rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.11.2023 | Friedrich Herkt | Quelle: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Protest gegen Bundesregierung

Viele Apotheken blieben am Mittwoch aus Protest geschlossen

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung haben sich am Mittwoch zahlreiche Apothekerinnen und Apotheker aus den ostdeutschen Bundesländern in Dresden versammelt. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sollten bis zu 3.000 Apotheken in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Rahmen des Protests geschlossen bleiben. An der Kundgebung nahmen nach erster Einschätzung der Initiatoren mehr als 2.000 Menschen teil.

Interview | Apotheker-Protest gegen Lauterbach

"Dass jemand sowas auf seinen Kassenbon druckt, können wir gut nachvollziehen"

Alle 17 Stunden macht eine Apotheke in Deutschland dicht. Den Apothekern und ihren Verbänden nach liegt das auch an der Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Eine Apotheke in Brandenburg protestiert sogar auf dem Kassenbon.

"Unser Protest ist ein Protest für die Zukunft der Apotheke vor Ort, für unseren Nachwuchs und für unsere Patientinnen und Patienten", erklärte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes. Er richte sich gegen die Entscheidungsträger, die den "Versorgungsauftrag als Apotheken infrage stellen und notwendige finanzielle Anpassungen aussitzen wollen".

"Großer Frust" unter Apothekern

Die Teilnehmenden des Protests fordern unter anderem mehr Geld. Laut ABDA stehen die Apotheken unter "immensem wirtschaftlichen Druck". Lieferengpässe, gestiegene Betriebskosten und Personalmangel bereiteten ihnen zunehmend Probleme. Die Gehälter sind den Verbandsangaben zufolge seit 2004 nicht gestiegen. Die Zahl der Apotheken in Deutschland nehme in Folge seit Jahren ab.

Der Apotheker-Protest in Osten ist der vierte Protesttag der Apothekerschaft. Zuvor hatte es im November bereits Kundgebungen und Apotheken-Schließungen in Nord-, West- und Süddeutschland gegeben.

"Die Versorgung ist in allen Bezirken über die Notdienstapotheken gewährleistet", versicherte Stefan Schmidt, Pressesprecher des Berliner Apotheker-Vereins, gegenüber der Nachrichtenagentur DPA im Vorfeld. Die entsprechenden Apotheken konnten Aushängen oder der Webseite aponet.de entnommen, sowie unter der 116 117 erfragt werden.

Personalmangel

Brandenburger Apotheken dürfen Öffnungszeiten kürzen

Die Apotheken leiden unter Personalmangel. Vor allem auf dem Land schließen deshalb immer mehr von ihnen, so die Brandenburger Apothekerkammer. Um das zu verhindern, müssen sie jetzt nur noch Mindestöffnungszeiten anbieten.

50 Berliner Apotheken in 2023 zugemacht

Zwischen Januar und September dieses Jahres hätten bundesweit 335 Apothekengeschäfte zugemacht. Allein in Berlin seien es 50 gewesen. "Der Rückgang der Apothekenzahl muss dringend gestoppt werden", sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Laut Overwiening plane die Bundesregierung eine "Zwei-Klassen-Versorgung", weil viele Apotheken künftig keine Notdienste oder Arzneimittel-Herstellungen mehr anbieten müssten.

Der eintägige Protest am 29. November in den fünf ostdeutschen Bundesländern knüpfte nahtlos an die vorherigen Proteste mit jeweils regionalen Apothekenschließungen in Nord-, West- und Süddeutschland an. An den vorherigen Wochenenden gab es Kundgebungen in Stuttgart, Dortmund und Hannover.

Sendung: Inforadio, 28.11.2023., 12:07 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen