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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 28.10.2023 | Theresa Majerowitsch | Quelle: rbb

rbb-Datenabfrage

So lange dauert die Bearbeitung von Wohngeldanträgen in Brandenburg

Das neue Wohngeld verspricht mehr Hilfe für mehr Haushalte. In Brandenburg kommt es deshalb aber auch zu längeren Wartezeiten für die Antragsstellerinnen und Antragssteller. Eine rbb-Anfrage in den Landkreisen zeigt große Diskrepanzen.

Seit der Wohngeldreform zu Beginn des Jahres haben bundesweit zwei Millionen Haushalte mit kleinen Einkommen Anspruch auf Wohngeld. Nach Angaben der Bundesregierung sind das etwa dreimal so viel wie zuvor.

Auch in Brandenburg steigen die Zahlen seitdem deutlich, wie eine rbb-Anfrage an die Landkreise ergeben hat. Dreimal so viele Anträge sind es nur in wenigen Gebieten. Selbst bei geringeren Antragszahlen schnellen allerdings in einigen Landkreisen und Städten die Bearbeitungszeiten in die Höhe, andere wiederum kommen trotz steigender Zahlen weiterhin hinterher. Vor allem in Potsdam müssen Antragsstellerinnen und Antragssteller derzeit monatelang warten. Die Landeshauptstadt ist mit fünf Monaten Wartezeit trauriger Spitzenreiter.

rbb|24 fragte bei allen Landkreisen und kreisfreien Städten an, wie sich die Zahl der Anträge nach der Wohngeld-Reform verändert hat und wie lange die derzeitige Bearbeitungsdauer ist. Nur die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Havelland, sowie die kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel antworteten bis zum Wochenende nicht. Unter den übrigen 15 Landkreisen und Städten zeigen sich teilweise große Unterschiede, sowohl was die Zahl der Anträge als auch die Bearbeitungsdauer angeht.

Große Unterschiede in den Landkreisen und Städten

Lange Wartezeiten gibt es derzeit in Märkisch-Oderland und Cottbus: 10 bis 15 Wochen sind es in Cottbus, 12 bis 14 in Märkisch-Oderland. Während die Zahl der Anträge in Cottbus allerdings gleichzeitig am geringsten von allen Landkreisen und Städten stieg - nur um rund 16 Prozent - muss Märkisch-Oderland mit der von der Bundesregierung prognostizierten Verdreifachung fertig werden.

Ein Sprecher des Landkreises Märkisch-Oderland teilte dem rbb zur Frage nach den langen Wartezeiten mit, der Anstieg sei nicht überraschend gekommen. Die Bearbeitungszeit sei allerdings so lang, weil die Einarbeitung zusätzlicher Mitarbeiter mehr Zeit in Anspruch genommen habe als erhofft. Das Ziel bliebe eine zeitnahe Bearbeitung der Anträge.

In vielen Landkreisen dauert die Bearbeitung unter zehn Wochen

Die höchste Steigerung der Antragszahlen weist die Prignitz auf - hier allerdings sind die Wartezeiten mit gerade einmal zwei bis sechs Wochen vergleichsweise kurz. Ähnlich wie im Landkreis Spree-Neiße, der ebenfalls hohe Steigungen der Antragszahlen aufweist, aber eine weiterhin schnelle Bearbeitung von vier bis sechs Wochen schafft. Am schnellsten geht es in Oberspreewald-Lausitz mit der Bearbeitung. Gerade einmal zwei bis vier Wochen müssen Antragsstellerinnen und Antragssteller hier auf eine Antwort warten.

Die meisten Landkreise gaben Werte unter zehn Wochen an, umso erstaunlicher sind die fünf Monate Wartezeit, die die Stadt Potsdam derzeit veranschlagt. Die Potsdamer Neuen Nachrichten [pnn.de; Bezahlschranke] hatten jüngst mit einem Rentner gesprochen, der bereits seit über fünf Monaten auf seinen Bescheid wartet, der Mann sprach auch mit rbb24 Brandenburg aktuell über seinen Fall und war der Ausgangspunkt der landesweiten Datenrecherche.

In seinem Fall bedeutet die lange Wartezeit eine extreme Einschränkung der Lebensqualität. Von 900 Euro Rente muss Bernd Lange derzeit 568 Euro in seine Miete investieren, die Angst vor steigenden Mietkosten führt dazu, dass er sparsam wäscht, kaum heizt und sich spartanisch ernährt. Aus angekündigten 16 Monaten Wartezeit wurden in seinem Fall 24. Keine Ausnahme, wie die Datenauswertung zeigt, zumindest in Potsdam.

 

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 28.10.2023, 19:30 Uhr

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