Berliner Schulen sollen Krieg in Nahost zum Unterrichtsthema machen
Der Krieg im Nahen Osten hat längst Berlins Schulen erreicht. Die Bildungsverwaltung spricht sich dafür aus, nach den Herbstferien ab Montag den Krieg im Unterricht zu thematisieren. Elternvertreter fordern weitere Unterstützung für Lehrkräfte.
Der Krieg im Nahen Osten soll nach den Vorstellungen der Berliner Senatsbildungsverwaltung nach den Herbstferien ab Montag ein Thema an den Schulen sein.
"Die Behandlung der Ereignisse im Unterricht einschließlich des Austausches kontroverser Positionen dazu ist zulässig und ausdrücklich erwünscht", sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben den Schulen bereits Unterrichtsanregungen, Online-Fortbildungen und Materialsammlungen zur Verfügung gestellt." Wichtig sei, Gesprächsangebote für Schülerinnen und Schüler zu machen, um gemeinsam und gegebenenfalls auch mit externen Kooperationspartnern auf die verschiedenen Perspektiven einzugehen und diese aufzuarbeiten.
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel kommt es an einer Neuköllner Schule zu einer Auseinandersetzung. Ein Lehrer und zwei Schüler geraten aneinander, nachdem einer der beiden Schüler die Palästina-Flagge auf dem Schulhof zeigt.
Bildungsverwaltung weist auf Präventionsbeamte der Polizei hin
Bei Bedarf sei die Schulaufsicht stets ansprechbar. "Die Schulen können sich außerdem externe Unterstützung in den Bereichen Demokratiebildung, Antisemitismusprävention und Erläuterung des Nahost-Konflikts ins Haus holen", erläuterte der Sprecher. "Sollte der Schulfrieden gefährdet sein, kann in besonderen Fällen auch der Präventionsbeamte der Polizei kontaktiert werden."
Zum Thema verstärkter Wachschutz ist die Bildungsverwaltung nach eigenen Angaben mit den Bezirken und der Senatsfinanzverwaltung in engem Austausch. Sie unterstütze den Wunsch, wenn einzelne Schulen hier Bedarf sehen.
Auch an manchen Berliner Schulen zeigen Menschen Sympathie für den Hamas-Terror in Israel. Nun reagiert die Bildungssenatorin. Doch ihr Vorgehen sorgt auch für Widerspruch.
Bildungssenatorin erwartet erneut antisemitische Äußerungen
Noch in der letzten Ferienwoche hatte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch im ZDF-"Morgenmagazin" erklärt, sie rechne mit einer weiterhin angespannten Lage an den Schulen. "Es wird Schüler geben, die Fragen haben", so die CDU-Politikerin. "Wir gehen davon aus, dass wir auch wieder Hass-Bekundungen haben und antisemitische Äußerungen."
Nach Einschätzung der Berliner Elternvertretung müssen Konflikte in Schulen vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der Hamas mit pädagogischen Mitteln gelöst werden. "Man sollte erst die Möglichkeiten der Pädagogik nutzen und dann auf Verbote zurückgreifen", sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise.
Die Berliner Bildungssenatorin Günther-Wünsch hat das Verbot von palästinensischen Symbolen an Berliner Schulen verteidigt. Der Schulfrieden müsse gewahrt werden. Beim Schulbeginn nach den Ferien müsse "mit allem" gerechnet werden.
Lehrkräfte brauchen Fingerspitzengefühl
Wichtig sei, dass es Lehrkräften gelinge, mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen, das aber nicht zu erzwingen: "Die Lehrkräfte sollten schon ein gewisses Fingerspitzengefühl für dieses Thema haben und ihre Fühler ausstrecken, ob es Gesprächsbedarf gibt", sagte Heise. "Es bietet sich immer an, das vorher mit den Schülern zu besprechen und dann vorzubereiten."
Nach Einschätzung der Elternvertreter sind sichtbare Konflikte vor dem Hintergrund des Krieges zwischen der islamistischen Hamas und Israel bisher auf einzelne Schulen beschränkt geblieben. "Wir haben in Berlin kein flächendeckendes Problem, sondern punktuelle Herausforderungen. Auf die muss reagiert werden", sagte Heise.
"Die Schulen sind sensibilisiert, die wissen, was sie erwartet", so der Elternvertreter. "Da, wo es mehr Unterstützung braucht, sollten Schulen sich melden und ihren Bedarf formulieren", sagte Heise. "Wir haben positiv registriert, dass es für Lehrkräfte bereits Unterstützungsangebote gegeben hat und hoffen, dass sie fortgesetzt werden."