Vorwurf von Antisemitismus
"Nichts Persönliches - aber nicht im Zenner": Ein Veranstaltungort in Berlin lehnte eine jüdische Party in ihren Räumlichkeiten ab. Daraufhin wurde der Vorwurf des Antisemitismus laut. Nun räumt das Zenner das Fehlverhalten eines Mitarbeiters ein.
Der Berliner Veranstaltungsort Zenner Berlin im Treptower Park hat sich für seine Absage an einen jüdischen Partyveranstalter entschuldigt. "Wir möchten uns für die klar als antisemitisch zu bewertende Aussage in der Email unseres Mitarbeiters entschuldigen", teilte das Gasthaus Zenner am späten Samstagabend dem rbb mit.
Zuvor war bekannt geworden, dass ein Zenner-Mitarbeiter eine Anfrage der Veranstalter des jüdischen "Karneval de Purim", ihre Party bei Zenner ausrichten zu wollen, abgelehnt hatte mit den Worten: "Ich finde es ziemlich unglaublich, dass Sie bei der derzeitigen Lage der Dinge bereit sind, einen jüdischen Karneval zu feiern. Nichts Persönliches, aber nicht bei Zenner". In den sozialen Medien zog die von "Karneval de Purim" verbreitete Absage Kritik auf sich.
Auf ihrer Instagram-Seite kritisierte "Karneval de Purim" die anfängliche Entscheidung des Gasthauses. "Das derzeitige politische Klima weckt alle Dämonen und ermöglicht es denjenigen, die sich normalerweise als aufgeschlossen und integrativ präsentieren, ihr antisemitisches Wesen zu offenbaren."
Da der "Karneval de Purim" im angestammten Veranstaltungsort Ritter Butzke nach eigenen Angaben nicht mehr fortgesetzt werden konnte, waren die Macher auf der Suche nach einer neuen Location und wendeten sich an das Zenner. Via Instagram schrieben die Karneval-Macher: "Nachdem es uns nicht möglich war, den Purim-Karneval in seinem natürlichen Lebensraum – Ritter Butzke – fortzuführen, versuchten wir, einen Veranstaltungsort zu finden, der groß genug war, um dem Konzept zu entsprechen: Eine weltoffene, nicht-exklusive jüdische Feier in einem etablierten Berliner Technoclub." (Anm. d. Red: deutsche Übersetzung des englischen Zitats)
Zenner wolle den Fehler intern aufarbeiten und das gesamte Team weiterbilden und sensibilisieren, hieß es. Den "Karneval de Purim"-Veranstaltern bot Zenner an, die Veranstaltung doch bei sich stattfinden zu lassen und den potenziellen Gewinn des Abends an die Ofek-Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt sowie an die Graswurzelbewegung "Standing Together" zu spenden, die sich für Frieden zwischen jüdischen und palästinensischen Bürgern Israels einsetzt. "Die Entscheidung, ob das Angebot angenommen wird, liegt natürlich allein bei dem Karneval de Purim - Team", teilte das Zenner weiter mit.
Am Sonntagnachmittag äußerten sich die Macher des "Karneval de Purim" dann via Instagram: "Wir akzeptieren die Entschuldigung von Zenner und hoffen, dass der Veranstaltungsort hinter seinem Engagement für eine ordnungsgemäße Bewertung des Vorfalls und die dringend benötigte Schulung für seine Mitarbeiter steht", hieß es in dem Statement. "Wir haben uns jedoch entschieden, die Einladung, den Karneval de Purim 2024 im Zenner abzuhalten, abzulehnen." Das Zenner sei jedoch herzlich eingeladen, unabhängig von der Entscheidung an die genannten NGOs zu spenden.
"Wir möchten uns auch bei Veranstaltungsorten wie Anomalie, About Blank und Birgit bedanken, die uns angeboten haben, die Veranstaltung dort durchzuführen." Die Zukunft des "Karneval de Purim" sei allerdings ungewiss, teilten die Veranstalter mit. "Das aktuelle politische Klima sowie der anhaltende Konflikt machen es uns emotional, aber auch finanziell sehr schwer, eine Produktion dieser Größenordnung auf die Beine zu stellen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.12.2023, 14:00 Uhr
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