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Video: rbb24 Abendschau | 23.11.2023 | Jo Goll | Quelle: dpa/AP/Markus Schreiber

Preis für Lehrer aus Burg

"Wir müssen uns für nichts entschuldigen"

Mit einem Brandbrief haben Laura Nickel und Max Teske rechtsextreme Umtriebe an einer Schule in Burg öffentlich gemacht. Wenig später haben die beiden Lehrer Burg verlassen, der Druck war zu groß. Jetzt werden sie für ihr Engagement ausgezeichnet. Von Jo Goll

Sie wirken entspannt: Von den Anfeindungen, denen sie ausgesetzt waren, ist Max Teske und Laura Nickel nichts anzumerken. Die beiden haben bewegte und vor allem anstrengende Wochen und Monate hinter sich. An der Grund- und Oberschule Burg, in der sie bis vor vier Monaten gearbeitet haben, hatten sie sich wegen rechtsextremistischer Vorfälle zunächst an ihre Schulleitung und dann, als diese nicht tätig wurde, mit einem Brandbrief an den rbb und weitere Medien gewandt.

Angefeindet in Burg

In dem Schreiben machten sie unter anderem Hakenkreuz-Schmierereien und Hitler-Grüße von Schülerinnen und Schülern öffentlich und lösten damit eine breite Debatte über den Umgang mit Rechtsextremismus an Schulen in der gesamten Region aus. Das Interesse der Medien an den Erfahrungen der beiden Lehrer war enorm.

In Burg (Spree-Neiße) selbst wurden sie dagegen als Nestbeschmutzer geächtet und angefeindet. Aufkleber mit Fotos der beiden und der Aufforderung, sie sollten nach Berlin verschwinden, tauchten auf; auf Instagram wird zur Jagd auf die Lehrkräfte aufgerufen. Anfang Juli wurde der Druck zu groß: Teske und Nickel beantragten ihre Versetzung und wechselten zum neuen Schuljahr an andere Schulen.

Spree-Neiße

Lehrer prangern in offenem Brief rechte Vorfälle an Brandenburger Schule an

Hitler-Gruß, rassistische und rechtsextreme Sprüche: Lehrer einer Schule im Spree-Neiße-Kreis haben sich mit einem offenen Brief an verschiedene Medien gewandt. Darin schreiben sie von täglichen rechten Vorfällen. Von Jo Goll

"Wir haben alles richtig gemacht"

Die beiden sind überzeugt, dass der Brief die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt war. "Wir haben mit diesem Brief den Finger tief in die Wunde gelegt", so Max Teske. "Der Preis zeigt mir, dass wir alles richtig gemacht haben und uns für nichts entschuldigen müssen."

Die Rede ist vom Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus der Jüdischen Gemeinde Berlin und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Nickel und Teske bekommen ihn am Donnerstag für ihr Engagement verliehen - im Rahmen eines feierlichen Spenden-Dinners im Hotel Adlon.

"Brandbrief war die richtige Entscheidung"

Laura Nickel freut sich über die Anerkennung und ist der Ansicht, dass sie das Richtige getan hat, trotz der gegen sie gerichteten Hetze und Drohungen. "Von Bereuen kann nicht die Rede sein", sagt sie. "Die Nachricht, dass wir diesen Preis bekommen, war eine riesige Motivation, weiterzumachen. Ich fühle mich in meinen Bemühungen bestätigt und gewürdigt."

Quelle: AP

Aus Burg regelrecht vertrieben

Der Schritt, Burg zu verlassen, sei ihnen nicht leichtgefallen, sagen die beiden. Am Ende hätten sie sich aber nicht mehr sicher gefühlt in der Kleinstadt. Beide haben Familie - allein schon aus dieser Verantwortung sahen sie sich gezwungen, ihr gewohntes Umfeld aufzugeben.

"Mein Weggang aus der Heimat war nicht immer einfach", sagt Max Teske. "Man musste viel zurücklassen, was man über viele Jahre sehr geschätzt hat. Mittlerweile lebe ich an einem anderen Ort. Die neue Schule ist offen und vertritt klare Positionen. In den jetzigen Zeiten ist es sehr wichtig, starke Kolleginnen zu haben."

Wo er jetzt lebt und an welcher Schule er arbeitet, will er nicht sagen. Zu frisch ist offenbar noch der Eindruck dessen, was er in den vergangenen Monaten erlebt hat.

Spree-Neiße

Auch Schüler beschreiben in Brief rechte Vorfälle an Schule in Burg

In einem Brief schildern Lehrkräfte aus dem Spreewald in Brandenburg rechtsextreme Vorfälle an einer Schule. Nun haben sich auch Schüler in einem Brief zu den Zuständen geäußert. Der Verfassungsschutz sieht teils Einfluss von Rechtsextremen in der Sozialarbeit.

Nickel wäre gern geblieben

Auch Laura Nickel hat ihr gewohntes Umfeld verlassen. Sie unterrichtet inzwischen an einer anderen Schule in Brandenburg. Die Wucht, mit der sie aus Burg regelrecht vertrieben wurde, habe sie schon beeindruckt, sagt Nickel. "Dass äußere Umstände am Ende so schwerwiegend waren, dass mir keine andere Wahl blieb, als zu gehen, empfinde ich als traurig", sagt sie im Interview mit rbb24 Recherche. Sie habe sich an ihrer alten Schule wohl gefühlt und wäre gern geblieben, betont sie.

An ihrem neuen Arbeitsplatz nimmt sie eine andere Stimmung wahr. "In der neuen Schule habe ich den Eindruck, dass es insgesamt aufgeschlossener und weltoffener zugeht. Die Schulleitung hat bezüglich des Themas eine klare Haltung und drückt diese auch aus. Wir haben mehr Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund, die allesamt gut integriert sind", berichtet sie.

Auszeichnung auch für Pfarrer Lukas Pellio

Der Preis für Zivilcourage geht außer an Nickel und Teske auch an Pfarrer Lukas Pellio aus Spremberg (Spree-Neiße). Auch er engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus in Südbrandenburg - auch er ist Anfeindungen ausgesetzt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.11.2023

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Beitrag von Jo Goll, rbb24 Recherche

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