmenutzung von Gebäuden, detailgetreue Karten über die vorhandenen Fern- und Nahwärmenetze und auch über die Potenziale erneuerbarer Energien in allen Regionen in Brandenburg. "Die Datenlage war bisher lückenhaft und auf viele Quellen verteilt", sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) bei der Vorstellung des Tools in Potsdam. Die Zusammenstellung sei eine detektivische Arbeit gewesen, von der nun aber vor allem Kommunen profitieren könnten.

Die darin enthaltenen Daten zeigen auch, vor welcher Herausforderung das Land in den kommenden Jahren steht: Rund 17 Terrawattstunden an Wärme brauchten die Brandenburger und ihre Unternehmen im vergangenen Jahr fürs Heizen, das sind 17 Milliarden Kilowattstunden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wärmebedarf eines Einfamilienhauses beträgt 25.000 Kilowattstunden im Jahr.

Altbauten brauchen sehr viel Wärme

Am höchsten ist der Energiebedarf demnach in unsanierten Gebäuden, wie sie oft in den Altstädten des Landes zu finden sind. Allein auf sie entfällt fast die Hälfte des Gesamtbedarfes des Landes, heißt es im Online-Kataster. Allerdings auch, weil die unsanierten Bauten mit 350.000 auch bei weitem die meisten Gebäude im Land ausmachen. Die 55.000 Neubauten im Land verbrauchen weniger: 845 Millionen Kilowatt. 60 Prozent der Gebäude werden mit Gas beheizt- auch das lässt sich im Kataster schnell und einfach herausfinden.

Das Online-Tool zeigt, und das darf kaum verwundern, dass der weitaus meiste Wärmebedarf in den Städten besteht, vor allem in Potsdam. In den Ballungsgebieten gibt es nicht nur den höchsten privaten Verbrauch. Auch energieintensive Industrie-Ansiedlungen suchen oft die Nähe größerer Städte. Aber auch bei der Wärmedämmung zeigen sich in den Daten Unterschiede: "Wir sehen im Speckgürtel um Berlin herum relativ viele Neubauten. Im ländlichen Bereich zeigt sich eher ein schlechter Sanierungszustand mit einem hohen Wärmebedarf", sagt Projektleiter Philipp Melzer von der Beratungsfirma Con Energy, "Da muss zukünftig mehr getan werden."

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Hohe Detailgenauigkeit

Die Angaben des Tools beziehen sich auf das Jahr 2022, sollen aber zukünftig ständig aktualisiert werden. Das Land spricht damit vor allem Kommunen an, bei denen viele gerade vor der enormen Aufgabe stehen, bis spätestens 2028 erstmals eine kommunale Wärmeplanung erstellen zu müssen. Dafür benötigen sie eine fundierte und vor allem bis auf einzelne Straßenzüge genaue Datenlage, um beispielsweise neue Fernwärmenetze oder Heizkraftwerke zu planen. Das neue Kataster bietet genau eine solche Detailtreue, mit der die Kommunen dann weiterarbeiten können.

Private Hausbesitzer könnten sich dafür interessieren, wo in ihrer Nähe die nächsten Wärmenetze verlaufen, um abzuschätzen, ob sie zukünftig an ein solches angeschlossen werden könnten. Auch diese Daten sind abrufbar. Mit der Gemeinde abgesprochen, erspart dies im Zweifel sogar die Umrüstung der eigenen Heizung.

Tool soll in die Zukunft schauen können

Als Planungshilfe für die Gemeinden sind auch Daten über mögliche Wärmequellen und andere Potenziale für erneuerbare Energien abrufbar. So zum Beispiel Geothermie-Standorte, Möglichkeiten der Nutzung von Abwärme aus Abwasser oder Seethermie.

Zukünftig soll es in der Online-Version des Wärme-Katasters auch ein Prognose-Tool geben, mit dem Kommunen die voraussichtliche Entwicklung in ihrer Region modellieren können.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.08.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Markus Woller

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