Übergangslösung
Erst am Wochenende scheiterte die Abstimmung für einen neuen Landesvorstand bei den Berliner Grünen. Nun scheint es eine Lösung zu geben: Nina Stahr will für das Amt kandidieren - allerdings wäre eine Wahl der 41-Jährigen mehr als ungewöhnlich.
Die Bundestagsabgeordnete Nina Stahr will für das Amt der Landesvorsitzenden der Grünen in Berlin kandidieren. Das bestätigte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Bettina Jarasch, dem rbb. Sie ist Teil der siebenköpfigen Findungskommission der Realos.
Die Kommission war zusammengetreten, nachdem auf dem Landesparteitag der Berliner Grünen am vergangenen Samstag Tanja Prinz als Kandidatin des Realoflügels für den Parteivorsitz dreimal durchgefallen war. Jarasch begründete die Kandidatur von Nina Stahr damit, dass die Partei nun eine Person brauche mit Ruhe, Erfahrung und Ansehen in der Breite der Partei.
Die 41-jährige Nina Stahr war schon einmal fünf Jahre lang Parteivorsitzende der Grünen, bevor sie in den Bundestag einzog. Dass die Wahl auf Stahr fällt, ist ungewöhnlich, weil die Berliner Grünen sehr auf die Trennung von Amt und Mandat achten. Wer ein Mandat im Bundestag oder anderswo ausübt, kann bei den Grünen eigentlich nicht zusätzlich ein Parteiamt übernehmen. Jarasch verteidigte die Kandidatur dennoch. Stahr werde im Falle ihrer Wahl übergangsweise den Landesvorsitz parallel zu ihrem Bundestagsmandat ausüben.
Dieser Übergang werde maximal bis zum nächsten Landesparteitag im Mai kommenden Jahres dauern. Ausdrücklich unterstützt wird diese Übergangslösung vom zweiten Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Abgeordnetenhaus, Werner Graf. Als Vertreter des linken Parteiflügels der Grünen betonte er, wie dankbar er Nina Stahr dafür sei, dass sie jetzt Verantwortung übernehme. "Deshalb werbe ich auch in der Partei dafür, dass wir Nina gemeinsam tragen", so Graf.
Werner Graf kennt Nina Stahr gut. Zusammen mit ihr führte er von 2016 bis 2021 die Berliner Grünen. Nina Stahr will sich nun am Mittwochabend den Delegierten zur Wahl stellen. Dann nämlich soll der Grünenparteitag fortgesetzt werden, der am Samstag nach den gescheiterten Wahlgängen zum Parteivorsitz unterbrochen wurde.
Nina Stahr zählt zum Realoflügel ihrer Partei, ist 41 Jahre alt und von Beruf Lehrerin. Bevor sie Parteivorsitzende wurde, saß sie fünf Jahre lang für die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung in Steglitz-Zehlendorf. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.
Sendung: rbb24, 12.12.2023, 13:00 Uhr
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